The Archronology of Love (von Caroline M. Yoachim)

Saki Jones hat ihren Gatten verloren. Er ist vor ihr auf einer Forschungskolonie angekommen. Daher hat ihn die Seuche, die die Kolonie heimgesucht hat, getötet, bevor sie ihn wiedersehen konnte. Nun ist Saki als Chefwissenschaftlerin damit betraut, die Ursachen der Seuche herauszufinden. Dafür eignen sich die modernen Aufnahmetechnologien, die es erlauben, die Vergangenheit einmalig zu rekonstruieren. Innerhalb ihrer MIssion gibt es jedoch Stimmen, die bezweifeln, dass Saki die Untersuchung objektiv durchführen kann. Saki lässt sich nicht beirren, findet den tragischen Grund für den Ausbruch der Seuche heraus und hat einen letzten Moment mit einem durch außerirdische Technologie erzeugten Abbild ihres Gatten.

Saki Jones Situation ist sehr interessant. Sie ist von dem Verlust ihres Partners tief getroffen und arbeitet hart daran, die neue Realität zu akzeptieren. Sie hat daher einen unbändigen Drang, die Hintergründe der Seuche zu erklären, aber auch die große Hoffnung, dass ihr Gatte trotz aller Widrigkeiten überlebt hat. Gleichzeitig trägt sie die Verantwortung für ihre Mission und alle ihre Untergebenen. Diese Verantwortung beschränkt sich nicht nur darauf, einen weiteren Ausbruch der Seuche zu verhindern, sondern auch mit den menschlichen und materiellen Ressourcen so sparsam wie möglich umzugehen. Saki sieht sich daher rasch mit Kollegen konfrontiert, die ihre Eignung bezweifeln. Yoachim stellt gleich zu Beginn zwei Ansätze vor, mit denen die Herkunft der Seuche entdeckt werden könnte. Saki sieht sich mit einer erfahrenen Kollegin konfrontiert, die einen anderen Ansatz präferiert und dennoch Sakis Autorität immer wieder gegen Wissenschaftler verteidigt, die sie generell für emotional zu befangen halten. Dieser Konflikt, in dem Saki sich durchaus selbst hinterfragt, ist sehr gut dargestellt. Leider verliert er im Verlauf der Erzählung etwas an Bedeutung. Am Ende ist es für Saki durchaus die richtige Entscheidung, sich selbst in Gefahr zu bringen. Dadurch zeigt sie, dass die Befürchtungen ihrer Teammitglieder, dass Saki emotional befangen ist, berechtigt waren.

Der Geschichte ist die Technologie der „Chronology“ wichtiger. Hierbei handelt es sich um eine Aufzeichnungstechnik, mit der die Vergangenheit rekonstruiert werden kann. Anhand dieser Daten versuchen Saki und ihre Teammitglieder herauszufinden, was auf der Kolonie geschehen ist. Saki erkennt, dass ihr Gatte ihr Hinweise auf einen Ort in der Zukunft gegeben hat, wo er als mentaler, von Aliens erzeugter Abdruck für eine letzte Unterhaltung auftaucht. Das ist emotional, es ist ein inniger Abschied und das Ende einer großen Liebe. Die Technik, die diesen Moment ermöglicht, ist faszinierend, aber nicht immer nachvollziehbar. Dadurch wirkt dieser Abschied sehr distanziert, gedanklich versucht man noch die Vorgänge zu verstehen, während sich das Ehepaar längst verabschiedet. „The Archronology of Love“ ist eine Liebesgeschichte, wie Beginn und Ende sehr direkt anmerken. Tatsächlich sind Sakis Verlustgefühle und ihre Verzweiflung aber sehr viel nachvollziehbarer als der übertechnisierte und dadurch abstrakte Höhepunkt, der nach einer letzten Unterhaltung den Leser mit der kühlen Botschaft, die Zukunft sei wunderbar, entlässt. Da wünscht man sich, die Erzählung hätte Saki ihre Verzweiflung selbst überwinden lassen.

Die Erzählung „The Archronology of Love“ von Caroline M. Yoachim ist 2019 im „Lightspeed„-Magazin erschienen und auf der Seite des Magazins frei verfügbar zu lesen. Sie ist außerdem für den Hugo Award 2020 in der Kategorie „Best Novelette“ nominiert. 

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