Melange (von Ian Rolf Hill)

Olivia und ihre Krieger des Lichts sind von einem Organismus aus der Zukunft beeinflusst. Sie haben einen ungeheuren Bedarf an Energiequellen, am Besten mit radioaktiven Elementen. Dabei hinterlassen sie eine Schneise der Verwüstung, da sie radioaktive Ablagerungen auch aus Menschen entnehmen. Matt und seine Begleiter sind der Gruppe auf den Fersen. Denn der Organismus ist zugleich die einzige Chance, die immer häufiger auftauchenden Dimensionsverschiebungen auf der Erde zu stoppen und damit unsere Dimension vor der Zerstörung zu bewahren.

Der Auftakt des Hefts ist sehr spannend. Das liegt daran, dass Krieger des Lichts eine interessante Gruppe sind. Sie alle sind von der Regierung in Washington enttäuscht worden und haben es nicht geschafft, in der Armee oder anderswo einen Job zu finden. Ihre Anführerin Olivia wurde von Feinden der Washingtoner Regierung manipuliert. Dadurch gingen die vier Krieger ausgerechnet gegen die Kräfte vor, die für ihre Werte einstanden. Während ihre gewaltsamen Mittel unangemessen sind, kann man die Motive aller gut nachvollziehen. Letztlich handelt es sich um vier Individuen, die einen Fehler begangen haben und nun auf der Flucht sind. Das bietet die Möglichkeit, die Krieger des Lichts nicht nur als Antagonisten zu positionieren. Tatsächlich erlebt man wie der Organismus Stück für Stück Olivia und ihre drei (männlichen) Begleiter korrumpiert. Nicht alle Krieger nehmen dies widerstandslos hin, es dauert eine Weile bis der letzte Widerstand gegen das gewaltsame Morden für Energie gebrochen ist. Dieser Prozess ist zwar spannend, aber auch etwas hektisch erzählt. Denn der Hauptteil des Hefts besteht aus der Verfolgung der Krieger des Lichts, wodurch für den Auftakt weniger Platz im Heft vorhanden ist. Das ist schade, der spannende Beginn zeigt, das ein weiteres Heft aus der Perspektive der Krieger – deren Persönlichkeiten und im Grunde guten Absichten möglicherweise die Übernahme durch den Organismus überlebt haben – eine deutlich bewegendere Handlung produziert hätte.

Unter dem Einfluss des Organismus lechzen die Krieger des Lichts nach Energie, wobei sie mit Vorliebe radioaktives Material verzehren. Das treibt sie in die Ruinen von Cincinnati in Ohio. In der Nähe der Stadt gab es ein Atomkraftwerk und damit ausreichend radioaktives Material, um den Hunger wenigstens für eine Weile zu stillen. Matt und seine Begleiter verfolgen die Gruppe dorthin. Obwohl das Abenteuer beziehungsweise der Verfall der vier Krieger spannender erscheint, ist diese Reise ebenfalls sehr faszinierend. Hill gelingt es sehr gut, Matts Verbundenheit mit Cincinnati, seinen Schmerz über den Anblick der Ruinen und das Mitgefühl Aruula und Rulfans in Szene zu setzen. Außerdem garniert er seinen „Stadtausflug“ mit eindringlichen Beispielen der horrenden Auswirkungen von Radioaktivität. Denn der verstrahlte Atommüll in Cincinnati hat eine wahrlich grausame Mutation entstehen lassen, die das Leben in der Stadt beherrscht. Das ist atmosphärisch stark, durch das geschickte Auftauchen einer Kinderbande bewegend und führt zu einem ereignisreichen Höhepunkt.

Während das Heft also einen gelungenen, actionreichen Abschluss erhält, ist der Cliffhanger ein wenig enttäuschend. Anstatt der erwarteten Konfrontation mit den Kriegern des Lichts wird der Showdown erst einmal vertagt, Matt und seine Gefährten verlieren ihre Spur. Und während Matt, Aruula und der Archivar das Auftauchen eines neuen Parallelweltareals untersuchen, verfolgt Rulfan die Gruppe allein. Natürlich ist es wichtig, die Auswirkungen einer neuen Dimensionsverschiebung so bald wie möglich zu untersuchen. Andererseits erscheint es noch viel wichtiger, den Verschiebungen schnellstmöglich ein Ende zu setzen. Daher erscheint Matts Prioritätensetzung etwas verwunderlich. Immerhin besteht so die Möglichkeit, das Potential Olivias und ihrer drei Begleiter in einem der folgenden Hefte auszunutzen. Außerdem warten die Leser nun schon seit einigen Heften auf eine weitere der immer gelungenen Konfrontationen mit einer Parallelwelt. Der Cliffhanger verspricht also mindestens eine interessante Reise ins Unbekannte.

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