A Catalog of Storms (von Fran Wilde)

Sila ist die jüngste Tochter in ihrer Familie. Sie beobachtet wie ihre Schwester Lillit als „weathermen“ identifiziert wird und die Familie verlässt. Sie benennt nun die starken Stürme, die die Siedlung bedrohen und bekämpft sie im Anschluss. Obwohl dies Vergünstigungen für die Familie bedeutet, vermissen Sila und ihre Schwester die Älteste sehr. Außerdem ist allen klar, dass die Wetterleute irgendwann einen Kampf gegen einen Sturm verlieren werden. Trotz eines Verbots besucht Sila ihre Schwester regelmäßig. Als die gesamte Familie von einem besonders starken Sturm überascht wird, müssen sie zu Lillit fliehen und beobachten von einem sicheren Unterschlupf aus, wie die Schwester den Kampf verliert. Sila geht davon aus, dass das Talent bald auch bei ihr entdeckt wird. Doch die Zeiten werden besser und Wetterleute kaum mehr gebraucht.

Die Kurzgeschichte ist stimmungsvoll. Sie lebt weniger von dem (nie direkt beschriebenen) Kampf gegen die Naturgewalten, sondern von der Dynamik innerhalb der Familie. Jedes Mitglied leidet unter dem Verlust Lillits. Während die Mutter versucht, sich nichts anzumerken, schwankt Lillits Zwillingsschwester Varyl zum Beispiel zwischen Neid und Trauer. Wilde gelingt der Blick Silas, der jüngsten Tochter, sehr gut. Nicht alle Vorgänge erschließen sich ihr, ihre Perspektive ist daher von einigen Unstimmigkeiten geprägt. Dabei ergibt sie sich einer geradezu fatalen Einstellung, wonach ihr ein ähnliches Schicksal blüht wie Lillit. In der Folge bereitet sie sich gedanklich auf diese Aufgabe und der dafür notwendigen Opfer vor. Diese Familiendynamiken und unkritische Anpassungsprozess an gesellschaftliche Rollen sind sehr gelungen.

So verwirrt wie Sila ist an einigen Stellen aber auch der Leser. Der Kontext der Stürme wird nicht erklärt. Handelt es sich hierbei um die Auswirkungen des Klimawandels, der zu einem neuen Mystizismus führt? Oder haben die Wetterleute tatsächlich magische Fähigkeiten, mit denen sie das Wetter beeinflussen können? Statt der Geschichte einen Hintergrund zu verleihen, präsentierte Wilde Listen unterschiedlicher Sturmnamen. Durch dieses Fehlen dieser Informationen bleibt offen, worum es der Erzählung eigentlich geht. Sind dies die Anpassungsprozesse von Familien, wenn Kinder in die Ferne ziehen? Ist es eine Allegorie auf die (womöglich unkritische) Indienststellung junger Leute für Kriege? All diese Frage führen zu wenigen interessanten Gedankengängen. Das ist schade, denn während Silas Perspektive sehr gelungen ist, fehlt der Geschichte dadurch die notwendige Handlung.

ie Kurzgeschichte „A Catalog of Storms“ von Fran Wilde ist 2019 im Uncanny-Magazin erschienen. Sie ist auf der Seite des Magazins online verfügbar. Sie ist für den Hugo Award 2020 in der Kategorie „Best Short Story“ nominiert.

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