Stillstand in der Zerozone und eine befreite Superintelligenz (Perry Rhodan 3051-54)

Perry Rhodan hat nach einem Jahr Suche die Erde gefunden! Sie befindet sich seit knapp 500 Jahren in einem parallelen Universum, der Zerozone, in der fortschrittliche Technologie kaum funktioniert. Die Terraner haben sich hier häuslich eingerichtet und eine starke Fraktion lehnt alle Überlegungen, in unsere Dimension zurückzukehren, ab. Diese Fraktion scheut sogar vor Gewalt nicht zurück und so wird Perry bald das Ziel brutaler Anschläge. Zu allem Überfluss tauchen auch noch die Topsider, das einzige andere bekannte Volk der Zerozone, auf und drohen den Terranern mit einem folgenschweren Krieg, falls sie Perry nicht ausliefern. Derweil versucht in der Vecuia weiterhin die Kandidatin Phaatom zu einer bösen Kosmokratin zu werden, während in der Milchstraße die von Phaatom aus der Vecuia vertriebenen Cairanern den uns bekannten Völkern der einstigen Liga das Leben schwer machen.

Band 3051: Luna (von Christian Montillon) Nach einem kühlen Empfang besucht Perry Nathan auf Luna, um von dem weitentwickelsten Computerhirn der Menschheit auf seine Echtheit überprüft zu werden. Dabei kommt es zu einem Anschlag. Im Hintergrund träumt Homer G. Adams von den Jahren seit dem Wechsel der Erde in eine andere Dimension. „Luna“ ist der zweite Teil eines Vierteilers. Leider passiert darin genau so viel wie diese Stellung in dem Mehrteiler erwarten lässt, nämlich fast nichts. Man erfährt ein paar Informationsschnipsel über den Verlauf der Geschichte auf der Erde durch Adams Träume. Das ist ganz nett, da hier Kontrahenten miteinander arbeiten anstatt gegeneinander anzutreten. Gleichzeitig wird jede Spannung, die im vorherigen Teil aufgebaut wurde, umgehend wieder abgebaut. Das Ultimatum der Topside gibt scheinbar eine schier endlose Zeitspanne, sodass keinerlei Handlungsdruck besteht, und der Anschlag ist relativ folgenlos. Man hätte zumindest versuchen können, die Geschichte der Erde der letzten 500 Jahren in die Handlung einzubauen und für sie relevant zu machen, anstatt sie als langatmigen Füller zu verwenden. Immerhin weiß man nun grob, wie die radikale Fraktion der „Milchstraßen“-Gegner, die lieber Menschen in die Luft bomben als überhaupt über die weitere Existenz der Milchstraße nachzudenken, entstanden ist. Das ist also für sich stehend nicht besonders überzeugend, bringt die Handlung des „Zerozone“-Handlungsbogen nicht voran und informiert lediglich über den (ausgesprochen) dünnen Hintergrund der Terroristen.

Band 3052: Terra (von Christian Montillon) Perry besucht die Erde. Die dortige Führung möchte in nicht ausliefern. Schön. Er besucht seinen alten Kumpel Homer G. Adams, dessen Zellaktivator alle paar Jahre eine Pause braucht und der daher gerade im Kälteschlaf darauf wartet, dass der Aktivator sich erholt. Kaum erreicht Perry das Krankenhaus, wird Adams von Terroristen entführt. Besagte Terroristen versuchen auch vom Mond, die Topsider zu provozieren. Adams träumt weiter und erinnert sich daran, wie die Menschheit mit unterlegener Technik auf die aggressiven Topsider stieß und entdeckte, dass diese unterentwickelte Völker ausbeuten. An dem ganzen Roman gibt es einen interessanten Aspekt, nämlich dass die Topsider aus unserer Dimension eher mit den Topsidern aus der neuen Dimension zusammenarbeiten möchten bzw. keine Seite einnehmen wollen. Diese Frage, ab wann Wesen loyal zur Liga stehen, selbst wenn sie Bürger derselben sind, ist spannend. „Perry Rhodan“-typisch wird dieser Aspekt natürlich nur postuliert und zu keinem Zeitpunkt in die Handlung eingewoben. Die Motivation der Topsider bleibt daher unklar. Die Gegenwartshandlung ist geradezu irrelevant und entbehrt bis auf den (geradezu) obligatorischen Cliffhanger jedweder Spannung. Die Träume Adams werden ein klein wenig interessanter und man lernt mehr über den Konflikt zwischen Topsidern und Terranern. Allerdings gibt es auch hier keine Überraschung. Am interessantesten ist die Handlung auf dem Mond. Hier versucht eine Offizierin der Erde in dieser Dimension den Terroristen das Handwerk zu legen. Das ganze stellt sich als Ablenkungsmanöver für die Entführtung heraus. Wenigstens dieses Drittel der Handlung ist spannend und erscheint relevant. Insgesamt sind die Fortschritte in diesem dritten Teil aber mikroskopisch. Während die Rückblenden immerhin eine interessante Geschichte durch die Auseinandersetzung mit den Topsidern erzählen, verhindert der ständige Handlungswechsel, dass das Heft Spannung aufbaut und dass irgendetwas interessantes vor dem Cliffhanger in der Seriengegenwart geschieht.

Band 3053: Mars (von Christian Montillon) Das Finale des „Zerozone“-Vierteilers ist so handlungsdicht wie alle drei Teile zuvor zusammengenommen. Dennoch müssen die Träume Adams natürlich fortgesetzt werden, um das Handlungstempo zu verlangsamen. Man erfährt hier wie Topsider und Terraner einen brüchigen Waffenstillstand in der Vergangenheit ausgehandelt haben. In der Gegenwart rettet Perry Adams aus den Händen seiner Entführer. Das ist immerhin actionreich. Inhaltlich ist es trotz der absurden Motivation der Terroristen gänzlich vorhersehbar. Die radikale Fraktion unter den Terranern, die unbedingt in der Zerozone bleiben möchte, arbeitet lieber mit den feindseligen Topsidern zusammen, als mit anderen Terranern. Das ist gelinde gesagt verwirrend, eigentlich völlig unsinnig. Hier zeigt sich deutlich, wie unnötig die Traumhandlung um Adams ist. Man kann verstehen, dass Menschen die neue Dimension als ihre Heimat betrachten. Der Ursprung dieses extremen Fantatismus wurde jedoch nicht erklärt. Das ist ein  großes Versäumnis, da die Entscheidungen der Terroristen daher völlig unverständlich sind. Wer gehofft hat, der Vierteiler würde einen anständigen Abschluss erhalten, wird am Ende enttäuscht. Perry lehnt das Ultimatum der Topsider ab, da sie ihm keine Garantien bezüglich seiner Sicherheit geben. Daher droht ein Krieg und die Handlung des Vierteilers ist einen mikroskopisch kleinen Schritt vorangekommen, schließlich drohte am Ende des ersten Teils ebenfalls ein Krieg. In der Zerozone also nichts Neues: „Mars“ ist weder für sich, noch für die Zyklushandlung überzeugend.

Band 3054: Die letzte Welt der Vecuia (von Dennis Mathiak) Das es auch anders geht, zeigt der erste Ausflug in die Vecuia nach Perry Übertritt von dort in die Zerozone. Mathiak zeichnet eine durchaus interessante Welt mit einstigen Dienern der Superintelligenz VECU. Er lässt ein Team um den Haluter Icho Tolot außerdem nebenbei die Superintelligenz VECU befreien. Das ist sehr überraschend, schließlich geschiehen solche Veränderungen in der Serie sonst (leider) nur im Rahmen einiger Folgen. Der Roman hält noch weitere Überraschungen parat, einige tragische (wenn auch nicht unbedingt notwendige) Todesfälle und einen Cliffhanger, der tatsächlich das Potential hat, eine spannende Fortsetzung zu generieren. Denn nachdem die VECU unter großen Verlusten befreit wurde, transportierte sie die Terraner an den Schiffen der Kosmokraten-Diener vorbei zurück auf deren Raumschiff. Dabei entsteht ein Prozess, der den Planeten, auf dem sie sich versteckt hielt zerstören könnte. Das ist gelungene Propaganda für die Kosmokraten, die die Terraner als Mörder darstellen und zu einer großen Jagd auf sie blasen. „Die letzte Welt der Vecuia“ ist der Lichtblick dieses Monats, atmosphärisch dicht, temporeich und handlungsstark. Auch dieser Teil hat kleine Schwächen, seine Erzählung sticht aber im Vergleich zu den schwachen vorherigen Bänden sehr positiv hervor und bringt die Rahmenhandlung gleichzeitig voran.

Alles in allem besteht die „Perry Rhodan“-Serie derzeit fast nur noch aus überstürzten und nicht (mehr) spannenden Cliffhangern. Atlan steht seit Monaten einer feindlichen, riesigen Flotte gegenüber. Perry Rhodan steht nun ebenfalls einer feindlichen, übermächtigen Flotte gegenüber. Und die Besatzung der Ras Tschubai in der Vecuia steht zwar keiner feindlichen, übermächtigen Flotte gegenüber, sondern vermutlich gleich einer ganzen feindlichen und übermächtigen Galaxis. Es wird höchste Zeit, dass der Zyklus etwas an Fahrt aufnimmt und mehr Hefte wie „Die letzte Welt der Vecuia“ enthält, die es auch mal wagen, in einem Heftroman tatsächlich wie in einem Roman gleichzeitig die Handlung voranzubringen und eine relativ eigenständige Geschichte mit Spannungsbogen und Auflösungen zu erzählen, anstatt wie in dem „Zerozonen“-Vierteiler nur den Stillstand von vier ähnlichen Perspektiven zu betrachten.

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