Zweite Foundation (von Isaac Asimov)
|Mithilfe der Psychohistorik konnte Harry Seldon den Zerfall des galaktischen Imperiums vorhersagen. Um die anschließende Phase der Anarchie zu verkürzen, gründete er zwei Staatengebilde. Das erste konzentrierte sich auf die Naturwissenschaften, das zweite auf die Psychologie. Die erste Foundation ist ein offen agierendes Staatengebilde, die zweite Foundation operiert von einem unbekannten Ort aus im Hintergrund. Die Psychohistorik kann globale Entwicklungen präzise vorhersagen, aber keine Taten von Individuen berechnen. Der Plan wurde durch das Auftreten des Maultiers durcheinander gebracht. Das Maultier ist ein menschlicher Mutant, der andere Menschen in seinem Sinne beeinflussen kann. Dadurch gelang es ihm, die erste Foundation in Windeseile zur Aufgabe zu zwingen. Diese Foundation hatte sich längst in eine Diktatur entwickelt und wurde nun durch eine andere Diktatur ersetzt. Seldons Plan liegt damit in Bruchstücken, den Auftritt eines so einflussreichen Individums konnte seine Wissenschaft schlicht nicht vorhersagen. Das Maultier steht kurz davor die gesamte Galaxis zu unterwerfen. In seinem Weg steht jedoch noch die zweite Foundation und daher setzt das Maultier seine besten Leute darauf an, die zweite Foundation zu finden.
„Zweite Foundation“ besteht wie der zweite Teil der Trilogie aus zwei in sich abgeschlossenen Romanhälften. In der ersten Hälfte, „Die Suche des Maultiers“ suchen zwei Untertanen des Maultiers nach der zweiten Foundation. Dabei handelt es sich um Han Pritcher, einen einstigen Captain der Foundation, der vom Maultier mental beeinflusst und unterjocht ist, und um Bail Channis, einen aus eigenem Antrieb für das Maultier arbeitenden Menschen. Das Maultier befürchtet, dass seine Mitarbeiter von der zweiten Foundation genau so beeinflusst werden, wie er Menschen beeinflussen und programmieren kann. Daher hofft er, dass die Mischung aus programmierten und unabhängigen Agenten zum Erfolg führen kann. Tatsächlich stehen sich die beiden jedoch im Weg, misstrauen einander permanent. Diese erste Hälfte lebt dabei von dem ständigen Rätseln darüber, wer für die zweite Foundation arbeitet und wer nicht. Dabei steht immer die Möglichkeit im Raum, dass die permanente Paranoia vor mentaler Beeinflussung übertrieben ist. Prticher ist sich seiner Beeinflussung durch das Maultier zum Beispiel auf abstrakter Ebene durchaus bewusst. Auf konkreter Ebene ist es ihm jedoch unmöglich, irgendetwas zu tun, das nicht im Sinne des Maultiers ist. Dadurch lotet dieser Teil die Möglichkeiten individuellen Widerstands gegen entweder zwingende, möglicherweise aber auch einfach nur durch Gruppenzwang enstehenden Handlungsdruck aus.
Während das recht interessant ist, geht die Handlung rasch in ein Kammerstück zwischen dem Maultier und Vertretern der zweiten Foundation über. Das Maultier glaubt zu wissen, dass Bail Channis ein Agent der zweiten Foundation ist. Daher folgt er seinen Agenten mit einer Flotte, in der Hoffnung die zweite Foundation auslöschen zu können. Tatsächlich geht er dadurch Channis und dem Sprecher der zweiten Foundation in die Falle. Asimov konstruiert einen gelungenen Wortwechsel zwischen den beiden zur mentalen Beeinflussung fähigen Charakteren, den das Maultier am Ende verliert. Dabei werden komplex verschachtelte Überlegungen ausgetauscht, die am Ende hauptsächlich dazu dienen, die mentale Stärke des Maultiers für immer zu brechen. Das liest sich unterhaltsam, bleibt aber emotional schwer zu fassen. Denn weder mit dem Maultier noch mit den abstrakt agierenden Vertretern der zweiten Foundation kann man sich identifizieren. Am Ende begeht das Maultier einen Genozid, wodurch deutlich wird, dass die zweite Foundation zurecht die Oberhand übernimmt. Da die zweite Foundation aber auch gewillt ist, Individuen für den Sieg ihres Masterplans zu opfern, weiß man nicht, was diese Auseinandersetzung für die Bewohner der Galaxis tatsächlich bedeutet.
In der zweiten Hälte „Die Suche der Foundation“ ist die erste Foundation nach dem Ableben des Maultiers wieder aufgestiegen. Doch die Verantwortlichen leben gleichzeitig in Ruhe und in panischer Angst vor der zweiten Foundation. Auf der einen Seite verdanken sie ihrer Existenz einzig der Tatsache, dass die zweite Foundation den Expansionstrieb des Maultiers gestoppt hat. Auf der anderen Seite wissen sie, dass sie jederzeit von der zweiten Foundation beeinflusst werden könnten. Daher organisiert sich eine kleine Gruppe Verschwörer in aller Heimlichkeit, in der Hoffnung, der Beeinflussung durch die zweite Foundation zu entgehen und dadurch ohne Hürden die Herkunft dieses Teils von Harry Seldons Plan auszukundschaften. Ein Großteil der Geschichte ist aus der Geschichte Arkady Darells erzählt, der Tochter eines der Hauptverschwörers. Dieser Teil ist sehr temporeich, auf der individuellen Ebene versuchen die einzelnen Akteure herauszufinden, ob und wie sie beeinflusst wurden. Auf der galaktischen Ebene steht die erste Foundation vor dem letzten großen Krieg vor einer langen Phase des Friedens, bei dem es um ihre Existenz geht. Das ist temporeich erzählt und die Protagonisten, allen voran Arkady, sind etwas ausgearbeiteter als in der ersten Hälfte des Buchs.
Am Ende endet aber auch „Die Suche der Foundation“ in einem Kammerspiel, in dem die verschiedenen Verschwörer sich mit Theorien bewerfen und versuchen, mit Logik gegen die zweite Foundation anzukommen. Das führt zunächst scheinbar zu dem überraschenden Ende, dass die erste Foundation der zweiten das Handwerk legt. Tatsächlich ist auch diese Entwicklung lediglich eine Finte der zweiten Foundation, um nun wieder ungestört im Hintergrund operieren zu können. Diese letzte Wendung ist inhaltlich sehr gut vorbereitet und dank der lebendigeren Charaktere deutlich spannender als das Ende der ersten Hälfte. Essentielle Fragen, z.B. über die Opferbereitschaft der zweiten Foundation und ihrem Willen zu extremen Taten, um die von ihnen interpretierten Pläne des Seldon Plans zu erreichen, werden dabei weitgehend ausgeblendet. Stattdessen geht es hier darum, Stück für Stück aus den Augen der Verschwörer und Arkady mehr über die beeindruckende und brutal effiziente Struktur der zweiten Foundation zu erfahren. Dabei endet der Roman mit einem eindrucksvollen, gelungenen und tatsächlich etwas überraschenden Statement, dass das Beste Versteck oft gar kein Versteck ist.