Hard Mary (von Sofia Samatar)

Eine Gruppe Mädchen einer isolierten, religiösen Gemeinschaft findet einen Roboter. Ohne technisches Hintergrundwesen halten sie das fortschrittliche Gerät für eine Art Mensch und freunden sich mit ihr an. Die Zeit vergeht, Unfälle passieren und alles steuert auf eine Konfrontation mit der Herstellerfirma zu, die den von den Mädchen auf den Namen Mary getauften Roboter zurück erlangen möchte. Am Ende führt die Konfrontation dazu, dass das am wenigsten den Erwartungen der Gemeinschaft entsprechende Mädchen sich mit dem Roboter auf die Flucht in Richtung Freiheit begibt.

„Hard Mary“ ist eine lange Kurzgeschichte, die zwar linear erzählt ist, aber relativ wenig Erzählinhalt besitzt. Das Werk ist eine eigenartige Mischung aus Roboter-Mensch-Begegnung, Beschreibung einer extremen Religionsgemeinschaft und Gruppencharakterstudie. Trotz der Länge gelingt keines der drei Themen wirklich. Mary bleibt bis zum Schluss oberflächlich, interagiert kaum mit den Mädchen. Stattdessen dreht sich die Geschichte hauptsächlich darum, wie die Mädchen (und später Damen) mit Mary interagieren. Dabei entsteht aber weder Staunen noch anderweitige interessante Aspekte. Die religiöse Unterdrückung z.B. von Frauen wird zwar am Rande thematisiert, spielt aber letztlich keine große Rolle. Insgesamt hätte man den religiösen Aspekt mit Ausnahme einiger knapper Gebete weglassen können. Die Charakterstudie selbst bleibt ebenfalls oberflächlich. Auf der einen Seite gibt es viel zu viele Charaktere. Letztlich stechen die Erzählerin sowie die etwas aufsässigere Mel aus der Gruppe hervor. Doch auch für deren Motivation – warum gefällt es der einen in der Gemeinschaft, warum gefällt es der anderen weniger – gibt es wenig Anhaltspunkte. Das liegt unter anderem auch daran, dass die zeitliche Dimension der Geschichte nie wirklich klar ist und streckenweise zwischen den einzelnen Kapiteln längere Abschnitte vergehen.

Ein Großteil der Geschichte rätselt man daher, was die einzelnen Szenen und vor allem die kursiv gesetzten Einspieler eigentlich vermitteln wollen. Wo führt die Geschichte hin? Das Potential der technischen, religiösen und auch persönlichen Charakteristika der Geschichte sind zwar gegeben, wirklich genutzt wird es jedoch nicht. Zurück bleibt daher eine vage, eher verwirrende Kurzgeschichte, die sich mit ihrem speziellen Setting zudem um eine besondere Atmosphäre bemüht, ohne diese aber authentisch umzusetzen.

Die Kurzgeschichte „Hard Mary“ von Sofia Samatar ist 2018 im „Lightspeed„-Magazin erschienen. Sie ist außerdem ein Beitrag in der Anthologie „The Best American Science Fiction and Fantasy 2019“, herausgegeben von Carmen Maria Machado und John Joseph Adam.

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