Die Vögel des Tyrannen (von Pierre Christin & Jean-Claude Mézières / Valérian et Laureline Band 5)

(Die Besprechung beruht auf dem Comic „Les Oiseaux du Maître“ im zweiten Band der französischen Gesamtausgabe.)

Valérian und Laureline stürzen auf einem Asteroiden inmitten eines Schifffriedhofes ab. Sie werden von Algensammlern aufgelesen und zur Arbeit verpflichtet. Es stellt sich heraus, dass die Überlebenden aller Abstürze in einer skurrilen Sklavengesellschaft Lebensmittel einem unbekannten Tyrannen zum Opfer bringen. Jeder der sich dieser Zwangsarbeit widersetzt, wird von den Vögeln des Tyrannen angegriffen. Um von dem Asteroiden zu entkommen und die Schiffe zu reparieren, müsste man jedoch die Arbeit niederlegen. Eine Rebellion wäre für Valérian und Laureline also der einzige Ausweg, doch wie soll dies gelingen angesichts der ständigen Bedrohung durch die Vögel?

Der Weltraumfriedhof zu Beginn des Comics liefert bedrohliche und beeindruckende Bilder, die die Atmosphäre des Bandes vorwegnehmen. „Die Vögel des Tyrannen“ ist inhaltlich der bisher düsterste Comic der Reihe. Das wird durch eine Reihe angenehm skurriler und witziger Gestalten etwas abgemildert. Unter den Gefangenen des Tyrannen befinden sich einige merkwürdige Charaktere, die ganz offensichtlich nicht in der Lage wären, sich irgendeiner Gesellschaft anzupassen, und somit unweigerlich mit dem Tyrannen in Konflikt geraten mussten. Daneben jedoch gelingt es dem Comic den Leser mit seiner Geschichte zu bewegen. Es ist hier überdeutlich wie eine große Gruppe von intelligenten und fähigen Raumfahrern innerhalb kürzester Zeit zu befehlshörigen Sklaven werden, die die Herrschaft des Tyrannen nicht nur akzeptieren, sondern in vorauseilendem Gehorsam zum Teil erst ermöglichen. Die Vögel sind eine ständig lauernde Bedrohung, doch die anderen Arbeiter sind genau so bereit, Fehlverhalten zu ahnden wie die Vögel. Dieser Mechanismus der Selbstversklavung ist hier sehr gelungen umgesetzt.

Genau so gelungen arbeitet „Die Vögel des Tyrannen“ den einzigen Weg zur Freiheit heraus: Die Rebellion. Valérian ist wie immer zunächst skeptisch. Doch die impulsive Laureline sorgt dafür, dass sich die beiden auf die Seite der wenigen Widerständler schlagen. Von hier an konzentriert sich die Folge darauf zu zeigen, dass der einzelne angesichts eines Tyrannen zwar keine Chance hat, eine Gruppe aber stark genug werden kann, den Tyrannen zu stürzen. Dass sich der Tyrann letztlich als völlig fremdes Wesen herausstellt, ist etwas unspektakulär. Es wäre schöner gewesen, man hätte mehr über die Beweggründe des fremdartigen Wesen gelernt. Wer weiß, vielleicht war ihm gar nicht klar, dass er es mit intelligentem Leben zu tun hatte, sondern sah in den Menschen und anderen Völkern Nutztiere? Da das Wesen aber über mentale Kräfte verfügt, kann es nur durch eine gemeinschaftliche Aktion überwältigt werden. Dieser Solidaritätsgedanke in einem System, das jedes Individum dazu anregt, gegen andere zu arbeiten, ist überzeugend und vor allem spannend umgesetzt. „Die Vögel des Tyrannen“ vereint somit beeindruckende Bilder, dichte Atmosphäre mit einer spannenden und intelligenten Handlung. Dieser Mix unterhält sehr gut und hinterlässt einen mit dem Wunsch, der Band wäre länger gewesen.

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