Planlos in den arkonidischen Kristallbaronien? (Perry Rhodan 3025-28)

Perry Rhodan und seine Gefährten wurden vergessen! Nach einem Zeitsprung von 500 Jahren finden sie eine Milchstraße vor, die alle elektronischen Daten verloren hat. Statt den bekannten Mächten sorgen die Cairaner für einen merkwürdigen, durch brutale Gewalt erzwungenen Frieden. Zu allem Überfluss ist auch noch die Erde verschwunden. Auch die Überbleibsel der Liga Freier Terraner haben in den Jahrhunderten wenig herausfinden können. Rhodan und seine Begleiter haben es immerhin als erste ins Sonnensystem geschafft und haben dort eine merkwürdige Parallelerde gefunden. Dabei haben sie auch in Erfahrung bringen können, dass die Cairaner aus einer weit entfernten Galaxis stammen. Doch über ihre Absichten wissen Rhodan und seine Mitstreiter noch immer nichts.

   Band 3025: Ich erinnere mich (von Wim Vandemaan) Von der Parallelerde konnte Zamina Path ein Gehirn-Fragment eines anderen Thesaniten bergen. Zurück im Zentrum der neuen Liga setzt sie sich dieses Fragment ein. Zwar kommt es bei der Operation zu Komplikationen, doch durch die Erinnerungen erfahren Rhodan und Kollegen, dass die Cairaner, Ladhonen, Thesanit und Shenpadri einst alle in der Galaxis Vecuia für die Superintelligenz Vecu arbeiteten. Gemeinsam entsorgten sie die gefährlichen Überreste gestorbener Superintelligenzen in anderen Galaxien. Doch die Erhöhung der Hyperimpendanz schaffte Brüche in der fragilen Kooperation im Auftrag einer Kosmokratin. Es bleibt weiterhin unklar, warum die Cairaner und ihre Hilfsvölker nun in der Milchstraße agieren. Die naheliegendste Vermutung ist, dass mit der Abwesenheit Vecu die Cairaner keinen Zugang mehr zu der Leben verlängernden Vitalenergie erhalten und diese in der Milchstraße „ernten“. Es wäre aber auch möglich, dass sie schlicht die Hinterlassenschaften der einstigen Superintelligenz der Milchstraße ES aufräumen. Rhodan entschließt sich nach Vecuia aufzubrechen, um mehr über die Hintergründe der Cairaner zu erfahren. Atlan wiederum soll die politische Lage in der Milchstraße weiter erforschen. „Ich erinnere mich“ ist daher vor allem ein Übergang. Man verzweifelt mal wieder an dem fehlenden Pragmatismus der Akteure. Warum sollte man nach Vecuia reisen, wenn man auch einfach versuchen könnte, unter den massenhaft in der Milchstraße anzutreffenden Cairanern Informationen einzuholen? Warum wird nun erst einmal mir Atlans Heimat Arkon und den dort anzutreffenden Baronien ein Nebenschauplatz aufgebaut? Aber der Zyklus muss natürlich noch einige Bände füllen, bevor es zu Enthüllungen kommen kann. Und in dieser Episode erfährt man zumindest, dass die Cairaner dank der Hinterlassenschaften anderer Superintelligenzen tatsächlich in der Lage sind, die Daten einer ganzen Galaxie auszulöschen. Das ist zumindest lesbar verpackt, auch wenn den Erinnerungen Paths der spannendste Punkt über das Schicksal Vecuias nach Hyperimpendanz-Erhöhung fehlen.

Band 3026: Atlan und die Kristallsklaven (von Michael Marcus Thurner) Atlan erreicht die arkonidischen Baronien. Er trifft auf einen Planeten, indem die Nukazani, die eigentlichen Bewohner des Planeten, brutal von Arkoniden in Mienen ausgebeutet werden. Mithilfe eines besonders schlecht behandelten Gefangenen organisiert er eine Rebellion und erfährt dabei über ein Ladhonen-Wrack in der Nähe. In der Hoffnung, dort weitere Informationen zu erhalten, reisen sein Team und er zu dem Schiff. Diese Folge entkoppelt sich weitgehend von der langsam in Fahrt kommenden Handlung des Zyklus. Hier schuften die Nukazani als Sklaven und erreichen in den Mienen keine lange Lebensspanne. Die Nukazani fügen sich dem, da ihre eigene Gesellschaft auf der massenhaften Versklavung ihrer Kinder beruht. Ökonomische Zwänge sorgen jedoch dafür, dass die Arkoniden immer brutaler vorgehen. Das ist aus der Perspektive eines eitlen und ebenfalls im Sklavenhandel tätigen Nukazani sehr spannend dargestellt. Auch Atlan ist hin- und hergerissen zwischen seiner Verantwortung gegenüber der Mission und seiner Abscheu vor den Zuständen auf dem Planeten. Das ist eine unterhaltsame Mischung, an deren Ende sich herausstellt, dass die arkonidische Regierung die Vorgänge keineswegs billigt. Alles in allem ein überzeugender und unterhaltsamer Einzelroman.

Band 3027: Zurück nach Arkon (von Hubert Haensel) Kaum hat Atlan das Ladhonen-Wrack erreicht, kommt es zu einem mächtigen Angriff der Ladhonen auf das System. Dadurch gelingt es ihm nicht, Informationen zu extrahieren. In einer spektakulären Aktion, kann er jedoch den Thantur-Baron vor einer Entführung durch die Ladhonen retten und sich mit ihm vor der Schlacht nach Zalit, dem Sitz der Thatnur-Baronie, absetzen. Diese Folge ist vor allem hektisch. An mehreren Fronten wird hier gejagt oder vor Jägern weggerannt. Die Schlacht nimmt rasch extreme Ausmaße an und auch für den Leser ist nicht immer nachvollziehbar, wer hier gerade die Oberhand hat. Am interessantesten sind die Passagen aus der Perspektive eines Ladhonen-Anführers. Ansonsten bietet dieses Heft nichts als Atlan und den Thantur-Baron Larsav da Ariga miteinander bekannt zu machen.

Band 3028: Die Kristallgetreuen (von Uwe Anton) Atlan erreicht mit dem verwundeten Thantur-Baron Larsav da Ariga dessen Regierungssitz. Doch während der Abwesenheit des Barons wurde ein Putsch gegen ihn von seinem Stellvertreter vorbereitet. Hinter ihm steht die Sekte der Kristallgetreuen. Diese sehen in der Kristallbaronie einen Verrat an dem alten Imperium der Arkoniden und möchten da Ariga ablösen. Gemeinsam haben sie den Geheimdienst, Teile des Militärs und weite Teile der Zivilgesellschaft unterwandert. Atlan bewegt sich aufgrund seiner Verbindung zu den verhassten Terranern auf dünnem Eis: Durch seine Verbindung zum und Unterstützung des Thantur-Barons kann sich die öffentliche Meinung rasch auf die Seite der Putschisten schlagen, gleichzeitig ist Atlan der einzige Arkonide, dem der Baron vertrauen kann. Durch geschickte Winkelzüge gelingt es Atlan und seinem Team den Putsch zu verhindern und die Verantwortlichen zu jagen. Die Anführer wählen jedoch den Freitod. „Die Kristallgetreuen“ ist ein an Handlung reicher Heftroman, der von Anfang bis Ende gut unterhält. Es ist etwas schade, dass die wahren Motive der Kristallgetreuen nicht wirklich klar werden. Da Ariga beherrscht fast alle Baronien der Arkoniden, wie viel näher könnte man dem alten Imperium wohl kommen? Wie die Erde ist auch Arkon nicht mehr erreichbar. Atlan macht sich nun auf den Weg dorthin. Irgendwie scheint den Arkoniden der Verlust ihrer Zentralwelt weniger ausgemacht zu haben als den Menschen. Zumindest ist diese Welt nicht zum Mythos geworden. Auf diese Kleinigkeiten hätte man in der Episode noch achten können, gerade durch ein klareres Profil der Kristallgetreuen hätte die Spannung noch einmal deutlich zugenommen. Aber auch so präsentiert das Heft eine ausgesprochen starke und angenehmerweise in sich abgeschlossene Einzelgeschichte.

Der Viererblock der Bänd 3025 bis 28 wird daher in erster Linie von zwei starken in sich abgeschlossenen Geschichten getragen. „Atlan und die Kristallsklaven“ ist eine spannende und bedrückende, „Die Kristallgetreuen“ eine spannende und ereignisreiche Erzählung. Dazwischen stehen die beiden Übergangsfolgen „Ich erinnere mich“ und „Zurück nach Arkon“. In ersterem erfährt man mehr über die Cairaner und ihre Hilfsvölker als in den vorherigen Folgen des letzten halben Jahres. Doch dadurch wird nur deutlich, wie wenig man noch immer weiß und wie uninteressant die galaktischen (Waffen-)Schrottsammler eigentlich sind. „Zurück nach Arkon“ verwirrt nicht nur dadurch, dass man eben nicht nach Arkon reist, sondern vor allem auch durch eine wirre, viel zu hektische Handlung. Alles in allem hinterlässt dieser Monat also ein zwiegespaltenen Eindruck zwischen richtig guter Unterhaltung abseits der Haupthandlung und einem Zyklus, der immer noch keine spannende Richtung gefunden hat.

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