Ganz neue Perspektiven (von Ian Rolf Hill / Maddrax Band 512)

Bei dem Überflug Nürnbergs entdeckt Matt ein McDonalds-Logo. Die seit Jahrhunderten untergegangene Kette regt den Appetit des Mannes aus der Vergangenheit an. Und so überzeugt er Aruula und Ydiel davon, in Nürnberg zu halten. Doch Colonel Kormak ist ihnen unerkannt auf den Fersen. Er überwältigt Ydiel und greift Aruula an, während Matt Nürnberg erkundet. In ihrer Notlage setzt Aruula den Körpertauscher des Archivars Patrem ein. Und so macht sich Kormak in dem Körper Aruulas auf die Jagd nach Matt.

„Ganz neue Perspektive“ beginnt mit einem amüsanten Einstieg rund um das McDonalds-Logo. Auch der Rest der Episode bleibt unterhaltsam. Nürnberg ist in der post-apokalpytischen Zukunftsversion der Serie der Ort einer Art Erfindermesse. Matt wandelt also zwischen skurrilen Ideen zu dem als Tempel einer überaschaubaren Religion fungierenden McDonalds-Restaurants. Das ist eine skurrile Kulisse für die ansonsten recht dramatische Handlung des Heftes.

Denn Kormak ist seinem Ziel nun so nahe wie schon lange nicht mehr. Mit der Hilfe seines gestohlenen Gleiters kann er nun sogar den Gleiter von Matt und Aruula fernsteuern. Die Idee, Aruula und ihn ihre Körper tauschen zu lassen, ist überzeugend umgesetzt. Sowohl Aruula als auch Kormaks Ekel über den Körper des jeweils anderen, ist gelungen inszeniert. Die Auseinandersetzungen zwischen den beiden sind hart und daher spannend. Kormak weiß nicht, dass eine Rückkehr in den vorherigen Körper nach drei Stunden nicht mehr möglich ist. Für Aruula und Matt ist dies die einzige Möglichkeit den Colonel zu Verhandlungen zu zwingen. Trotzdem führt dies dazu, dass Kormak die Gelegenheit bekommt, Ydiel mit seiner aus der Hinterlassenschaft Patrems erbeuteten Waffe zu töten bevor er zur Flucht gezwungen wird. Und obwohl Matt Kormaks Gleiter zum Absturz bringen kann, überlebt der Colonel durch ein geschicktes Landemanöver. Während Nürnberg also für eine kurzweilige Kulisse sorgt, bringt Kormak Brutalität und Spannung in die Erzählung.

„Ganz neue Perspektiven“ überzeugt vor allem durch den tatsächlich etwas ungewöhnlich beschriebenen Körpertausch. Kormak wiederum ist immer ein garant für Spannung und sorgt am Ende des Heftes dafür, dass ein vielversprechender Charakter den Tod findet. Allerdings muss man langsam aufpassen, dass Kormak auch ein Garant für gute Geschichten bleibt. Denn der Colonel zeigt immer wieder zwei Seiten. Auf der einen Seite wird er als genialer Stratege beschrieben. Auf der anderen Seite steht sein verblendeter und nicht besonders zielführender Hass auf Matt, der ihm einst ins Handwerk gepfuscht hat. Sein Vorgehen in dieser Episode zum Beispiel ist streckenweise viel zu fanatisch, um noch als besonders intelligent zu erscheinen. Wenn Kormaks Ziel tatsächlich wäre, über kurz oder lang die Welt zu beherrschen, dann würde es deutlich mehr Sinn machen, sich in Amerika eine Machtbasis aufzubauen, die Matt weder ignorieren noch überwinden kann. Letztlich ist es wahrscheinlich seine Angst, dass Matt, der mit demselben Gleiter wie Kormak ausgestattet ist und ihm deswegen ebenbürtig ist, ihn mit diesem Gerät ausstechen könnte. Daher will er Matt zuvorkommen und mit dem Überraschungsmoment des unerwarteten Gleiters außer Gefecht setzen. Leider werden die strategischen Punkte in Kormaks Denken viel seltener betont als dessen strategischer Plan. Es war schon immer das Problem, das Kormak vor allem durch seine Brutalität, nicht aber durch seine Intelligenz definiert wurde. Ein brutaler Feind bleibt auf Dauer aber vor allem ein eindimensionaler Feind. Und das schafft auf Dauer eher Langeweile. Glücklicherweise kann man davon in dieser Folge (noch) nicht sprechen.

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