Foundation und Imperium (von Isaac Asimov)
|Hari Seldon hat mithilfe der Psychohistorik bewiesen, dass das mächtige, fast die gesamte Galaxie umspannende Imperium demnächst fallen wird. Um die darauf folgenden Unruhen von 30.000 auf 1.000 Jahre zu reduzieren, gründet der Wissenschaftler zwei Staatengebilde, so genannte Foundations. Im ersten Teil der Trilogie verfolgte der Leser die ersten Schritte der von Wissenschaftlern bewohnten erste Foundation. In „Foundation und Imperium“ wird die erste Foundation von zwei Seiten bedroht. Zunächst versucht General Bel Riose, nachdem er von Seldons Erkenntnissen erfahren hat, den Untergang des Imperiums aufzuhalten, indem er die Foundation angreift. Mit einer übermächtigen Flotte gewinnt er erste Schlachten, stürzt dann jedoch über eine Palastintrige. Ungefähr hundert Jahre später ist das Imperium ausgelöscht, die Foundation hat sich in eine Diktatur verwandelt. In dieser Situation tritt ein Mutant mit dem Namen „Das Maultier“ auf den Plan. Diesem General gelingt es den Widerstand seiner Feinde beinahe ohne Schlachten zu brechen, sie geben schlichtweg von sich aus auf. Zum Erschrecken der Foundation-Bürger hat Hari Seldon diese Wendung nicht vorhergesehen. Demotiviert fällt die Foundation in die Hände des Maultiers. Nur die beiden Bürger Toran und Bayta Darell geben nicht auf und machen sich mit dem aus der Gefangenschaft des Maultier befreiten Hoffnarren Magnifico und dem Psychologen und Seldon Experten Ebling Mis auf die Suche nach der zweiten Foundation in der Hoffnung, Seldons Plan noch zu retten.
„Foundation und Imperium“ enthält somit eigentlich zwei Romane. Im ersten bäumt sich das Imperium noch ein letztes Mal auf und steht sich dabei selbst im Wege. Mit einem Sieg über die Föderation hätte sich das Imperium eventuell stabilsieren können. Zumindest hätte es einen attraktiven Rivalen, der stabile Handelsbeziehungen ohne imperiale Unterjochung bietet, ausschalten können. Der Gegenplan der Foundation, die militärisch heillos unterlegen ist, sieht vor, mithilfe einiger Spione den Kaiser des Imperiums den Eindruck zu vermitteln, sein General sei hinter seinem Thron her. Der Plan scheitert an den bürokratischen Schmiergeldanforderungen für eine Audienz beim Kaiser. Ironischerweise ist besagte Audienz jedoch gar nicht nötig, der Kaiser fühlt die Gefahr durch seinen General von sich aus. Dieser erste Teil ist dadurch ein unterhaltsames, kurzweiliges Lehrstück auf die Pathologien großer Apparate mit absoluter Führung. Auch wenn durch die fehlende Konfrontation am Schluss viel Spannungspotential verloren geht, ist das sehr unterhaltsam. In Nebenhandlungen zeigt der Roman zudem auf, wie die brutalen Besatzungspraktiken des niergehenden Imperiums den Niedergang durch den ausgelösten Widerstand der Besetzten noch beschleunigt und wie die Foundation durch den sich selbst lösenden Konflikt noch mehr Anzeichen von Selbstgefälligkeit entwickelt.
Diese verstärkt sich im zweiten Teil des Romans. Dem Maultier gelingt es schlagartig die mittlerweile zu einer Diktatur verkommenden Foundation zu übernehmen. Die Mutation ist in Seldons Plan nicht vorgesehen, die Foundation zu unmündig, um sich an sie anzupassen. Damit stürzt das ganze Denkgebäude ein, die überlegene Technologie der Foundation rettet Seldons Plan auch nicht mehr. Die Intelligenz des Maultiers zeigt sich auch darin, dass er die Suche nach der zweiten Föderation systematisch unterwandert. Das macht diesen zweiten Abschnitt deutlich spannender. Die Bedrohung für die Zukunft der Galaxis agiert nun im Hintergrund, der Leser rätselt und erkundet gleichzeitig mit dem Ehepaar Darell verschiedene Planeten. Dabei wird aus der Perspektive freier Händler klar, dass die diktatorisch regierte Foundation dem noch brutaler auftretenden Maultier vorzuziehen wäre. Trotzdem fragt man sich, wo angesichts des Austausches eines Diktators gegen einen anderen der große Unterschied ist. Außerdem war das Imperium, dessen Integrationswirkung Seldon ja durch seinen Plan so rasch wie möglich wiederherstellen wollte, ja ebenfalls diktatorisch regiert. Warum ist eine galaxisweite Herrschaft des Maultiers dann abzulehnen? Wenn die Foundation nicht auf eine bestimmte Staatsform festgelegt ist, sondern nur integrieren soll, warum ist dann ein vom Maultier geleitetes Imperium abzulehnen? Diese Frage beantwortet der Roman nicht. Auch geht der Roman wenig darauf ein, dass er mit dem Scheitern von Seldons Plan einen Großteil seines Handlungshintergrunds verloren hat. Bis zur Mitte dieses Bandes ist Seldon das gefeierte Genie der Erzählung, nun erweist sich die Psychohistorik auf den ersten Blick als eine Scharlatankunst, deren Berechnungen entweder zu komplex sind und Rechenfehler unvermeidbar machen oder aber dessen zunächst zutreffende Vorhersagen doch nur auf einer Mischung aus Glück und politischem Instinkt gegründet sind.
Nimmt man aber die „Richtigkeit“ des Foundation-Projektes für gegeben an, dann präsentiert „Foundation und Imperium“ ein durchaus fesselndes Weltraumabenteuer, in dem viele verschiedene Fraktionen aufeinandertreffen, und dass vor allem in der zweiten Hälfte aus den Trümmern der Foundation in einer sowohl überraschenden als auch interessanten Erkundungstour der Ruinen des Imperium mündet. Der Höhepunkt der Jagd auf die zweite Foundation ist etwas vorhersehbar, unterstreicht aber noch einmal das Genie des Maultiers genau so wie die des Ehepaar Darells. Asmiovs findet dadurch gerade am Schluss einen ausgesprochen plastischen Mittelweg zwischen den epochalen Vorgängen, die seine Foundation-Geschichte erzählt und den kleinen persönlichen Tragödien, die in der Auseinandersetzung der großen Mächte tagtäglich passieren. Ob davon dieser spezifischen Konfrontation Ausgang des gesamten „Foundation“-Projekts abhängt, wird aber wohl erst der der Abschlussteil enthüllen.