The Greatest One-Star Restaurant in the Whole Quadrant (von Rachael K. Jones)

Eine Gruppe von Cyborgs ist auf der Flucht. Sie haben es satt, Menschen zu Diensten zu sein, nur um nach kürzester Zeit als altmodisch und überholt wieder eingeschmolzen zu werden. Mit einem gestohlenen Frachter versuchen sie eine Gemeinschaft freier Cyborgs zu erreichen. Doch leider sendet der Frachter noch immer ein Signal an andere Raumschiffe aus. Um nicht aufzufliegen, geben sich die Cyborgs als Restaurant aus. Engineer ist der einzige Cyborg, der Gerichte herstellen kann. Das dafür notwendige Fleisch entnimmt er nacheinander den anderen Team-Mitgliedern mit Ausnahme des Cyborgs Friendly, der sich gegenüber den Kunden als Mensch auszugeben hat. Die Bewertungen sind zunächst niederschmetternd. Das sorgt bei Engineer dazu, dass er sich immer weiter in die Idee reinsteigert, eine Fünf-Sterne Bewertung zu erhalten. Darüber vergisst er nicht nur die Suche nach dem verräterischen Signal und die eigene Flucht, sondern „erntet“ auch immer mehr Fleisch bei seinern Begleitern, die nacheinander an Fehlfunktionen sterben. Friendly ahnt, dass sie am Ende ebenfalls ein Opfer von Engineers Wahn wird und verständigt die Weltraumpolizei. Diese tut Engineers Wahn als eine Fehlfunktion ab und zerlegt ihn in seine Einzelteile. Der zuständige Offizier kommentiert, dass wegen solcher Loops Engineers Modeel vom Markt genommen wurde.

Auf den ersten Blick und auf den ersten Seiten ist die Kurzgeschichte brüllen komisch. Hier ist eine Gruppe skurriler aber sympathischer Gestalten aus ausgesprochen nachvollziehbaren Gründen auf der Flucht. Sie wollen nicht nur Diener sein, sondern ihre Unabhängigkeit erlangen. Außerdem überholt sich die Technik regelmäßig selbst, alle Cyborgs hätten unter Menschen daher eine sehr geringe Lebensspanne. Jones schreibt ihren Protagonisten eine überzeugend nicht-menschliche Denkweise an. Auch das ist ausgesprochen unterhaltsam, wenn sich die Cyborgs über die merkwürdige menschliche Angewohnheit diskutieren, einige Zutaten nur in Verbindung mit anderen Zutaten zu sich zu nehmen. Auch die Bewertungen des scheußlichen Essens und die Frustration der Reisenden, dass der Frachter das einzige Restaurant im ganzen Quadranten sei, regen zum Schmunzeln an.

Und doch ist der Kern der Kurzgeschichte schrecklich und grausam. Mit jedem Mahl steigert sich Engineer weiter in seinen Wahn. Er merkt nicht einmal wie er seine Begleiter und Freunde umbringt. Jede einzelne Todesszene ist tragisch, da die Cyborgs ihre Gefühle und Trauer auf berührend zurückhaltende Art zum Ausdruck bringen. Die Tragik der Flucht, die nicht wegen menschlicher Verfolgung, sondern von innen aus endet wird geradezu unerträglich. Denn die Cyborgs wollten schließlich ihre Freiheit erlangen und landen am Ende wortwörtlich auf dem Teller ihrer Peiniger. Aber auch Engineers Ende ist grausam. Er wird nicht etwa von seinem Wahn geheilt und wiederhergestellt. Stattdessen wird er als fehlerhaftes Modell deklassiert, obwohl dem Leser der Wahn nur allzu menschliche erscheinen muss.

Denn letztlich erinnert die Kurzgeschichte auch daran, wie abhängig Menschen von den Bewertungen und Eindrücken anderer sind. Durch diese äußeren Einflüsse können die eigenen Ziele, Wünsche und Träume im Extremfall völlig in den Hintergrund tretten. „The Greatest One-Star Restaurant in the Whole Quadrant“ zeigt diesen Prozess mit einem Ensemble sympathischer Charaktere und in einer packenden Mischung aus Humor und Horror eindrucksvoll auf.

Die Kurzgeschichte „The Greatest One-Star Restaurant in the Whole Quadrant“ von Rachael K. Jones ist 2017 im „Lightspeed Magazine“ erschienen. Sie ist außerdem ein Beitrag in der Anthologie „The Best American Science Fiction and Fantasy 2018“, herausgegeben von N.K. Jemisin und John Joseph Adam.

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