Projekt Paradies (ARD Radiotatort)

Nicola Ademi ist ein bekannter Hamburger Immobilienhai. Das LKA hat endlich die Erlaubnis erhalten, den Unternehmer abzuhören. Doch plötzlich macht dieser sich auf den Weg nach Rostock. Dort finden die Kommissare Breuer und Döring zwar eine hilfreiche Kollegin, doch die Ressourcen reichen nicht, um alle Bewegungen Ademis zu observieren und außerdem ist die Staatsanwaltschaft so stark mit dem organisierten Verbrechen verstrickt, dass es keine Erlaubnis zu weiteren Abhörmaßnahmen gibt. Also helfen sich die Ermittler auf illegalem Weg und werden dabei Zeugen eines Verbrechens – von dem sie nichts wissen dürfen.

Die Kommissare Breuer und Döring wissen, dass Ademi einen großangelegten Betrug plant. Sie wissen auch, dass er vor Gewalt nicht zurückschreckt. Aber da sie in Rostock den Immobilienunternehmer nur illegal abhören, dürfen sie nicht eingreifen. Das ist doppelt tragisch, da ihnen sowohl ein Mangel an Ressourcen als auch ein zu starker Einfluss des organisierten Verbrechens im Weg steht. Die Konstruktion des Radiotatorts ist durchaus spannend: Die Handlung der Folge wird hauptsächlich durch die abgehörten Szenen voran getrieben. Das ist eine erfrischende Erzählperspektive und ist durchaus interessant. Letztlich dauert es aber sehr lange bis der eigentliche „Mord“ geschieht. Danach bleibt nicht mehr viel Erzählzeit übrig.

Die Geschichte die dabei erzählt wird ist etwas zu sehr um Tragik bemüht. Ademi arbeitet mit vielen Mitstreitern, die er für ihn aber alle entbehrlich sind. In diesem Strudel ist auch ein Familienvater und Leiter einer regionalen Sparkasse geraten. Aus Gier beteiligt er sich an dem geplanten Betrug. Sein idealistischer Sohn bekommt davon Wind, erpresst Ademi, um den Betrug zu verhindern und wird von diesem ermordet. Ausgerechnet der Vater kommt nach dem Mord kaum mehr zu Wort. Die Ermittlungen verlaufen im Sande: Ademi opfert ausreichend Fußvolk, damit ihm nichts nachgewiesen werden kann. Die Polizei hat also einem Verbrechen beigewohnt und kann den eigentlichen Drahtzieher nicht zur Verantwortung ziehen. Im Gegenteil: Ademi geht sogar noch gestärkt aus der Affäre. Das ist eine ordentliche Geschichte, wirkt in dieser Episode aber leider etwas konstruiert.

Letztlich krankt „Projekt Paradies“ vor allem daran, dass er den Fokus verliert. Es gibt zu viele Protagonisten. Im Hintergrund schwirren nämlich noch eine Putzfrau, die dem Mord beobachtet hat und die einzige Zeugin wäre, sowie ein von Ademi unter Druck gesetzter Handwerker herum. Und dadurch gibt es auch zu viele aufzuklärende Handlungsstränge. So flieht die Putzfrau außer Lande, die Gattin des Handwerkers wird angefahren, gleichzeitig wird die angespannte Familiensituation des Bankers ausgebreitet und natürlich Ademi selbst abgehört. Dadurch verliert der Tatort das interessante Element, den Fall aus abgehörten Szenen zu erzählen aus dem Blick. Es wäre besser gewesen, den Fall so zu erzählen, dass dieses Erzählmittel und die daraus resultierende Spannung stärker genutzt wird.

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