The Last Cheng Beng Gift (von Jaymee Goh)

Mrs. Lim ist bereits seit einiger Zeit im Vorhof zum Jenseits. Ihre Kinder senden ihr regelmäßig Geschenke, was sie nicht überrascht. Immerhin hat sie ihre Kinder dahingehend erzogen, hohen Erwartungen gerecht zu werden. Doch anders als ihr Mann zieht sie noch nicht weiter. Sie ist zudem verwirrt von den merkwürdigen Geschenken ihrer Tochter Hong Yin, die in der Regel etwas mit Fisch Spas zu tun haben. Am jährlichen Geistfestival kurz nach ihrem zehnten Todestag besucht sie ihre Tochter. Sie entdeckt, dass Hong Yin keine erfolgreiche Karriere eingeschlagen hat, sondern als Künstlerin lebt. Ihre Tochter spürt die Ablehnung ihrer Mutter, was Mrs. Lim auf merkwürdige Art zufrieden stellt. Dennoch merkt Mrs. Lim bei ihrem Besuch, dass ihre Tochter glücklich in ihrem weniger wohlhabenden, dafür aber kreativeren Leben ist. Dadurch gelingt es ihr, ihren Frieden mit ihrer Tochter zu machen und ins Jenseits weiterzuwandern.

„The Last Cheng Beng Gift“ ist zunächst einmal aufgrund der Todesthematik recht berührend. Aufgrund der vielen Geschenke geht es Mrs. Lim im Jenseits recht gut. Wie während ihres Lebens ist ihr wichtig, dass sie in ihrem Umfeld angesehen ist, am Besten sogar beneidet wird. Dennoch ist klar, dass etwas sie am Weiterziehen hindert. Die Verwirrung über die Geschenke der Tochter passt zu Mrs. Lim Charakter. Alles was aus ihrer Vorstellung von „normal“ fällt, findet zunächst ihre Ablehnung. Mit den Geschenken ändert sich jedoch der Fokus der Geschichte.

Denn es ist das gestörte Verhältnis zu ihrer Tochter, was Mrs. Lim nicht loslässt. Am jährlichen Geistertag geistert sie daher bei ihrer Tochter herum. Erst dadurch wird dem Leser klar, durch welche Hölle Hong Yin in ihrer Kindheit gegangen sein muss. Mrs. Lim hat keinerlei Verständnis dafür, dass die Künstlerin Hong Yin aus der Norm fällt. Und obwohl Hong Yin mit ihrem Leben zufrieden ist, kann die Ablehnung ihrer Mutter sie noch immer zu Tränen rühren. Durch ihren Besuch entwickelt Mrs. Lim jedoch Verständnis dafür, dass Hong Yin ihr Glück auf einem anderen Pfad als Mrs. Lims findet (und finden kann). Dadurch gelingt es ihr weiterzuziehen. Dieser Handlungsabschnitt ist ähnlich eindringlich wie die Startphase. Während Mrs. Lim ihren Frieden findet, ist es unklar, ob auch Hong Yin diesen Frieden finden wird. Genau so gut könnte es sein, dass Hong Yin ihre Kunst weiterhin der Verarbeitung des Verhältnis zu ihrer Mutter widmet. Das phantastische Umfeld des Jenseits in der Kurzgeschichte dient damit als Kulisse um die Tragik deutlich zu machen, die ungeklärte Konflikte mit verstorbenen Eltern hinterlassen.

„The Last Cheng Beng Gift“ ist eine unaufgeregte, etwas handlungsarme Kurzgeschichte. Das fragile Mutter-Tochter Verhältnis ist jedoch überzeugend und nachdenklich eingefangen und die ausbleibende, eindeutige Auflösung des Konflikts sorgt in Verbindung mit der Geisterthematik für eine schaurig-berührende Atmosphäre.

Die Kurzgeschichte „The Last Cheng Beng Gift“ von Jaymee Goh ist 2017 im „Lightspeed Magazine“ erschienen. Sie ist außerdem ein Beitrag in der Anthologie „The Best American Science Fiction and Fantasy 2018“, herausgegeben von N.K. Jemisin und John Joseph Adam.

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