The Hermit of Houston (von Samuel R. Delany)

In einer überbevölkerten Erde der Zukunft leben die Geschlechter getrennt. Die Reigerungen haben drastische Maßnahmen gegen das Problem getroffen, an den meisten Orten leben Frauen und Männer getrennt voneinander. In dieser Stiuation trifft der Erzähler auf einen Mann, der aus einer anderen Siedlung stammt. Die beiden ziehen zusammen und bilden bis an das Ende ihres Lebens ein Paar. Aufgrund einer beruflichen Veränderung des Erzählers ziehen sie nach Houston. Dort trifft der Erzähler auf den leitenden Eremiten der Stadt. Er erfährt einige Hintergründe, vor allem aber dass die Erinnerung an seine Jugend ausgelöscht wurde, um ihn besser an die rein männliche Gesellschaft anzupassen. Die Geschichte endet mit dem Tod des Partners des Erzählers und der damit einhergenden Trauerzeit.

Delany erschafft in seiner umfangreichen Kurzgeschichte eine interessante Welt. Die Erzählung wirft viele Fragen darüber auf, wie die Gesellschaft dieser Zukunftsversion organisiert ist. Alles erscheint rudimentär und schlicht und gleichzeitig tauchen immer wieder futuristische Elemente ind er Geschichte auf. Die Geschlechter leben getrennt, um die Größe der Menschheit zu verringern, und die Ressourcen sind knapp. Immer wieder gibt es Anspielungen auf die alten Religionen Facebook und Handbook, die mit ihren falschen Nachrichten die Welt ins Chaos gestürzt haben und zudem eine brutale Auseinandersetzung über das dominante Kommunikationsformat geschaffen haben. Auch auf die katastrophale amerikanischen Politik Trumps wird verwiesen, die direkt zum Niedergang der westlichen Zivilisation geführt habe. Und so sympathisch die Idee einer apokalyptischen Post-Trump Kurzgeschichte klingt, so interessant eine Auseinandersetzung mit den Auswirkungen von „Fake News“ wäre, so wenig steht all dies im Mittelpunkt der Geschichte. Tatsächlich hat all der Handlungshintergrund nie eine Funktion in dem Erzählkern der Geschichte. Und so mag der Autor laut eigenen Aussagen versucht haben eine „post-Trump“ Geschichte zu erzählen. In seinem „Worldbuilding“ zeichnet er aber genau die Zukunftsversion mit erzwungenen gleichgeschlechtlichen Beziehungen, die Republikaner fürchten und gleichzeitig zu ihrer rückwärtsgewandten Politik motivieren.

Die vielen Fragen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Kurzgeschichte keine wirkliche Handlung bzw. Charakterentwicklung präsentiert. Der stärkste Aspekt der Geschichte ist die sensible Beschreibung der Beziehung zwischen dem Erzähler und dem Fremden. Darüber hinaus gibt es aber weder spannende noch entwickelnde Elemente. Der Erzähler lernt wenig außer kleine Hintergrundbröckchen über die Aspekte seines Lebens, die er vergessen hat. Dem Leser hingegen wird hier eine Welt präsentiert, in der sich die Menschheit durch extreme Paternalisierung und Eingriffe in das Selbstbestimmungsrecht der Menschen eine Zukunft nach der Überbevölkerung erarbeitet. Diese Dystopie wird zu keinem Zeitpunkt so übel dargestellt wie sie in der Realität wäre. Da die Geschichte auch sonst weder emotionale Herausforderungen für ihre Protagonisten noch nachdenkliche Wendungen aufweist, bleibt ein beliebiger Eindruck zurück. Denn „The Hermit of Houston“ ist eine Mischung verschiedener interessanter Ansätze aus der derzeitigen Tagespolitik, die aber weder in Verbindung mit der Liebesgeschichte stehen noch eine ungewöhnliche Perspektive auf die Trump Administration und Diskussionskulturen im Internet präsentieren.

Die Kurzgeschichte „The Hermit of Houston“ von Samuel R. Delany ist 2017 im „Magazine of Fantasy and Science Fiction“ erschienen. Sie ist außerdem ein Beitrag in der Anthologie „The Best American Science Fiction and Fantasy 2018“, herausgegeben von N.K. Jemisin und John Joseph Adam.

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