Langatmige Ziellosigkeit, Weltraumwürmer und Computerdiktatoren (Perry Rhodan 3005-08)

Was ist bisher passiert? Perry Rhodan und seine Mitstreiter haben die Galaxis gerettet. Doch im Laufe der Aktion haben sie 500 Jahre übesprungen. Bei ihrer Rückkehr müssen sie feststellen, dass man sie vergessen hat, Terra ein Mythos ist und sie außerdem von den mysteriösen Cairanern gejagt werden. Bisher weiß man über den neuen Status der Milchstraße nichts (!), außer dass Reginald Bull im Zentrum der Galaxis die Überreste der Liga Freier Terraner um sich schart und die Cairaner scheinbar von den Gefangenen, die sie in der Galaxis sammeln, Lebensenergie entziehen, um diese für die eigene Energieproduktion zu nutzen. Um mehr über den Zustand der Galaxis zu erfahren, ist es unerlässlich mit Bull zu sprechen. Doch Perry muss erst noch ein paar Wochen warten, bis Bulls Abgesandte ihm übermitteln werden, ob Bull ihn empfangen wird oder nicht.

Band 3005: Wiege der Menschheit (von Andreas Brandhorst) Der Roman beginnt mit einer Sensation: Terrania, die einstige Hauptstadt der Erde wurde auf einem entfernten Planeten namens Tellus entdeckt. Perry weiß, dass dies nicht sein kann. Doch vor Ort wartet tatsächlich eine Kopie der Terranias, die jedoch merkwürdige und arrogante Statuen von Perry selbst beinhaltet. Auf Tellus arbeitet Perry mit einem interessanten Team von Terranern zusammen, die zunächst von seiner Identität überzeugt werden müssen, sowie einem skurrilen Volk von Weltraumarchäologen, denen es in erster Linie um Ruhm geht. Wenig überraschend lauern in den Ruinen Terranias einige Gefahren, u.a. ein mächtiges Wesen der Vergangenheit sowie eine mysteriöse Krankheit. All das ist durchaus interessant und baut am Ende dank eines Spions der Cairaner sogar etwas Spannung auf. Allerdings erfährt man dabei nichts Neues über den Zustand der Galaxis. Die Reihe der Fragezeichen wird hier nur größer.

Band 3006: Halbraum-Havarie (von Uwe Anton) Perry und die Besatzung des Beibootes Bjo Breiskoll müssen noch immer Zeit vertrödeln, bis sie endlich mit Vertretern Reginald Bulls zusammentreffen können. Obwohl er weiß, dass die Cairaner auf ihn warten, versucht Perry einen Blick ins Sol-System zu erhaschen. Dabei wird sein Schiff von einem gefährlichen Weltraumwurm aufgebracht und Perry selbst von Onryonern entführt. Er flieht von seinen Häschern, in dem er mithilfe des Siganesen Tengas einen Agenten des Nachrichtendiensts Ephelegon an Bord identifiziert. Der Agent hilft Perry sogar die verbliebenen Würmer auf der Bjo Breiskoll auzuschalten, wird dabei jedoch selbst getötet. „Halbraum Havarie“ überzeugt vor allem mit dem spannenden und latent skurrilen Auftritt der Weltraumwürmer und ihrer Reiter. Abgesehen davon scheint die Lebensenergie nicht nur für Cairaner eine wichtige Rolle zu spielen: Auch die Onyroner erhoffen sie sich als Belohnung für Perrys Gefangennahme. Abgesehen davon ist Perrys Plan in die Nähe des Sol-Systems zu fliegen, natürlich so idiotisch wie lebensmüde. Außerdem ist es nun schon zum zweiten Mal schade, dass ein Charakter wie der NDE-Agent, der interessanter ist als all die Langweiler in Perrys Crew, erst in die Handlung eingeführt wird, nur um dann gleich umgelegt zu werden. Wirkliche Informationen erhält man in dem sechsten regulären Roman des Zyklus ebenfalls nicht.

Band 3007: Zeuge der Jahrhunderte (von Michelle Stern) Handlungsumschwung: Während Perry sinnlos Zeit bis zu einem Treffen mit Bulls Vertretern totschlägt, langweilt sich die Besatzung der Ras Tschubai ebenfalls zu Tode. Allerdings gibt es auch ein Problem, nach dem Kampf mit den Cairanern ist das Schiff dringend auf Reparaturen angewiesen. Leider gibt es von den Werften auf dem Dunkelplaneten der Posbi Culsu keine Spur. Also fliegt die Ras die Posbi-Station Wheeler an, in der Hoffnung, dort Informationen zu erhaltne. Leider hat ein verrücktes Computerprogramm mittlerweile die Kontrolle über die Station übernommen, knechtet die Posbis und reagiert allergisch auf jedweden fremden Besuch. Atlan und Gucky müssen mit einem kleinen Team also erst einmal eine Palastrevolte anzetteln bevor sie Informationen erhalten. Das ist, vor allem in Verbindung mit der erfrischenden Perspektive einer Offizierin, die bisher Außenmissionen und vor allem Gefahren vermieden hat, sehr spannend zu lesen. Das antagonistische Computerprogramm bleibt zwar flach, aber das Leid der Posbis, denen der emotionale Kern als Bestrafung entnommen wird und die hier unterdrückt werden, ist sehr nachfühlbar. Abgesehen davon fragt man sich jedoch, warum die Ras unbedingt repariert werden muss. Natürlich, man muss die Daten über die vergessene Erde vor den Cairanern beschützen. Aber wäre man nicht sicherer, wenn man nicht in potenziellen Wespennestern rumstochern würde?

Band 3008: Stadt der Letztgedanken (von Susan Schwartz) Mithilfe der Plotter von Wheeler gelingt es Atlan und der Ras Tschubai Besatzung Culsu zu finden. Doch die Posbis dort reagieren nicht und der Planet ist von einer merkwürdigen Hülle umgeben. Dort leben die Vanth, deren Ziel es ist, sich selbst so zu entschleunigen, dass sie für immer einem Letzgedanken nachhängen können. Das ist aufgrund ihrer besonderen Physiologie möglich. Unreflektiert glauben die Vanth jedoch, dass alle Lebewesen zu so einem entschleunigten Leben in der Lage sind. Daher entführen sie zwei Mitglieder aus Atlans Außenteam, um ihnen das Privileg der Verlangsamung zukommen zu lassen – und bringen dabei ungewollt einen der beiden um. Atlan und Gucky klären die Vanth auf und können mithilfe eines Tricks an den Vanth Kontakt zu den Posbis aufnehmen. Diese werden möglicherweise die dringend notwendigen Reparaturen an der Ras durchführen. Die Vanth sind ein skurriles und interessantes Volk. Die Konfrontation mit ihnen bleibt jedoch oberflächlich und mäßig spannend.

Wie im vorherigen Monat ist auch diesmal mit „Zeuge der Jahrhunderte“ gerade einmal eine wirklich gelungene Erzählung unter den vier Episoden. Immerhin weisen die anderen drei Episoden diesmal alle zumindest interessante Elemente auf (Terrania, Würmer sowie die Vanth). Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Serie jedwede Handlung fehlt. Wer kommt auf die dämliche Idee, wochenlang auf Bull zu warten? Warum stellt man den Kontakt nicht einfach selbst her? Und wenn man schon warten muss, warum begibt man sich dann auf eine Selbstmordaktion? Und warum sollt die Handlung auf Atlan und die Ras Tschubai umschwenken, wenn es nichts Spannenderes zu erzählen gibt als eine mühselige Suche nach einer Reparatur? Die Themen des Zyklus (Warten, Warten auf Bull, Warten auf Reparatur) sind ausgesprochen langweilig und können selbst mit größtem Wohlwollen nicht überzeugen. Der Fortschritt der Handlung ist zudem mikroskopisch klein. Anders als in den vorherigen vier Heften, erfährt man diesmal nicht einmal einen relevanten Informationsschnipsel über die Cairaner oder die derzeitige Milchstraße. Unter diesen Umständen bleibt nur übrig, die Zyklushandlung gänzlich zu ignorieren und sich auf die immerhin leidlich unterhaltsamen Einzelhandlungen zu konzentrieren – die haben immerhin eine 25%ige Erfolgsquote.

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