Mythos Terra (von Wim Vandemaan & Christian Montillon / Perry Rhodan Nr. 3000)

Die Serie „Perry Rhodan“ ist selbst ein Mythos. Die größte Science Fiction Seie der Welt bringt es auf einen beeindruckenden Fundus aus Abenteuern und Zyklen. Aufgrund des Zwangs, Geschichten immer in 100 Bänden über zwei Jahre zu erzählen, ist die Serie leider oft nicht nur langlebig, sondern auch sehr langweilig. An diesem Donnerstag wurde der 3.000te Band der Serie veröffentlicht. Unter dem Titel „Mythos Erde“ springt die Handlung der Serie mehrere Jahrhunderte in die Zukunft und bietet dafür einen guten Zeitpunkt in die Serie einzusteigen.

Perry Rhodan und seine Begleiter haben gerade die Milchstraße gerettet. Dafür mussten sie sich jedoch auf eine Reise begeben, die 500 Jahre dauerte. Endlich kehrt ihr Raumschiff, die Ras Tschubai, in die Milchstraße zurück. Doch unsere Galaxis hat sich geändert. Von Zmina Paath erfährt Rhodan, nachdem er aus dem Transportschlaf aufgewacht ist, dass sich die Galaxis mittlerweile in der Hand der Cairaner befindet. Dieses Volk bewahrt den Frieden, indem es jeden Regelverstoß in der Galaxis hart bestraft. Die Erde sowie Rhodan und seine Begleiter selbst sind allenfalls ein Mythos, niemand glaubt daran, dass sie tatsächlich existiert haben. Dieser Handlungsstrang ist ausgesprochen konventionell. Rhodan wacht zunächst alleine auf und muss sich mit Paath und ihren verworrenen Andeutungen auseinandersetzen. Dabei erfährt er nichts konkretes und der Leser wie auch Rhodan erhalten in erster Linie eine Fragenbatterie. Im Anschluss weckt Rhodan den Rest der Besatzung auf, obwohl Paath in warnt, dass die Cairaner ihn im Anschluss orten können. Dies geschieht, es kommt zu einem Feuergefecht und die Ras Tschubai muss fliehen. All das ist begrenzt spannend. Gelungen ist in erster Linie Rhodans Gefühlsregung über die Auslöschung seines Erbes. Die Cairaner haben in allen Speichermedien der Milchstraße die Erinnerung an die Erde, alle ihre politischen Organisationen und die Helden der Galaxis um Rhodan ausgelöscht. Rhodans Gattin sieht dies als eine vielleicht einzigartige Chance, endlich die große Last der Verantwortung, die Rhodan immer trägt, abzustreifen. Rhodan wiederum sieht „seine“ Milchstraße bedroht. Diese Gefühlsregung ist stark und gut inszeniert. Genau so gelungen ist Atlans Anmerkung, dass hinter der Aktion möglicherweise gar kein Angriff steckt. Vielleicht haben die Cairaner ja tatsächlich vor, den Frieden in der Galaxis zu bewahren?

Zweifel daran kommen in einem zweiten Handlungsstrang auf. Die Terranerin Giuna Linh kann es nicht überwinden, dass ihr Gatte Lanko von den Cairanern für einen Regelverstoß bestraft wurde. Ihre Gefangenen halten die Cairaner in der so genannten Ausweglosen Straße fest. In dieser Einrichtung werden sie zunächst mit einem Gerät bestrahlt, der ihnen jedweden Tatendrang nimmt. Im Anschluss werden die Gefangenen permanent mit Gefahrensituationen konfrontiert. Irgendwann geben sie auf und retten sich selbst nicht mehr. Diese Art des Strafvollzugs erscheint ausgesprochen widersinnig. Daher ist es kein Wunder, dass ein Geheimdienst der einstigen terranischen Strukturen vermutet, dass dahinter unbekannte Experimente stehen. Giuna dringt in die Ausweglose Straße ein, kann ihren Gatten befreien und möglicherweise einige Informationen sicherstellen. Anders als die Handlung um Rhodan ist Giunas Abenteuer temporeich erzählt. Außerdem wird hierdurch deutlich, dass die Cairaner vielleicht Frieden schaffen, dies jedoch mit ausgesprochen brachialen und diktatorischen Maßnahmen erreichen. Es ist von der ersten Szene absehbar, dass die Cairaner unangenehme Zeitgenossen sind. Die Brutalität ihres Gefängnisses ist zwar eindringlich geschildert, überrascht aber nicht wirklich. Und während die Handlung zwar spannend ist, wird der Leser mit Antworten auf die Folgeromane vertröstet.

Die Erde ist verschwunden und die Galaxis erinnert sich kaum noch an sie. Das ist eine interessante Ausgangslage. Interessant ist dabei vor allem die Frage, wo dabei eigentlich das Problem liegt? Ist die Milchstraße tatsächlich in Gefahr oder nur Perry Rhodans Ego? Leider wird dieser Aspekt kaum aufgegriffen, die Cairaner stellen sich rasch als brutal, manipulativ und recht böse heraus. „Mythos Erde“ schafft somit eine recht klassische Situation: Die Milchstraße ist in fremden Händen, Rhodan muss herausfinden, wie er der Milchstraße die Freiheit zurückbringen kann. Das ist routiniert und ohne besonders beeindruckende Einfälle und Ansätze erzählt. Das ist vor allem in der Handlung um Giuna unterhaltsam. Dem ruhigen Auftakt gelingt es zumindest, Interesse daran zu wecken, mit welcher Art „Besatzung“ die Milchstraße denn dieses Mal konfrontiert ist.

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