Mars Abides (von Stephen Baxter)

„Mars Abides“ erzählt eine Geschichte zwischen 1964 und 2026. Die Welt der Kurzgeschichte ähnelt unserer mit einer kleinen Ausnahme: Wissenschaftler entdecken in den frühen 60ern, das Leben auf dem Mars aufgrund von Wasservorräten und einer blühenden Fauna möglich ist. Der Menschheit gelingt es, Kolonien auf dem Mars zu errichten. Doch der Kalte Krieg wird durch die massiven Investitionen beider Blöcke in die Raumfahrt zu einem heißen Krieg, in den frühen 80ern löscht sich die Menschheit aus. Es bleibt nur noch die amerikanische und die russische Kolonie auf dem Mars. Dort stellt sich heraus, dass die Blütephase des Mars nur ein vorübergehendes Phänomen war: Die Menschheit steht damit vor der kompletten Auslöschung.

Die Kurzgeschichte lebt von ihren starken Charakteren. Sie wird erzählt als eine Art Brief an die Nachwelt aus den Augen des Wissenschaftlers und Astronauten John Puddephat. Lange Zeit sorgt er sich vor allem um seine eigene Gefühlswelt. Sein Herz gehört seiner Kollegin Verity Whittaker, die sich wiederum in einen russischen Astronauten verliebt hat – den John ihr einst vorstellte. Diese merkwürdige Dreierbeziehung ist der rote Faden der Kurzgeschichte, aus dieser Perspektive erlebt man den Kalten Krieg, der hier eine etwas andere Wendung nimmt als in unserer Welt.

Denn der Ausbau der Raumfahrt geht auch mit einer Militarisierung derselben einher. Als eine US Militärübung von den Sowjets falsch verstanden wird, kommt es zum dritten Weltkrieg, die Menschheit auf der Erde löscht sich selbst aus. Und hier beginnt der substanzielle Inhalt der Kurzgeschichte: Die beiden verfeindeten Seiten auf dem Mars schließen sich zusammen, poolen ihre Ressourcen und scheinen so ihr Überleben zu sichern. Das ändert sich erst als in den 2020ern deutlich wird, dass die Blütezeit des Mars nur vorübergehend ist und der Planet sich bald in den Status zurückentwickeln wird, den wir aus unserer Realität kennen. Angesichts der knapper werdenden Ressourcen kommt es zu Kämpfen zwischen den Kolonisten, die Jungen wenden sich gegen die Alten. Der Niedergang der letzten Menschen geht dadurch viel schneller als durch ein sorgsames Haushalten der Ressourcen notwendig wäre. Auch auf dem Mars können sich die Menschen ihrer Zerstrittenheit und gewalttätigen Neigungen nicht entziehen.

„Mars abides“ überzeugt daher sowohl mit der gelungene Perspektive Puddephats und seiner beiden engsten Begleiter als auch mit der schaurigen Alternativgeschichte des Kalten Krieges, die – gerade angesichts des durch den Klimawandel knapper werdenden Ressourcen – ein düsteres Bild der Überlebensfähigkeit des Menschen durch Geschlossenheit zeichnet.

Die Kurzgeschichte „Mars Abides“ von Stephen Baxter ist 2016 in dessen Kurzgeschichtensammlung „Obelisk“ erschienen. Sie ist außerdem ein Beitrag in der Anthologie „The Year’s Best Science Fiction (34. Annual Collection)“, herausgegeben von Gardener Dozois. 

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