Der Mönch von Mokka (von Dave Eggers)

Mokhtar Alkhanshali weiß, dass er aus den beengten Verhältnissen seines Viertels in San Francisco ausbrechen will. Doch aufgrund seiner bescheidenen Herkunft ist ihm der Zugang zu einem Studium verwehrt. Eine Geschäftsidee muss her. Durch einen Zufall kommt er auf die Idee, in seiner jemenitischen Heimat, der eigentlichen Heimat des Kaffees, den besten Kaffee der Welt herzustellen. Der Plan ist genial, doch die Realitäten, vom Bürgerkrieg bis hin zur amerikanischen Einwanderungspolitik, stehen ihm im Weg. Doch das hält Mokhtar nicht auf.

„Der Mönch von Mokka“ ist kein Roman, liest sich jedoch wie einer. dave Eggers erzählt die Geschichte des „Port of Mokha“-Gründers Alkhanshali wie einen spannenden Roman. Zunächst einmal ist der Roman jedoch eine Geschichte des Kaffees. Der Leser wird in weiten Teilen auf Mokhtars Reise durch die Welt der Kaffeeindustrie genommen. Man lernt über die verschiedenen Zeitalter des Kaffeenabaus, die ökonomischen Ausbeutungsprinzipien und die Bewegung, sowohl bessere Qualität als auch bessere Löhne in der Kaffeeproduktion zu erreichen. In letzterem Luxussegment siedelt Mokhtar seinen Kaffee an – für am Ende 16 Dollar für die erste Tasse, dafür aber mit der weltbesten Qualität, von der auch die Anbauer profitieren. Diese Geschichte ist vielleicht etwas detailliert. Doch sie ist interessant aufbereitet, da sie sowohl in Mokhtars persönlichen Geschichte als auch der jüngeren Geschichte des Jemens eingebettet ist.

Mokhtar sucht nämlich über weite Strecken des Buches nach seinem eigenen Weg. Er weiß, dass er etwas erreichen möchte. Er weiß auch, dass er sich nicht nur für den schnellen Reichtum interessiert. Im Gegenteil, Mokhtar gibt gut bezahlte Stellen auf, wenn er gezwungen ist, Kunden zu belügen oder zu betrügen. Eggers zeichnet dabei das Bild eines ehrgeizigen, arbeitssamen, streckenweise jedoch etwas naivem jungen Mannes, der durch einen Zufall auf die Kaffeeidee gebracht wird. Mit der Zeit entwickelt man viel Sympathie für Mokhtar und fiebert mit dessen zielstrebigen und doch oft vergeblichen Versuchen, sein Geschäft voran zu bringen, mit. Dann sobald Mokhtar die Idee, den weltbesten Kaffe zu produzieren und dabei gleichzeitig seinem bitterarmen Heimatland zu helfen, entwickelt hat, hält ihn kein Risiko mehr auf.

Und das ist der zweite spannende Aspekt des Romans. Mokhtar scheut weder ökonomisches noch physisches Risiko. So begibt er sich ohne große finanzielle Absicherungen in das Bürgerkriegsgebiet Jemen. Eggers zeigt in diesem Teil, wie viele Steine, Mokhtar aus dem Weg räumen musste. Die meiste Spannung entsteht aus dem Umgehen der instabilen politischen Situation im Jemen. Der Großteil des Buches dreht darum, wie Mokhtar mehrer Kaffe durch den Jemen transportiert und am Ende gar auf einem Boot ins Ausland gebracht wird. Genau so interessant sind aber die vielen bürokratischen, finanziellen und politischen Hindernisse, die Mokhtar auf dem Weg in die USA begegnen. Eggers zeigt an Mokhtars Beispiel, dass der amerikanische Traum einer selbstständigen Existenz durch kreative, wettbewerbsfähige Ideen selbst aus den USA heraus nur schwer zu realisieren ist. Wie schwer dürfte es dann erst für Menschen aus Ländern wie dem Jemen sein, wirtschaftliches Potenzial auszunutzen?

„Der Mönch von Mokka“ ist daher eine interessant erzählte Biografie einer beeindruckenden Lebensgeschichte, ein unterhaltsamer Einblick in die Abgründe der Kaffeeindustrie und den Preis, den verantwortungsvoller Konsum bedeuten würde, als auch eine passionierte Beschreibung der katastrophalen Zustände im Jemen und der Gleichgültigkeit, mit der die Welt auf diese blickt. Dieser Mix ist nicht nur für Kaffee begeisterte Leser fesselnd und nachdenklich zugleich.

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