Wilde Gestade (von Sascha Vennemann & Ben Calvin Harry / Maddrax Band 492)

Die Pancinowa erforschen auf Cancriss Aruulas Lauschsinn. Sie hoffen dadurch allen Pancinowa via Telepathie an ihrer Gesellschaft beteiligen zu können. Doch eine Terroristengruppe ist gegen dieses Ziel und entführt Aruula. Auf Novis ist es nach der Entscheidungsschlacht zu einem prekären Waffenstillstand zwischen den Sicherheitskräften und dem Widerstand gekommen. Die Initiatoren glauben, den Frieden zu stärken, indem sie die beiden Parteien gemeinsam Probleme lösen lassen. Das führt wiederum zu neuen Konfliktstellungen. Die Telepathin Eileen verliert derweil aufgrund der Folterung durch Colonel Kormak zusehends die Kontrolle über sich selbst – und gewinnt dabei überraschend die Kontrolle über One.

Der Fokus der Handlung auf Eileen ist sehr gut. Sie ist der unvorhergesehene Faktor in dem fragilen Gleichgewicht zwischen den Sicherheitskräften und dem Widerstand. Dieses existiert nur, da die Roboterentität One über den Widerstand wacht und damit jede Aggression der Sicherheitskräfte unmöglich erscheint. Dieser Konflikt ist ganz nett. Wirklich stark ist aber vor allem die Interaktion zwischen Eileen und One. Allerdings ist es hier etwas schade, wie menschlich die Roboterentität mittlerweile erscheint. Natürlich hat One über die Zeit viel über die Menschen gelernt, sich mit ihnen verbunden und kann ihre Haltung imitieren. Als Charakter war er jedoch überzeugender als er fremdartiger wirkte. So ist es zum Beispiel sehr verwunderlich, dass er auf die Fremdkontrolle durch Eileen absolut friedfertig reagiert und geradezu mit passivem Widerstand die Kontrolle über seinen „Körper“ zurück erlangt.

Die Cancriss Handlung ist leider viel zu vorhersehbar. Die Idee, einige der Offline-Pancinowa zu Terroristen zu machen, ist gut. Bisher waren die Offline-Bewohner des Planeten die „Guten“ in dieser rassistischen Gesellschaft. „Wilde Gestade“ zeigt, dass die xenophoben Einstellungen überall verbreitet sind und in jedweder politischen Einstellung verbreitet sind. Denn hinter dem Argument, Aruulas Lauschsinn würde ein „Offline“-Leben unmöglich machen, verbergen sich genau so viele xenophobe Argumente. Leider ist dem Leser die Existenz dieser Gruppe von Beginn an bekannt. Die langen Abschnitte, in denen Matt und die Pancinowa über Aruulas Verbleib rätseln werden dadurch langatmig. Spannender wäre es gewesen, offen zu lassen, ob Aruula vor den Experimenten geflüchtet ist oder entführt wurde. Ein weiterer Schwachpunkt ist die Chefwissenschaftlerin. Sie wird zunächst als rein selbstinteressiert beschrieben, stellt sich am Ende jedoch als Versuchsperson zur Verfügung. Von Matt wird dies bewundernd quittiert, sie sei ja gar nicht so skrupellos wie er dachte. Wenn man sich selbst ein ungetestetes Mittel verabreicht, deutet das aber durchaus auf sehr wenige Skrupel hin.

Die Handlung kommt voran, die Protagonisten sind mittlerweile an den richtigen Schaltstellen und die einzelnen Abschnitte bewegen sich in anständigem Tempo nach vorne. „Wilde Gestade“ ist daher durchaus eine unterhaltsame Folge mit einem angemessenen Erzähltempo. Leider fehlt dem Roman aber aufgrund der Vorhersehbarkeit weiter Abschnitte die notwendige Spannung, um ihn wirklich gut zu machen.

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