Sixteen Questions for Kamala Chatterjee (von Alastair Reynolds)
|Die Kurzgeschichte besteht aus den 16 titelgebenden Fragen an Kamala Chatterjee. Allerdings bestehen diese aus Teilen zweier Interviews. Das erste ist ein Mitschnitt ihrer Dissertationsverteidigung, das zweite ein Interview als ein von ihr in der Sonne entdecktes Artefakt bereits von ihr untersucht wurde. Kamala verändert sich durch den Kontakt zu dem Objekt, ihr Bewusstsein überdauert Jahrhunderte und letztlich enthüllt sie der Menschheit die bösen Pläne der außerirdischen Hinterlassenschaft.
Die über Fragen aufgebaute Erzählstruktur ist interessant. Vor allem der Einstieg, ein nüchternes Doktorandenpanel, auf dem die Professoren selbst eigentlich nur an die darauf folgende Golfpartie denken. Welch Fehler: Kamala gelingt es, ein einzigartiges Phänomen zu entdecken, das sich nach langer Forschung tatsächlich als außerirdische Hinterlassenschaft herausstellt. Dies erfährt der Leser durch die Fragen, die viele Jahre nach der Verteidigung an Kamala gestellt werden. Diese beiden Erzählebenen sind eng miteinander verwoben. Leider macht das die Kurzgeschichte alles andere als zugänglich: Nach dem überzeugenden Start verschwimmt der Inhalt der Erzählung.
Der Leser kann sich angesichts der vielen wissenschaftlichen Begriffe, der Ambivalenz Kamalas und der wechselnden Zeitlinien bald gar nicht mehr im Text zurecht finden. Irgendwann wird deutlich, dass die außerirdische Hinterlassenschaftdie Menschheit vermutlich (mit Kamalas Hilfe) auslöschen wird. Die Gleichgültigkeit der Professoren erscheint dadurch noch einmal dümmlicher. Allerdings baut die Erzählstruktur weder Spannung noch Sympathien für die Charaktere auf. Auch fehlt der Kurzgeschichte ein nachdenkliches Thema. Alles in allem bleibt nach den 16 Fragen eigentlich nichts außer einigen wenigen interessanten Einblicken in die Gedankenwelt einer Jungforscherin.
„Sixteen Questions for Kamala Chatterjee“ fehlt Spannung, Unterhaltungs- und Erkenntniswert. Das einzig interessante Element, die Ignoranz alter Koriphäen gegenüber einer bahnbrechenden Dissertation, werden im Verlauf der Geschichte nicht aufgegriffen. Das hinterlässt einen äußerst unbefriedigenden Eindruck.
Die Kurzgeschichte „Sixteen Questions for Kamala Chatterjee“ von Alastair Reynolds ist 2016 in der von Jonathan Strathan herausgegebenen Anthologie „Bridging Infinity“ erschienen. Sie ist außerdem ein Beitrag in der Anthologie „The Year’s Best Science Fiction (34. Annual Collection)“, herausgegeben von Gardener Dozois.