Captain Vorpatril’s Alliance (von Lois McMaster Bujold)

Ivan ist für einige Tage auf Komarr stationiert und freut sich auf etwas ruhige Zeit. Doch dabei kommt ihm sein für den Geheimdienst arbeitender Verwandter By in die Quere. Er setzt Ivan darauf an, die Schneiderin Nanja zu beobachten und für einen Abend auszuführen. Ivans Flirtversuche gehen jedoch katastrophal schief und gen Abend findet sich Ivan von einem Stunner betäubt auf einem Stuhl gefesselt. Die Situation wird noch absurder als Ivan – gefesselt in der Wohnung Nanjas – auf zwei Entführer trifft, die Nanja und ihre Begleiterin kidnappen möchten. Knapp entflieht Ivan mit den beiden Frauen der Situation, nur um bald in die Fänge der komarrianischen Sicherheitskräfte zu gelangen. Um die illegal eingewanderte Nanja, zu der er spontane Sympathien über Bys Auftrag hinaus entwickelt hat, vor der Abschiebung und damit der Übergabe in die Klauen ihrer Entführer zu retten, heiratet Ivan sie auf der Stelle. Die Hochzeit soll aufgelöst werden, sobald Nanja, die sich als Tej, Tochter eines gefallenen Hauses von Jackson Whole, herausstelt, weiß, wie sie sich mit ihrer Familie wiedervereinen kann. Ivan merkt jedoch rasch, dass er eine Scheidung gar nicht mehr so attraktiv findet.

Mit „Captain Vorpatril’s Alliance“ hält nach Miles und Ekatrin eine weitere Liebesgeschichte Einzug in das Barrayar-Universum. Es ist dabei etwas überraschend, dass der überzeugte Junggeselle und Frauenheld Ivan hier in kürzester Zeit ernstzunehmende Gefühle entwickelt. Es entsteht dabei der Eindruck als habe Ivan unter seinen ständig wechselnden „Bekanntschaften“ und den darauf folgenden Trennungen eher gelitten. Dieser Eindruck hat sich zuvor nicht aufgedrängt. Trotz dieser kleinen Unstimmigkeit funktioniert die Liebesgeschichte jedoch sehr gut. Bujold hat ein Talent, zwei Protagonisten, die alles andere als füreinander bestimmt erscheinen, glaubwürdig zusammen zu bringen. Und damit nicht genug: Wie bei Miles und Ekatrin beginnt man rasch mit Ivan und Tej mitzufiebern.

Denn ihre Beziehung steht unter keinem guten Stern. Tejs Haus auf Jackson Whole ist von einer „feindlichen Übernahme“ betroffen. Das bedeutet, das vermutlich alle zurückgebliebenen Familienmitglieder ermordet wurden. Die Überraschung ist daher groß, als die ganze Familie auf Barrayar eintrifft. Rasch stellt sich jedoch heraus, das dahinter ein ausgeklügelter Plan steckt, die Mittel für die Rückeroberung des Hauses aufzutreiben. Dabei spielt Tej eine prominente Rolle, die sich aber nicht mit ihrer Verbindung zu Ivan vereinbraen lässt. Insofern folgt auf den Aufbau der Beziehung eine Reihe zufälliger, komischer und letztlich auch spannender Intrigen, die ganz natürlich für Barrayar sind. Vor allem der Kulturschock den sowohl die einstigen Hausherrscher von Jackson Whole als auch die Mitarbeiter des barrayanischen Geheimdienstes erleben, ist häufig sehr amüsant.

Leider bleibt der Roman aber in erster Linie kurzweilig. Ein interessantes Thema ist Tejs Ambivalenz gegenüber ihrer Funktion für die eigene Familie. Sie wird als Schachfigur angesehen und dennoch geliebt. Diese seltsame Dynamik der genau so seltsamen Gesellschaft Jackson Wholes hätte man etwas genauer betrachten können. Gerade dieser Aspekt wird am Ende jedoch nur stiefmütterlich behandelt. Darüber hinaus ist es natürlich eine Freude, die vielen bekannten Protagonisten auf Barrayar in einer unterhaltsamen Gangster- und Familienposse wiederzuerleben. Das macht Spaß, läuft auf einen soliden und spannenden Höhepunkt hinaus und vertieft den Charakter Ivans. Der Erzählung fehlt aber ein tieferes, genuin interessantes gesellschaftliches Thema, das woe in vorherigen Bänden in eine lockere und spannende Erzählung verwandelt wird.“Captain Vorpatril’s Alliance“ hinterlässt daher eher einen warmen und rührseligen, aber keinen bleibenden Eindruck.

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