The Further Adventures of Mr. Costello (von David Gerrold)
Die Erzählperson beschreibt das Leben auf Haven, einer relativ herausfordernden Agrarwelt. Das Leben geht hier seinen geregelten Gang, die Gesellschaft ist von in gemischten Vielehen verbundenen Bauernfamilien geprägt. Alles ändert sich als Mr. Costello den Planeten erreicht. Wie viele andere hat er es sich zum Ziel gemacht, die schmackhaften, aber durch ihre Gruppenbildung ausgesporchen gefährlichen Horgs zu domestizieren. So wie viele vor ihnen wird er dabei sterben. Daher hilft ihm die Familie der Erzählperson. Das geht jedoch schief: Mr. Costello hat Erfolg, bald verfügen alle über das Geheimnis, die Horgs zu jagen. Haven wird sich dadurch für immer verändern, denn das ganze Ökosystem hängt von der Existenz der Horgs ab. Wie kann man den Fortschritt also aufhalten?
Mr. Costello ist eine Figur, die David Gerrold Kurzgeschichte „Mr. Costello, Hero“ von Theodore Sturgeon entnommen hat. Mir ist das Original nicht bekannt. Diese Fortsetzung besticht aber vor allem durch die überzeugende Beschreibung Havens, der Flora und Fauna des Planeten sowie der eigenwilligen und eigenbrötlerischen Gesellschaft. Die Erzählstimme ist im Rest der Galaxis nicht wohl gelitten, hat auf Haven aber einen friedlichen Rückzugsort gefunden. Hier ist das Leben zwar hart, doch sobald man in eine Familie aufgenommen wurde, steht man füreinander ein. Die Vielehen sind gut inszeniert, die vielen unterschiedlichen Abhängigkeiten und Intrigen werden von Gerrold subtil und spannend in die Kurzgeschichte eingebaut.
Mr. Costello ist der klassische Unternehmer, der mit viel Wagemut ein neues Geschäftsfeld entdeckt. Gleichzeitig wird von Beginn an angelegt, dass dies zu weitreichenden Problemen führen kann: Die Jagd auf die Horgs kann das gesamte Ökosystem des Planeten gefährden. Mit jedem Erfolg Costellos wird das Wirtschaftsmodell der Familien Havens weniger zukunftssicher. Dabei ist dieser zunächst auf die Kooperation der Bauern angewiesen. Bis zum Schluss bietet er ihnen feste, gut bezahlte Jobs in seinem Konsortium an – mit der kleinen Nebenwirkung, dass sie dabei ihren Planeten zerstören. Wie kann man diese Art des „produktiven“ Fortschrittes nachhaltig machen?
„The Further Adventures of Mr. Costello“ baut ein emotionales Katastrophenszenario auf. Der Reichtum entzweit die unterschiedlichen Familien, Neid kommt auf. Mr. Costello wiederum baut seine Macht auf dem Planeten – auch durch immer großzügigere Spenden sowie Investitionen in die Infrastruktur – immer weiter aus. Das liest sich in dieser umfangreichen Novelle in Verbindung mit der sehr überzeugenden Beschreibung der Naturlandschaft sehr spannend. Doch leider schafft die Erzählung es nicht, diese Spannung in ein überzeugendes Ende zu verwandeln. Die getriebene Erzählstimme hat auf Haven endlich ihre Heimat gefunden. Um sie zu bewahren, bringt sie Mr. Costello um. Das wird nichts ändern, dass Wissen die Horgs zu jagen, ist längst öffentlich. Haven wird weiterhin seinem Untergang entgegen gehen. Dieser Fortschrittspessimus im Stile einer bäuerlichen Wildwestzukunftsversion, der dem Thema nicht mehr als einen verzweifelten Mord abringen kann, ist angesichts der lebhaften, überzeugenden und eindringlichen Geschichte enttäuschend.
Die Kurzgeschichte „The Further Adventures of Mr. Costello“ von David Gerrold ist 2016 im „Magazine of Fantasy and Science Fiction“ erschienen. Sie ist außerdem ein Beitrag in der Anthologie „The Year’s Best Science Fiction (34. Annual Collection)“, herausgegeben von Gardener Dozois.