Wenn es jetzt losgeht (von Rosenstolz)

Die Überraschung Ende September gelang: Gleichzeitig kündigte Peter Plate ein neues Album der Band Rosenstolz an und veröffentlichte den bis dahin unveröffentlichten Song „Wenn es jetzt losgeht“. Nach dem etwas lieblosen Best-Of Album „Das Beste“ 2016 meldet sich die Band damit erstmals seit ihrer 2012 verkündeten Pause zurück. Die Freude wurde durch die Natur der Veröffentlichung etwas gedämpft: Das angekündigte Album „Lass es Lieb sein – die schönsten Lieder“ ist eben kein neues „Rosenstolz“-Album, sondern eine Mischung aus Best-Of und Rückschau gemischt mit unveröffentlichten Songs, B-Seiten Schwerpunkt und Demoversionen. Während das Fan- und Sammlerherz auch über diese Nachricht glücklich ist, wäre ein gänzlich neues Album und eine Rückkehr der Band natürlich noch größer gewesen. Es bleibt daher noch abzuwarten, ob aus dem Album noch weitere gemeinsame Projekte AnNa und Peters erwachsen.

Der Song „Wenn es jetzt losgeht“ passt eindeutig in den Klang der letzten Platte aus dem Jahr 2012, „Wir sind am Leben„. Er beginnt mit leichter Klaviermusik, steigert sowohl die Klangkulisse als auch die Lautstärke im Verlaufe seiner beinahe fünf Minuten stetig und hat eine nachdenklich aber optimistische Stimmung. Diesmal steht die Frage im Raum, woher eigentlich die eigene Antriebslosigkeit bzw. generelle Unzufriedenheit herrührt. Dieses Motiv wird durch Gemeinsamkeit aufgelöst: Wenn „es“ losgeht, solle man den Weg gemeinsam beschreiten. Die Unzufriedenheit, das Zweifeln an den eigenen Umständen ist also begleitet von dem Optimismus, dass etwas anderes beginnen wird oder zumindest eine Veränderung einsetzt. Die zweite Hälfte greift dementsprechend einmal mehr das typische Rosenstolz Motiv, wonach der Weg das Ziel ist,   auf: Könne man sich eine Reise oder Anfang und Ende vorstellen? Vermischt wird dies mit einer Reihe von freiheitlichen Ambivalenzen: Wichtig ist immer das sowohl als auch, groß sein wie klein sein, schüchtern und verrückt sein und festhalten und loslassen können. Zweifeln und Sehnsüchte sind in diesem Lied wichtig, solange sie nie das Bewusstsein verdrängen, dass die Freiheit, über den eigenen Weg und die dazugehörige Begleitung zu entscheiden, immer präsent ist.

Das Lied lässt sich daher sowohl als Teil der in der Folge von Peters Burn-Out entstandenen selbstbezogenen Lieder hören, in denen ein neuer Aufbruch auf eine Phase der Antriebslosigkeit folgt, aber auch als Erinnerung, dass Zweifel und Sehnsüchte eben zu den interessanten Aspekten des Lebens gehören. „Wenn es jetzt losgeht“ liest sich im Titel zwar als neuer Aufbruch, als mögliches Revival der Rosenstolz-Zeit. Genau so gut könnte man in dem ganzen Text des Liedes aber auch den Abschluss der Rosenstolz finden: „Warum komm ich mir so seltsam vor / Wie ein Igel, der seine Stacheln verliert?“ ist der Beginn und das Ende des Liedes. Etwas stimmt nicht, eine Veränderung ist notwendig. Und so ist „Wenn es jetzt losgeht“ vielleicht auch die Verabschiedung, die die Fans verdient haben: Trotz des Erfolges, trotz der grandiosen Lieder, kommt den beiden Rosenstolz-Mitgliedern die Arbeit an der Band nicht mehr richtig vor. Und so beschreibt diese Reaktion auf Zweifel, Unzufriedenheit und Sehnsüchte auch das Ende dieser Band: Die Auflösung ist nicht das Ende, sie ist der Beginn einer neuen Reise ohne Rosenstolz, einer Zeit, in der auf ein Ende eben auch neue (gemeinsame) Anfänge folgen. Dadurch ist „Wenn es jetzt losgeht“ nicht nur ein Lied für den Hausgebrauch, dass über Zweifel, Neuanfänge und ständige Veränderung nachdenkt, sondern lässt bereits erahnen, dass Rosenstolz ihren Fans die Hand in Richtung einer neuen Reise reichen.

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