These Shadows Laugh (von Geoff Ryman)

Colinas Bravas wird in dieser alternativen Historie von einem Amazonenvolk bewohnt, dass sich selbst ohne Sex vermehren kann. Die Entdeckung dieses Volkes im späten 19. Jahrhundert veränderte den Gang der menschlichen Geschichte, verhinderte die Weltkriege und sorgte für ein friedliches Zeitalter. Die Kurzgeschichte verfolgt eine Wissenschaftlerin der Dominikanischen Republik, die den Bewohnerinnen der Insel bei einem genetischen Problem hilft. Dabei verliebt sie sich nicht nur in die Kultur des Amazonenvolkes, sondern auch in eine Frau im Besonderen, Evie. Sie wird zurückgewiesen, die Bewohnerinnen Colinas kennen weder das Konzept der Liebe noch das der Ehe, sie halten es für besitzergreifend und freien Menschen unwürdig. Die Wissenschaftlerin kann sich der Faszination nicht entziehen, bleibt auf der Insel und stalked Evie so viel wie die Bewohnerinnen es zulassen.

„These Shadows Laugh“ startet als interessante Alternativwelt. Die Entdeckung der Colinas hat den Gang der Geschichte verhindert. Verschiedene Männer sind an diesem Volk verzweifelt, global hat es die Rolle der Frau viel früher deutlich gestärkt. Dieser Hintergrund ist zunächst spannend, doch Ryman interessiert sich für seine Alternativwelt gar nicht wirklich. Es geht ihm ausschließlich um die Ereignisse auf Colinas selbst, wodurch die lange Beschreibung des geschichtlichen Hintergrundes etwas unsinnig wirkt.

Die Wissenschaftlerin wandelt sich von einer etwas emotionalen Weltenbummlerin innerhalb kürzester Zeit zu einer besessenen Stalkerin. Während man ihre aufkeimenden Gefühle für die Bewohnerinnen der Insel und Evie im Besonderen zunächst noch nachvollziehen kann, gilt dies für ihren Lebenswandel nicht. Es erscheint schlicht unrealistisch, dass sie ihr gesamtes Metier aufgibt, nur um auf Colinas weiter verweilen zu dürfen. Außerdem erscheint der Schwenk zu der Stalker-Handlung nicht ganz durchdacht. Auf der einen Seite kumuliert er in einer Reflexion über Besitztümer und Ehe – die Colinas sehen die Ehe als eine Form des Besitzergreifens über einen anderen menschen – auf der anderen Seite bleibt die Kurzgeschichte überraschend aussagelos gegenüber dem eigentlichen Thema Stalking.

Das einzig interessante Element ist das starke Gefühl der Sehnsucht, das die Wissenschaftlerin empfindet. Sie sehnt sich nach Frieden, Bestimmung und dem Aufgehen in Zweisamkeit. Wann immer die Kurzgeschichte dieses Gefühl bemüht, werden die krankhaften Züge des Stalkings für einen kleinen Moment überzeugend. Es wäre daher schön gewesen, wenn die Kurzgeschichte stärker dieses Sehnsuchtsgefühl anstatt den fiktiven historischen Hintergrund oder die Reflexion über Besitzverhältnisse in den Vordergrund gestellt hätte.

Die Kurzgeschichte „These Shadows Laugh“ von Geoff Ryman ist 2016 im „Fantasy & Science Fiction„-Magazin erschienen . Sie ist außerdem ein Beitrag in der Anthologie „The Year’s Best Science Fiction (34. Annual Collection)“, herausgegeben von Gardener Dozois. 

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