I Was a Teenage Werewolf (von Dale Bailey)

Rockdale ist verunsichert. Seit einiger Zeit machen Gerüchte die Runde, dass es einen Werwolf im Teenager-Alter in der Stadt gibt. Die Erwachsenen nehmen diese Worte nicht ernst, da nur Verrückte von Werwolf-Sichtungen berichten. Doch dann stirbt eine Teenagerin, sie wird brutal zerrissen. Ein Verdächtiger ist schnell gefunden, doch kurz darauf kommt es zu einer weiteren Attacke. Die Kleinstadt kann es nicht mehr verleugnen, ein Werwolf wandert herum. Die Erwachsenen möchten den jährlichen Schulball aus Sicherheitsgründen absagen. Doch die Jugendlichen der Stadt wehren sich, es soll eine letzte Veranstaltung vor der Jagd auf den Werwolf werden. Der Ball wird zur Katastrophe als sich die Kinder der Stadt in Werwölfe verwandeln und die Erwachsenen massakrieren.

„I Was a Teenage Werewolf“ überzeugt zunächst mit dem konventionell spannenden Aufbau der Kurzgeschichte. Im Hintergrund lauert eine Bedrohung, die von der Erzählstimme, den Jugendlichen der Stadt nicht wirklich identifiziert werden können. Gleichzeitig ist die Stimme keineswegs von Panik getrieben. Nüchtern werden die Ereignisse geschildert, abgeklärt wird auf das Morden in Rockdale geblickt. Der Leser ist verwundert ob der geringen Anteilnahme an dem Tod der Mitschülerinnen. Gleichzeitig erscheint dies die rationalste Reaktion auf die schrecklichen Ereignisse und erhöht die Spannung, wer wohl das nächste Opfer werden könnte.

Dynamik entsteht hauptsächlich durch die Gedankenwelt der Erwachsenen. Sie können zunächst nicht glauben, was in der Stadt vor sich geht. Erst mit weiteren Opfern passen sie sich langsam der Gedankenwelt ihrer Kinder an, die längst von dem Werwolf ahnten. Dadurch erwartet man, dass der Werwolf durch eine gemeinsame Aktion geschnappt werden kann. Doch es kommt anders: Die Erwachsenen werden die Opfer ihrer eigenen Kinder. Die Kurzgeschichte ist zeitlich nicht festgelegt. Stattdessen scheint es – neben der unterhaltsamen Spannung – hier um die Kluft zwischen Erwachsenen und ihren Kindern zu gehen. Wenn „die Alten“ die Lebensweise ihrer Kinder nicht verstehen, kommt es irgendwann zu einem brutalen Konflikt, den Bailey hier in einem Blutbad inszeniert.

Das ist kein tiefgründiger Gedanke, aber atmosphärisch sehr stark. „I Was a Teenage Werewolf“ überzeugt daher weniger mit seiner tiefgründigen Handlung als mit seiner eindringlichen, kühlen Erzählstimme, der spannenden Handlung und der starken Atmosphäre.

Die Kurzgeschichte „I Was a Teenage Werewolf“ von Dave Bailey ist 2016 im „Nightmare„-Magazin erschienen. Sie ist außerdem ein Beitrag in der Anthologie „The Best American Science Fiction and Fantasy 2017“, herausgegeben von Charles Yu und John Joseph Adam.

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