Fear Itself (von James Swallow)
|Inhalt: Die U.S.S. Shenzhou befindet sich an der Grenze zur Tholianischen Versammlung. Dieses Volk ist äußerst xenophob und verteidigt seine Einflusssphäre akribisch. Nun ist jedoch eine Sonde der Föderation ausgefallen und die muss herausfinden, ob die Ursache ein technischer Fehler oder ein gewaltsamer Angriff ist. Lieutenant Saru ist angesichts dieser Aufgabe besorgt. Zusammen mit seiner Kollegin Michael Burnham ist er damit beauftragt, die Sonde zu erforschen. Wie immer versucht Saru, jedes mögliche Risiko zu verhindern. Das bringt ihn automatisch auf Konfrontationskurs mit Burnham, die mit eher unkonventionellen Methoden und einer deutlich größeren Portion Neugier an das Problem herangeht. Saru fürchtet, dass es sich bei dem beschädigten Gerät um eine Falle handelt, Burnham möchte die Sonde am liebsten umgehend an Bord holen.
Saru wird von dem Konflikt erst abgelenkt, als die Shenzhou in einen Notfall eingreifen muss. Ein Schiff der Peliar wird durch einen Unfall stark beschädigt. Captain Georgiou entsendet umgehend ein technisches Team und Saru. Die Begrüßung fällt kühl aus, obwohl die Peliar Interesse an der Föderationsmitgliedschaft bekundet haben. Saru empfindet bald größeres Unwohlsein an Bord des Peliar-Schiffes. Bei seinen Nachforschungen entdeckt er, dass der Frachter viele Wesen des Volkes der Gorlan transportiert.
Die Peliar behaupten, dass die Gorlan vor den Tholianern fliehen. Aufgrund ihrer Großzügigkeit transportieren die Peliar die Gorlan zu einer neuen Kolonie, auf der sie ihre Siedlung neu beginnen können. Saru glaubt jedoch zu spüren, dass etwas mit dem Arrangement nicht stimmt. Als er gegen den direkten Befehl Georgious auf das Peliar-Schiff zurückkehrt, findet er seine Intuition bestätigt: Die Gorlan rebellieren gegen die Peliar und Saru befindet sich mitten in der Gefahr.
Kritik: In den ersten drei Bänden zu der neuen „Star Trek“-Serie „Discovery“ steht jeweils ein Protagonist im Mittelpunkt. Im mittlerweile dritten Band steht der Fokus auf Saru, einem der stärksten Charaktere der Serie. „Fear Itself“ beleuchtet einen Saru, der noch furchtsamer, scheuer und einsamer ist als der Saru der Serie. Swallows Erzählung trifft Sarus Charakter gut, bietet jedoch wenig neue Erkenntnisse über die Herkunft des Kelpianers.
Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung zwischen den Peliar und den Gorlan, in die Saru gerät. Die Peliar haben ein Interesse an der Mitgliedschaft in der Föderation gezeigt. Es wird aber rasch deutlich, dass dies keineswegs aufgrund der attraktiven Werte der Föderation geschieht. Stattdessen sehen die Peliar in der Föderation schlicht den besten Schutz gegen die immer aggressiveren, benachbarten Tholianer. Ein sehr interessanter Aspekt der Peliar sind ihre zwei Untervölker. Die Alphas sind geradezu stereotyp dominant und aggressiv, während die Betas genauso stereotyp introvertiert und intellektuell sind. Wenig überraschend ist die Föderationsmitgliedschaft vor allem eine Idee der Betas.
Die Peliar allein wären noch nicht ausreichend für einen ganzen „Star Trek“-Roman. Swallow baut daher eine Flüchtlingsgeschichte auf, um die Handlung in Schwung zu bringen. Die Gorlan sind so etwas wie Weltraumnomaden, die von Planet zu Planet ziehen, dort eine Weile leben und nach einer gewissen Zeit weiterziehen. Das funktionierte gut bis sie auf die protektionistischen Tholianer trafen. Auf der Flucht vor den Kanonen der Tholianer erreichten sie die Peliar. Diese fühlten sich von den Gorlan bald in ihrer Gastfreundschaft überlastet und boten ihnen einen neuen Planeten an.
Swallow verarbeitet die derzeit aktuelle „Flüchtlingsthematik“ hier aus der „Star Trek“-Perspektive. Die aggressiven Alphas der Peliar sehen in den Gorlan umgehend eine Bedrohung. Mit dem Versprechen eines lebenswerten und attraktiven Kolonieplaneten überzeugen sie die Betas von einem umfangreichen Umsiedlungsprogramm. Tatsächlich ist der ausgewählte Planet jedoch nur ganz knapp der M-Klasse zuzuordnen und bietet kaum Rohstoffe zum Überleben. Die Gorlan haben davon Wind bekommen und stiften eine Rebellion an. Dem Leser sind diese Hintergründe lange Zeit unklar, doch die Hintergründe sind bereits durchschaubar, bevor sie von Saru herausgefunden werden.
Angesichts einer größeren Bedrohung – man fliegt schließlich niemals sicher in der Nähe des tholianischen Raumes – müssen beide Seiten jedoch zusammenarbeiten. Angesichts des gut gepflegten Misstrauens ist dies nicht einfach. Dies ist der Moment Sarus. Der Lieutenant lernt hier, dass er mit seinen Fähigkeiten gut geeignet ist, Verständnis für zwei verängstigte und paranoide Streitparteien zu erzeugen. Auf der anderen Seite lernt er aber auch, dass er in der Lage dazu ist, Kommandoentscheidungen zu fällen und zu vertreten. Denn nicht nur die Peliar und die Gorlan sind skeptisch, ob der Kelpian ihnen helfen kann; auch das technische Team der Shenzhou ordnet sich nur murrend dem ranghöheren Kelpian unter. Nur indem er sich gegen diese Widerstände und seine eigene Furcht durchsetzt, gelingt es Saru, den Konflikt friedlich zu lösen.
Die Botschaft, dass gegenseitige Furcht und Unwissenheit der Grund für gewalttätige Auseinandersetzungen ist und dementsprechend Gewalt vor allem durch Verhandeln vermieden kann, ist überzeugend. „Fear Itself“ ist dadurch eine sehr „Star Trek“-typische Erzählung. Gleichzeitig ist der Roman aber weder besonders tiefgründig oder gar komplex. Weder wird das Erzählpotenzial der Nomadenkultur der Gorlan oder der geradezu schizophrenen Kultur der Peliar ausgenutzt, noch Sarus Charakter tiefer ergründet. „Fear Itself“ bleibt zwar ein kurzweiliger Mix aus vorhersehbaren Handlungswendungen, temporeichen Actionszenen und sympathischer Charakterszenen, hätte aber alle Elemente dazu gehabt, ein sowohl spannender wie auch nachdenklicherer Roman zu werden.
Fazit: „Fear Itself“ ist eine solide und bodenständige „Star Trek“-Erzählung, die Saru in den Mittelpunkt einer Friedens- und Verständnisbotschaft stellt. Der Roman ist kurzweilig, unterhaltsam und arbeitet einige überzeugende Szenen mit Saru heraus. Ihm mangelt es jedoch an Komplexität, was sich in einem überschaubaren Spannungsmaß und einigen vorhersehbaren Momenten widerspiegelt.
Bewertung: 3