A Salvaging of Ghosts (von Aliette de Bodard)

Thuy ist eine Weltraumtaucherin. Ihre Arbeit ist wichtig, könnte aber auch von Maschinen übernommen werden. Doch Menschen sind billiger in dieser Zukunftsversion mit ungewöhnlichen unsicheren Regionen im Weltraum. Allerdings geht jeder Taucher das Risiko ein, von seinem Tauchgang nicht zurück zu kommen. Und obwohl sich jeder dessen bewusst ist, trifft Thuy der Tod ihrer Tochter sehr. Sie entscheidet sich, den zerpressten Körper ihrer Tochter zurückzuholen – und begibt sich dabei selbst in Lebensgefahr.

„A Salvaging of Ghosts“ konzentriert sich ganz auf die Perspektive Thuys. Sie gehört einer Gemeinschaft Menschen an, die sich bewusst sind, dass ihr Leben täglich riskiert wird. Sie haben dies akzeptiert, erwarten den Tod und verehren ihre eigenen Helden. Thuys Eltern sind z.B. Legenden im Bereich des Weltraumtauchens, niemand hat es so weit geschafft wie sie und niemand ist so weit entfernt von Schiffen gestorben. Und trotz der Resignation gegenüber des wahrscheinlichen frühen Todes, ist niemand ganz abgeklärt gegenüber dem Sterben in der Gemeinschaft. Thuys Schmerz über den Verlust ihrer Tochter wird nie übertrieben inszeniert. Dennoch merkt man wie sehr Thuy darunter leidet, dass sie nun die letzte Hinterbliebene ihrer Familie ist. Trotz ihrer Erfahrung und Professionalität macht sie sich daher auf den Weg, den Körper ihrer Tochter zu retten und wird dabei von ihren Kollegen unterstützt. Selbst in der kühlsten Umgebung lassen sich Emotionen nie ganz unterdrücken.

Wie wahr diese Erkenntnis ist, zeigt die zweite Hälfte der Erzählung. Thuy schafft es, den Körper ihre Tochter zu erreichen. Doch sie hat nicht mehr ausreichend Luft, um zurückzukehren. In diesem Moment meldet sich das Wrack, in dem ihre Tochter Gegenstände bergen sollte. Es stellt sich heraus, dass die künstliche Intelligenz des Schiffes ebenfalls unter ihrer Einsamkeit leidet und wünscht, abgestellt zu werden. Künstliche Intelligenzen, die Einsamkeit empfinden, von Menschen aber ignoriert werden – an diesem Moment treffen sich zwei Wesen, die essenziell für das Funktionieren dieser Gesellschaft sind und dennoch am Wenigsten wert geschätzt werden. Dies ist ein starker Moment.

Letztlich ist es schade, dass sich die Kurzgeschichte sehr darauf konzentriert, ihren gepeinigten Protagonisten Frieden zu verschaffen. Sowohl das Schiff als auch die Seele Thuys Tochter können am Ende in Frieden ruhen. Was sagt uns dies über die brutalen Verhältnisse? Das sich Menschen wie künstliche Intelligenzen an alles arrangieren können? Hier ist es schade, dass die Kurzgeschichte ihre Spannungselemente kaum nutzt – Thuys Rettung aus höchster Not geht z.B. sehr schnell. Denn so bietet die Kurzgeschichte weder eine klare Aussage, noch eine besonders spannende Handlung. Sie präsentiert aber ein emotionales Bild einer große Trauer verarbeitenden Mutter in einem gefährlichen Beruf der Zukunft. Und dieses eindringliche Bild macht die Geschichte lesenswert.

Die Kurzgeschichte „The Salvaging of Ghosts“ von Aliette de Bodard ist 2016 im „Beneath Ceaseless Skies„-Magazin erschienen . Sie ist außerdem ein Beitrag in der Anthologie „The Year’s Best Science Fiction (34. Annual Collection)“, herausgegeben von Gardener Dozois. 

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