Ronsdorf (ARD-Radiotatort)
|Die „Task Force Hamm“ steht vor einer weiteren delikaten Situationen. Ihr Vorgesetzter Kramski sendet die Gruppe nach Ronsdorf, einem Stadtteil Wuppertals. Hier ist ein junger Student bei einem Busunfall umgekommen – und die gesamte örtliche Polizeigruppe befand sich am Tatort. Es ist nicht auszuschließen, dass die Gruppe etwas mit dem Tod des jungen Mannes zu tun hat. Scholz, Latotzke und Lenz fahren daher nach Ronsdorf und bekommen ebenfalls bald das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmt.
Die Hammer Radiotatorte leben von ihren herrlich inkompetenten Protagonisten, denen es dennoch auf sympathische Art gelingt, trotz ihrer persönlichen Probleme jeden Fall zu lösen. Dabei ist über die Jahre eine Hassliebe zwischen den Polizisten entstanden, die jede Folge trägt. In „Ronsdorf“ treffen sie auf ein ebenfalls sorgfältig zusammengesetztes Team. Doch während Kramski in Hamm die Polizisten ablädt, die an anderer Stelle Probleme bereiten, ist Ronsdorf eine tatsächlich schlagkräftige Truppe. Interessanterweise schweißt dies die Hammer stärker zusammen als dies in anderen Folgen der Fall ist. Eine Mischung aus Neid und unbekanntem Selbstwertgefühl macht Latzotke, Scholz und Lenz tatsächlich zu einem erfolgreichen Team.
Der eigentliche Fall ist hingegen relativ gradlinig. Die vier Polizisten in Ronsdorf verbergen von Anfang an entscheidende Informationen. Stattdessen versuchen sie die drei Hammer Kollegen mit einem ausschweifenden Abendessen für sich zu gewinnen. Insofern ist es wenig überraschend, dass tatsächlich ein Polizeifehler hinter dem Unglück steckt. Der Radiotatort findet aber einen überzeugenden Dreh, mit dem Scholz die Hintergründe aufdeckt. Das Hammer Team zeichnet sich in normalen Folgen durch ständige Sticheleien und Streitigkeiten zwischen den Hauptfiguren aus. Mit einem kleinen Trick (und etwas Glück) gelingt es Scholz genau diese Streitigkeiten unter den Ronsdorfer Kollegen auszulösen. Der dabei ausbrechende Hass der vermeintlichen Musterknaben ist genauso überzeugend wie das dadurch aufgedeckte Liebesdrama.
„Ronsdorf“ ist dadurch eine ruhige, für die Hammer Kollegen aber charakterlich starke Episode. Sie unterhält zunächst durch das vorherrschende Gefühl, die „Task Force Hamm“ wurde nur dafür ausgewählt, um in Ronsdorf zu scheitern. Dieses Ausgangsszenario geht nahtlos in ein Finale über, das die Stärken der Hammer Charaktere sehr gut ausnutzt und das Ronsdorfer Team in einem unterhaltsamen Chaos versinken lässt.