Die letzte Enklave (von Michael Marcus Thurner / Bad Earth Band 3)
|John Cloud und seine Besatzung aus GenTecs werden von dem mysteriösen Darnok auf einen Planeten geschleudert. Hier wachen sie in einer Gemeinschaft aus Vogelwesen auf, die unter strengen religiösen Regeln und der Knute ihres „Suprios“ leben. Der Suprio möchte die vier umgehend umbringen, doch der junge Jäger Jiim merkt an, dass es sich bei den vier Weltraumreisenden auch um Götterboten handeln könnte. John und seine Mitstreiter müssen sich in dieser fremden Gesellschaft also überzeugend als Abgesandte der Götter präsentieren, um zu überleben.
„Die letzte Enklave“ präsentiert keine neuen Informationen über die Handlung der Serie. Der Leser erfährt nichts über die Situation auf der Erde, Darnok bleibt weiterhin ein Mysterium und außerdem wird die Erzählung um die Vogelwesen nicht einmal abgeschlossen. Und dennoch ist „Die letzte Enklave“ eine sehr gute Episode: Sie unterhält, ist faszinierend und erlaubt die Weiterentwicklung der Protagonisten.
Zunächst gelingt es Thurner auf wenigen Seiten sehr überzeugend die Gesellschaft der Vogelwesen darzustellen. Der Leser rätselt mit Cloud und seinen Kollegen wie man verschiedene Vogel-Fraktionen interpretieren kann. Die Fremdartigkeit und die Gemeinsamkeiten werden sehr gut herausgearbeitet.
Außerdem ist die Auseinandersetzung zwischen dem „Suprio“, der alle Riten bewahren möchte (inklusive des Mordes älterer Vögel, um die Bevölkerungszahl zu kontrollieren), und den jungen, reformbereiten Jägern. Die Kernfrage ist, ob der Planet, der nach einer Katastrophe für die Vögel nur feindliche Umweltbedingungen bereit hielt, nicht mittlerweile wieder mehr Vögeln eine Heimat bieten könnte. Dieser Kampf zwischen einem konservativen und einem progressiven Weltbild ist spannend und temporeich inszeniert.
Zuletzt bietet die erstmalige Konzentration der Handlung an einen Ort die Möglichkeit, die Protagonisten der Serie näher kennenzulernen. Im Verlauf von „Die letzte Enklave“ erfährt man mehr über John Cloud und seine Denkweise, was diesen deutlich lebendiger wirken lässt. Auch über die Wünsche und Einstellungen der ihn begleitenden GenTecs erfährt man etwas mehr.
„Die letzte Enklave“ überrascht zudem damit, dass die Handlung nicht abgeschlossen ist, ein zweiter Teil folgt in Episode 4. Der Heftroman lässt einen dadurch zunächst über die Vögel staunen, anschließend mit ihnen mitfiebern und entlässt den Leser mit Vorfreude auf den Folgeband – der in der Vorschau mehr Informationen über Darnok und die prekäre Lage der Erde verspricht.
Eine letzte Anmerkung zu der Neuauflage: Es ist extrem enttäuschend, dass der Serie keine neuen Cover spendiert wurden. Das wäre teuer gewesen, aber man hätte zumindest irgendwo die alten, heute vielleicht etwas trashigen Cover (s. rechts) einbauen können. Das hätte etwas Atmosphäre geschaffen, die durch die generischen, sich lediglich in Farben unterscheidenden Titelbildern nicht gegeben ist.