Vierzig Frachter Randwärts (von Wes Andrews / Frontiersmen: Civil War Folge 2)

Die Spannungen zwischen den Kern- und den Randwelten wachsen weiter. Aufgrund der wirtschaftlichen Ausbeutung des Randes durch mächtige Konzerne des Kerns, erklären eine Reihe von Systemen ihre Unabhängigkeit von der Union und gründen eine Konföderation. Frontiersmen John Donovan möchte sich und seine Crew aus diesem Konflikt heraushalten. Die Rebellen machen ihm jedoch ein sehr attraktives Angebot, 40 Frachter mit von der Union entwendeten Waffen zu einem Depot am Rand zu bringen. Die einzige Route, die nicht vom Unionsmilitär kontrolliert wird, führt durch die gefährlichen Badlands. John nimmt den Auftrag an und der gefährliche Trek nimmt Fahrt auf.

„40 Frachter randwärts“ bietet wie der Vorgänger eine gradlinige, spannende und temporeiche Story. Perplies schreibt auch diese Folge extrem dicht. Auf knapp über 100 Seiten beschreibt er den Bruch der Randwelten mit dem Kern, den Überfall auf ein Waffendepot und den langwierigen und abenteuerlichen Schmuggel-Trek der Waffen in die neu gegründete Konföderation. Dabei stellt er Donovan und seiner Crew mehrere Steine in den Weg: Die Technik an Bord des Frontiersmen Schiffes muss ausgebessert werden und gleichzeitig sitzt ihnen eine extrem berechnende Anführerin der Union mit ihrer kleinen Flotte im Nacken. Perplies gelingt es, angesichts dieser Storyfülle niemals den Faden zu verlieren, dass Ziel der Reise immer im Auge zu behalten und die Storyexkurse gleichzeitig knapp, spannend und zielorientiert zu halten. Das unterhält wie in der ersten Episode der Serie sehr gut.

Diesmal konzentriert sich die Folge ganz auf Donovan als Anführer der kleinen Frontiersmen-Truppe. Er bleibt hier seiner selbst treu, spielt den draufgängerischen Frauenheld und geht eine Reihe von Risiken ein, um sein Ziel zu erreichen. Das bringt ihn, seine Crew und seine Frachter-Flotte mehrfach an den Rand des Untergangs. Denn Donovan kann sein Temperament selten unter Kontrolle halten. Dennoch zeigt er hier, dass er in brenzligen Situationen die richtigen strategischen Entscheidungen treffen kann. Das ist vor allem deswegen interessant, weil Donovan bei der Annahme von Angeboten äußerst skeptisch und zögerlich ist und viel daran setzt, sich aus Ärger mit der Union herauszuhalten. Sobald er aber einen Auftrag angenommen hat, setzt er alles unter hohem Einsatz daran, die Mission so gut wie möglich zu erfüllen. Insofern zeigt „40 Frachter Randwärts“ den neu eingestiegenen Lesern sowohl die Stärken als auch Schwächen des Captains der Mary-Jane Wellington auf und verdeutlicht, warum die Crew Donovan so treu zur Seite steht.

Das Ende der Folge überrascht jedoch ein wenig: Donovan und seine Crew schließen sich der Konföderation an und nehmen von nun an aktiv am Bürgerkrieg teil. Auf der einen Seite haben sie keine andere Wahl, da sie das Unionsmilitär verärgert haben. Auf der anderen Seite wirkt dieser Sinneswandel Donovans etwas überraschend. Für Frontiersmen könnte sich dieser Handlungswechsel jedoch als Segen herausstellen. Bisher war die Serie eine sehr unterhaltsame Firefly-Kopie. Firefly startete jedoch erst nach dem Ende des (für den Rand verloren gegangenen) Bürgerkrieg. Mit der Einbindung der Frontiersmen in eine militärische Struktur hat Perplies nun die Möglichkeit, die sehr gelungene Serie noch weiter von der Vorlage abzusetzen.

Es ist zudem schade, dass die durchaus gelungenen Coverbilder nur wenig Platz auf dem Cover erhalten. Jedes Titelbild wird von drei Figuren dominiert, während die (attraktiveren) Weltraumszenen nur wenig Raum erhalten. Gleichfalls überraschend ist, dass das Höhrbuch günstiger ist als die (elektronische) Textversion. Das sind zwei überraschende Marketing-Entscheidungen.

Alles in allem setzt „40 Frachter randwärts“ aber den sehr guten, spannenden und unterhaltsamen Stil des Vorgängers fort. „Frontiersmen: Civil War“ erzählt abgeschlossene und packende Einzelabenteuer und bindet sie in eine genau so spannende Meta-Handlung ein. So unterhält jeder Roman für sich und erzeugt gleichzeitig Vorfreude auf die folgende Episode.

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