I’ve Come to Marry the Princess (von Helena Bell)

Jack ist in einem Sommercamp. Doch da er nicht abgeholt wird, erlebt er auch Winter, Herbste und Frühjahre. Die Leute kommen und gehen. Jack wartet derweil darauf, dass seine Mutter ihn wieder abholt und dass der Drache aus dem Ei, das ihm seine Großmutter überlassen hat, schlüpft. Seine Bezugsperson ist Nancy, die mit niemandem außer ihm spricht. Ausgerechnet sie musst er jüngst versetzen, weil sein Drache schlüpfte. Nun steht Jack vor der schwierigen Aufgabe, sich bei der verärgerten Nancy zu entschuldigen.

Der Titel dieser Kurzgeschichte kommt von einem Sketch bzw. einer Theaterszene, die Nancy und Jack gemeinsam aufführen möchten und bei der Jack Nancy – vermutlich aufgrund seines Lampenfiebers – versetzt. Die Geschichte ist aus Jacks Perspektive erzählt. Der Junge schildert, dass er von seinen Eltern mehrfach im Camp versetzt wurde, scheinbar ist niemand daran interessiert, ihn abzuholen. Gleichzeitig scheint er von seinem Drachenei, das Erwachsene eher als Stein wahrnehmen, besessen. Daher schmerzt es ihn, dass Nancy weder sein Drachenei, noch die damit verbundenen Ausreden wirklich ernst nimmt.

Bell löst keine der Fragen der Erzählung auf. Erscheint Jack die Zeit im Camp unrealistisch lange? Oder haben ihn seine Eltern tatsächlich verlassen? Doch wer bezahlt für ihn? Spricht Nancy tatsächlich nur mit Jack? Oder bildet er sich das nur ein? Ist sie vielleicht nur seine imaginäre Freundin oder ist es gar andersrum, ist Jack nur eine Einbildung Nancys? Was hat es mit dem Drachen auf sich? Etwas mehr Klarheit hätte der Kurzgeschichte sicherlich gut getan. Dennoch sorgen die vielen Motive dafür, dass der Leser Jacks Stimmung nachvollziehen kann: Jack muss sich für sein Verhalten entschuldigen und konstruiert sich eine Ausrede zusammen. Die wahrscheinlichste Erklärung ist, dass die Kurzgeschichte darauf abzielt, die Mischung aus schlechtem Gewissen und wilder Phantasie bei der Erstellung verschiedener Entschuldigungen abzubilden. Diese Verwirrung abzubilden, gelingt Bell sehr gut. Der Kurzgeschichte hätte es jedoch gut getan, neben diesem verwirrend-augenzwinkernden Gefühl auch noch mit weiteren Handlungsaspekten aufzuwarten.

Die Kurzgeschichte „I’ve Come to Marry the Princess“ von Helena Bell ist 2016 im „Lightspeed„-Magazin erschienen. Sie ist außerdem ein Beitrag in der Anthologie „The Best American Science Fiction and Fantasy 2017“, herausgegeben von Charles Yu und John Joseph Adam.

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