A Column of Fire (von Ken Follett)

(dt. „Fundament der Ewigkeit“)

Kingsbridge ist knapp 200 Jahre nach den Ereignissen des Vorgängers „World without End“ (und ungefähr 400 Jahre nach „Pillars of the Earth„) ein unruhiger Ort. die Religionswirren des Kontinents haben längst auch England erreicht. Unter der katholischen Königin Mary werden Protestanten streng verfolgt und in der Regel brutal hingerichtet. Ned Williams ist der Sohn einer erfolgreichen Händlerfamilie. Seine Liebe zu Margery Fitzgerald steht jedoch unter keinem guten Stern: Ihr Vater möchte sie mit einem Adligen verheiraten, um den eigenen Stand zu heben. Beiläufig ruiniert Vater Fitzgerald zudem das Geschäft der Williams. Ned hält daher nichts mehr in Kingsbridge, er tritt in den Dienst Elisabeths. Das tut er nicht nur aus purer Not heraus, ihr Versprechen Toleranz in England zu herzustellen und Protestanten wie Katholiken ein Leben unter ihrer Herrschaft zu garantieren, ist Ned eine Herzensangelegenheit. Doch mit dieser Einstellung macht sich Elisabeth in den unruhigen Zeiten der Religionskriege viele Feinde. Um sie vor Attentätern zu schützen, baut Ned den ersten Geheimdienst Europas auf.

„A Column of Fire“ ist wie die meisten historischen Romane Ken Folletts eine Tour de Force durch eine bestimmte historische Epoche. Diesmal wandelt er die blutigen Auseinandersetzungen zwischen Protestanten und Katholiken im 16. Jahrhundert in einen spannenden Roman um. Interessant ist dabei, dass er die Erzählung nicht als starken Gegensatz zwischen der Katholischen und Protestantischen Seite anlegt, sondern als Kampf zwischen Toleranz und Fanatismus. Besonders gut erscheinen daher die historischen Akteure, die sich um – für die damalige Zeit – tolerante Formen des Zusammenlebens stark gemacht haben. Die bösen Charaktere sind die Fanatiker sowohl auf protestantischer als auch auf katholischer Seite. Allerdings kommt angesichts ihrer größeren Macht (und Folletts angelsächsischer Perspektive) die katholische Seite etwas weniger vorteilhaft davon.

Der Roman ist spannend, temporeich und packend geschrieben. Die Geschichte rennt von einem (dramatischen) Höhepunkt zum nächsten, vermengt viele historische Orte, Intrigen und Ereignisse miteinander und schreckt nicht davor zurück liebgewonnene Charaktere sterben zu lassen. Das ist sehr unterhaltsam, da die Erzählung nie zur Ruhe kommt. Hier werden selbst Raubfahrten in die neue Welt auf wenigen Seiten spannend und gleichzeitig leicht vorstellbar beschrieben. Follett gelingt es wie immer seine (simpel gestrickten) Protagonisten ausgesprochen nahbar und lebensecht wirken zu lassen.

Allerdings ist das auch der erste Kritikpunkt: Folletts Charaktere erfüllen in der Regel reine Funktionen. Einige Katholiken erfüllen eine fanatische, andere eine tolerante Rolle. An einer Person muss das Schicksal der Sklaven zu dieser Zeit demonstriert werden, an einer anderen die Stellung der Frau im 16. Jahrhundert. All das trägt zur Atmosphäre und Spannung bei, jedoch verhindert es, dass irgend jemand eine Entwicklung durchlaufen kann. Niemand lernt in „A Column of Fire“ und so bleibt für die überzeugtesten, fanatischsten Katholiken, die es nur auf Elisabeths Kopf abgesehen haben, am Ende nur der Galgen, um die Geschichte aufzulösen. Das mag realistisch sein (welcher Fanatiker ist schon bereits zu lernen?), ist handlungstechnisch streckenweise jedoch etwas platt.

Schade ist auch, dass die Kathedrale von Kingsbridge, die eigentliche Heldin der ersten beiden Bücher, hier kaum eine Rolle spielt. Natürlich wird sie immer mal wieder erwähnt. Doch an ihr wird mittlerweile nicht mehr gebaut, sie steht nicht im Zentrum der Handlung wie noch in den anderen Büchern. Das wirft die Frage auf, warum man überhaupt so einen großen Zeitsprung brauchte, und warum dieser historische Roman überhaupt in diesem Universum angesiedelt sein muss. Der schreckliche deutsche Titel („Das Fundament der Ewigkeit“) ist daher reiner Ettikettenschwindel, der den Leser nur an die „Säulen der Erde“ erinnern soll.

Alles in allem ist „A Column of Fire“ ein weiterer fesselnder und damit schwer aus der Hand zu legender historischer Roman Folletts. Die Geschichte ist spannend, amüsant und unterhaltsam. Auf unaufdringliche Art ist der Roman für diejenigen, die sich mit den Religionskriegen Frankreichs und Englands wenig auskennen, sogar lehrsam. Allerdings vergibt die Erzählung einige Chancen, mit ihren guten Charakteren und dem „Fundament“, das Kingsbridge in den vorherigen zwei Bänden erhalten hat, ernsthaft zu Arbeiten.

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