Sturzflug in die Hölle (von Lucy Guth / Maddrax Band 474)

Der Mond hat seine Umlaufbahn verlassen, bald wird die Erde unbewohnbar sein. Der Menschheit bietet sich nur eine Chance auf Rettung: Die Friedenswahrer haben ein Wurmloch erschaffen, mit dem Menschen in ein anderes Sternensystem reisen können. Doch ein Angriff der Rev’rends hat das Wurmloch beschädigt. Matt und seine Freunde machen sich auf den Weg zu dem Androiden Tako. Er besitzt einen Raumer, mit dem man die Strahlung des Wurmlochs vielleicht überleben können. Sie ahnen nicht, dass das Versprechen der Friedenswahrer eine große Lüge war: Hinter dem Wurmloch erwartet sie eine Hölle.

Seit einem Jahr, bzw. seit Band 447, wissen die Leser der Heftromanserie Maddrax, dass die Friedenswahrer ein falsches Spiel spielen. Wie in einem schlechten Horrorfilm haben sie es aus bislang noch nicht ganz geklärten Gründen auf die Gehirne der Menschen abgesehen. Ihre bisherige „Spenderrasse“ liefert langsam nicht mehr die Gehirnenergie, die die Friedenswahrer brauchen. Obwohl der Leser dies weiß, haben die Friedenswahrer das Gedächtnis von Matt und seinen Begleitern löschen können. Insofern ahnte lange Zeit niemand von dem dunklen Geheimnis auf der anderen Seite des Wurmlochs. Das ist nun anders. Endlich, im letzten Band des Minizyklus, erfahren alle Protagonisten von den finsteren Machenschaften der Friedenswahrern. Allein für diese Enthüllung lohnt sich der Roman.

Außerdem muss man sagen, dass die Aufklärung angenehm undramatisch abläuft. Natürlich ärgern sich alle, dass sie den Friedenswahrern lange Zeit in die Hände gespielt haben. Aber niemand ergeht sich in Selbstvorwürfen. Außerdem konstruiert Guth die Handlung clever genug, sodass den Helden gar keine Zeit bleibt, die Informationen wirklich zu verarbeiten. Sie werden von den Friedenswahrern bereits in Gewahrsam genommen. Die Form der Enthüllung ist dadurch nicht nur überraschend, sondern schafft auch Platz für einen interessanten Cliffhanger.

Die vorherige Reise durch das Wurmloch ist relativ konventionell erzählt, dank eines Indianerstammes von Guth aber atmosphärisch reich und temporeich erzählt. Die Handlung wird noch etwas besser durch die apokalyptische Stimmung auf der Erde – jedem Mensch, dem Matt begegnet ist schließlich dem Tode geweiht, wenn das Wurmloch nicht wiederhergestellt wird und die Friedenswahrer ausgetrickst werden können. Außerdem weiß der Leser bereits aus vorherigen Folgen, dass Novis mittlerweile von Matts Feinden regiert wird. Selbst wenn der strapaziöse Flug überstanden ist, bedeutet dies noch lange kein Ende der Gefahren. All dies macht die Folge spannend und unterhaltsam.

Letztlich schwächelt die Episode nur in einem Moment. Kurz nach der Erkenntnis, dass die Friedenswahrern nur die Gehirne der Menschen im Sinn haben, enthüllt Matt, dass er eigentlich Xaanas Tochter ist. Damit überrascht er nicht nur Xaana, sondern verstört auch Aruula. Diese ganze Story ist ein einziger Kinderkram. Man wundert sich zusammen mit Aruula, warum dieses Thema – das in Matts Gedanken immer mal wieder aufgeworfen wurde – nicht schon viel früher aus der Welt geschaffen wurde. Der hier gewählte Zeitpunkt ist auf jeden Fall der denkbar ungünstige und lenkt von der eigentlich überzeugenden Handlung ab.

Abgesehen von diesem Punkt ist „Sturzflug in die Hölle“ aber ein durchweg überzeugender, spannender und gelungener Roman. Für ein Zyklusfinale ist er relativ ruhig, führt aber viele Handlungsstränge zusammen und legt damit den Grundstein für (und schafft Vorfreude auf) den Abschluss der Friedenswahrerhandlung in den kommenden 25 Bänden bis Band 500.

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