Im Namen des Herrn (von Ian Rolf Hill / Maddrax Band 469)

Die Evakuierung der Menschheit nach Novis hat begonnen. Matt ist engagiert dabei, immer mehr Menschen zu den Transporten zuzulassen. Dadurch erfahren auch die Rev’rends von der anstehenden Evakuierung. Da sie den drohenden Absturz des Mondes für eine gerechte Strafe Gottes halten, die nur durch kollektive Beichte und Sühne verhindert werden kann, setzen die Rev’rends alles daran, die Evakuierung nach Novis zu verhindern. Auf dem Weg zur Evakuierungsplattform bringen sie zunächst einen Flüchtlingstrek auf und versuchen auch diese Menschen von ihrer Sünde zu befreien.

„Im Namen des HERRN“ ist eine brutale Episode, in der die Rev’rends im Angesicht ihrer göttlichen Mission nichts Anbrennen lassen. Ihre Motorräder benötigen Alkohol, um zu fahren. Als dieser zur Neige geht, nisten sich die Rev’rends in einem Trek ein. Dort geben sie vor, sündhaftes Handeln bekämpfen zu wollen. In Wahrheit hetzen sie die Menschen jedoch gegeneinander auf, um dadurch Zugang zu den Nahrungs- und Alkoholreserven des Zuges zu erhalten. Diese Scheinheiligkeit, die sich die Rev’rends selbst natürlich nicht einmal eingestehen, wirkt in dieser Folge auf erschreckende Weise.

Hill gelingt es, in wenigen Szenen Sympathien für die Teilnehmer des Flüchtlingstreks aufzubauen. In wenigen Auftritten schafft Hill lebendige Charaktere. Erst dadurch wird die Mordorgie der Rev’rends bei ihrem Plan, an die Alkoholvorräte zu gelangen, wirklich spannend. Auch in der apokalyptischen Zukunft der Erde werden religiöse Überzeugungen überspitzt, übertrieben und letztlich auf fatale Art pervertiert. Die christlichen Rev’rend-Fanatiker zeigen dies nur, sondern sorgen für einen richtig spannenden Heftroman.

Das zeigt sich vor allem an den Szenen mit Matt. Hier wird die Evakuierung der Erde koordiniert. Eigentlich ist das das Hauptthema des Zyklus, doch diese Abschnitte sind die schwächsten der Episode. Denn der Leser weiß seit nun mehr über 20 Bänden, also seit beinahe einem Jahr, das Matts Arbeit die Menschen in eine Falle führt. Matt hat die Lunte freilich noch nicht gerochen und ist so ahnungslos wie vor einem Jahr. Das ist mittlerweile abgenutzt und langweilig. Die Rev’rends wiederum, begehen mit ihren Morden großes Unrecht. Ironischerweise verlangsamen sie aber auch die Evakuierung nach Novis, auf deren Pfad einige Menschen gleich von den Friedenswahrern ausgesondert und umgebracht werden, damit ihre Gehirne Energie produzieren können. Diese Ambivalenz in Verbindung mit einer spannenden, brutalen und dicht erzählten Geschichte machen „Im Namen des HERRN“ zu einer sehr gelungen Folge.

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