Elves of Antarctica (von Paul McAuley)

Der Klimawandel schreitet voran, weite Teile der Antarktis sind nicht mehr von Eis bedeckt. Mike Torres‘ Heimat ist mittlerweile im Wasser untergegangen. Er arbeitet weltweit an Klimaprojekten, um den Wandel aufzuhalten, aber auch um seine Familie finanziell in Flüchtlingslagern zu unterstützen. Nun arbeitet er in der Antarktis und stößt auf mysteriöse Steine. Während seine Kollegen darin nichts als menschengemachte Hinterlassenschaften sehen, glaubt Mike, dass hier mystische Wesen am Werk waren.

„Elves of Antarctica“ basiert auf einem netten Einfall. Die Menschheit besiedelt ein neues Gebiet und trotz moderner Herangehensweise, entwickeln sich Mythen. Natürlich glaubt nicht jeder daran, die meisten halten sie sogar für Schwachsinn. Dennoch ist Mike aus verschiedenen Gründen davon überzeugt, dass mehr hinter den Steinen steckt als simples Menschenwerk. Für den Leser wird im Verlauf der Erzählung nicht ersichtlich, welche Seite eigentlich recht hat. McAuley schließt die Geschichte zwar mit einem phantastischen Moment, der aber Mikes Variante der „Steinerklärung“ nicht automatisch bestätigt.

Die Erzählung krankt jedoch daran, dass es wenig aktive Handlung gibt. Vieles besteht aus indirekten Informationen, in denen der Leser erfährt, was mit der Erde bzw. mit Mike und seiner Familie geschehen ist. Die tatsächlichen Handlungsmomente bestehen ausschließlich aus kurzen Unterhaltungen Mikes mit seiner Liebhaberin, Kollegen und einem unbekannten Mann. All dies sorgt für ein langsames, nachdenkliches und tatsächlich etwas mystisches Erzähltempo. Es verhindert jedoch, dass der Leser tatsächlich von den Vorgängen im einst ewigen Eis gepackt wird.

McAuley stellt zudem Mikes Charakter in den Mittelpunkt. Angesichts des Verlustes seiner Heimat, wehrt er sich gegen jede weitere Art von Wandel in der Welt. Im Laufe der kurzen Geschichte akzeptiert er, dass Wandel unumgänglich und nicht unbedingt negativ ist. Diese Erkenntnis ist eher konventionell und trotz der interessanten Aspekte in Mikes Charakter nicht wirklich interessant. „Elves of Antarctica“ lässt den Leser daher etwas unbefriedigt zurück: Der interessante Einstiegsaspekt (‚Mythenentstehung in der Zukunft‘) wird nicht genug thematisiert und Mikes Gefühle stattdessen in behäbiger und teilweise langweiliger Form ausgebreitet.

Die Kurzgeschichte „Elves of Antarctica“ von Paul McAulay ist in der 2016 von Jonathan Strahan herausgegebenen Anthologie „Drowned Worlds“ erschienen . Sie ist außerdem ein Beitrag in der Anthologie „The Year’s Best Science Fiction (34. Annual Collection)“, herausgegeben von Gardener Dozois. 

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