Verlorene Heimat (von Andreas Suchanek / Heliosphere 2265 Band 46)

Commodore Cross untersucht im Opal-System mit Admiral Jansen eine riesige Station des Imperiums. Von hier werden die Kill-Befehle mit denen die Bürger des Imperiums kontrolliert werden, gesteuert. Der Allianz bietet sich dadurch eine einmalige Chance, das Joch des Imperiums abzuschütteln. Doch Imperator Sjöberg hat mit den Untersuchungen gerechnet. Kirby versucht derweil auf der Erde eine Passage zum Mars zu ergattern. Dabei stößt sie auf eine Rebellentruppe, die der Allianz alles andere als positiv gestimmt ist.

Die Haupthandlung im Opal-System ist weitestgehend unspektakulär. Natürlich hat Sjöberg damit gerechnet, dass die Allianz das System entdeckt. Das ist – vor allem angesichts der Ereignisse in der vorherigen Folge – sehr offensichtlich. Die Protagonisten rechnen auch damit, ihre Vorkehrungen sind jedoch bemitleidenswert. Insofern artet dieser Handlungsstrang schnell in wilden Schießereien aus. Es gelingt Suchanek zwar, die ein oder andere überzeugende Charakterszene zu generieren. Alles in allem ist dies jedoch ein Handlungsbogen, den man in ähnlicher Form schon viel zu oft in der Serie hatte: Die „Helden“ müssen sich gegen einen Ansturm unvorhergesehener und übermächtiger Feinde durch viel Munition und etwas Hirnschmalz erwehren.

Völlig misslungen ist die Enthüllung im Prolog der Episode, dass Sjöberg nun selbst der Auslöser für alle Kill-Befehle im Imperium ist. Stirbt der Imperator (und sei es nur durch eine Krankheit), stirbt sein Volk. Das erhöht die Fallhöhe der Handlung natürlich enorm. Leider handelt ein Großteil der Haupthandlung davon wie die Allianz dieses Schmankerl erfährt. Der Leser ist sich längst im Klaren darüber, wodurch ein Überraschungsmoment unnötigerweise verspielt wird.

Die einzige Funktion dieser Enthüllung ist, dass sie die Handlung auf der Erde spannender machen soll. Hier trifft Kirby nämlich auf eine Gruppe Rebellen, die die Gehirnwäsche des Imperators an der Jugend nicht mehr ertragen kann. Daher entscheiden diese sich, Kirby festzusetzen und mit ihren technischen Möglichkeiten den Imperator zu ermorden. Der Leser weiß, warum das keine gute Idee ist, Kirby findet dies erst heraus, nachdem Cross dies ebenfalls entdeckt. Dies führt zwar zu einem zugespitzten Cliffhanger der Episode, ist aber letztlich eine äußerst vorhersehbare Handlung. Das ist schade, denn abgesehen davon sind die Einblicke in die Erde unter der Regierung Sjöbergs sehr gelungen. Dieser Handlungsstrang wird rasch zum tragenden Element der Folge. Er hätte jedoch auch das Potenzial gehabt, aus „Verlorene Heimat“ eine richtig gute Erzählung zu machen. So werden die Entbehrungen der Rebellen, ihre dadurch entstehende Härte sowie die Grausamkeiten, die Sjöberg an der Menschheit verübt, lediglich angerissen. Sie hätten es verdient, eine eigene Episode zu erhalten, die den emotionalen Kern und die Handlungstiefe der Serie deutlich gestärkt hätten.

„Verlorene Heimat“ bietet eine interessante und teilweise spannende Handlung auf der Erde sowie eine durchschnittliche Schießerei im Opal-System. Das ist unterhaltsam, jedoch sorgt ein offensichtlicher Kompositionsschnitzer sowie die Priorisierung der Opal-Handlung dafür, dass das große Potenzial dieser Episode ungenutzt bleibt.

Add a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert