Ein grausamer Plan (von Wolf Binder / Maddrax Band 466)

Der Sprungfeldgenerator ist einsatzbereit. Mit ihm sollen von Matt ausgewählte Menschen in das System der Friedenswahrer umgesiedelt werden und somit dem Untergang durch den Absturz des Mondes entkommen. Doch um die von Matt verteilten Signalchips, die die Übersiedlung ermöglichen, entbrennen kurz vor der Frist heftige Kämpfe. Auf der einen Seite stehen Grao und Ira in Konflikt darüber, ob die letzten Daa’muren der Erde bereit sind, sich dem Exodus der Menschen anzuschließen. Auf der anderen Seite plant Aran Komak, Kommandant des Bunkers in Izmir, sich das Signal, das Matt ihm zunächst angeboten und angesichts seiner Grausamkeit anschließend an den Bunker in Bodrum weitergereicht hat wiederzuholen. Dafür schmiedet er einen brutalen Plan.

Grao trägt die Handlung um das Daa’murische Dorf. Er ist gefangen zwischen seiner uneingestandenen Liebe zu Ira und seiner Treue zu „seinem“ Volk. Er entscheidet sich für einen interessanten Mittelweg. Er bewahrt Ira auf der einen Seite vor der Auslöschung durch ihre daa’murischen Artgenossen und schließt sich ihnen dennoch an. Dieser Widerspruch und Graos Erstaunen darüber, dass er seine „Brüder“ anlügt, sind sehr gelungen dargestellt.

Der Rest der Handlung ist leider nicht so überzeugend. Unter den Daa’muren gibt es natürlich das eine Individuum, was nichts von einer etwaigen Aussöhnung mit den Menschen hält. Und natürlich wird der Herrscher des Dorfes ausgerechnet von diesem Individuum beeinflusst. Alles endet in einer zu gefälligen Auflösung, die zwar einen Moment der Spannung bietet, inhaltlich aber nicht so überzeugend ist. Denn mit Graos Zwiespalt hätte man durchaus noch etwas länger arbeiten können. Hier wird ihm zu rasch vor Augen geführt, dass der Weg seiner Artgenossen in eine Sackgasse führt. Dies wirkt abrupt und wird zudem mit einem Blutbad an den menschlichen Gefangenen des daa’murischen Dorfes begleitet.

Zu einem Blutbad kommt es auch in dem zweiten Handlungsstrang in Bodrum. Diese Erzählebene ist wie eine Tragödie aufgebaut. Nicht nur der Leser, auch die Technos in Bodrum ahnen, dass Colonel Komak und seine Technos aus Izmir einen Angriff planen. Daher wird die Anführerin des Bunkers sofort misstrauisch als auf einmal ein kleines Mädchen aus Izmir auftaucht. Was folgt ist der Untergang der Techno-Community in Bodrum, der ihre humanitären Gefühle zum Verhängnis werden. Auch diese Ebene ist äußerst blutig und brutal. Zwar versucht Binder Komak so etwas wie eine Hintergrundgeschichte anzudichten, doch der neue „Feind“ der Serie bleibt ein stereotyper Sadist. Hier wäre es – auch angesichts des abrupten Endes der Daa’muren-Handlung – schön, wenn man etwas mehr auf etwas facettenreichere Gegenspieler setzen würde.

Mit „Ein grausamer Plan“ beginnt der Exodus der Menschheit. Noch ahnt niemand von den Charakteren, dass es sich hierbei um eine Falle der Friedenswahrer handelt. Mit Komak werden die Friedenswahrer jedoch keine Freude haben, sie werden nun mit einem brutalen Sadisten umgehen müssen. Der in dieser Episode geschilderte Weg dorthin bietet vor allem mit Grao viel Potenzial, dass jedoch angesichts der Blutlust der Erzählung oft hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt.

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