Die Kinder des Wandlers (von Wolf Binder / Maddrax Band 465)

Grao und Ira erreichen das Ziel ihrer Reise: Sie finden ein Dorf mit den letzten verbliebenen Daa’muren auf der Erde. Während sich Grao darüber freut, endlich wieder unter Artgenossen zu leben, bleibt Ira skeptisch. Sie steht der Menschheit emotional mittlerweile sehr nahe und bezweifelt, dass die Daa’muren des Dorfes in Frieden unter Menschen leben können. Die Tatsache, dass Menschen von den Dorfbewohnern als emotionslose Diener gehalten werden, stimmt sie noch misstrauischer.

Die Daa’muren Handlung bringt eine weitere mögliche Bedrohung für die Menschheit in diesem Zyklus mit sich. Auf der einen Seite droht der Erde durch den nahenden Absturz des Mondes der Untergang. Auf der anderen Seite wissen die Leser, nicht aber die Protagonisten, dass das Versprechen der Friedenswahrer, Teile der Menschheit in ein anderes System umzusiedeln, nur ein Weg zur physischen Ausbeutung der Menschheit sind. Mit dem in diesem Roman erzählten Erwachen eines weiteren Daa’muren Bewusstseins droht der Menschheit weiteres Ungemach. Denn Ira stellt ganz richtig fest, dass Menschen in den Augen der hier entdeckten Daa’muren minderwertig sind und allenfalls als einfache Arbeiter dienen – solange man ihre Emotionen reguliert. Doch die Daa’muren müssen nicht unbedingt nur eine Gefahr für die Menschheit sein. Es könnte eben so gut sein, dass die Daa’muren letztlich einen Teil zum Widerstand gegen die Friedenswahrer beitragen.

Die Erzhälung im Dorf der Daa’muren ist nicht nur wegen dieser möglichen Auswirkungen sehr gelungen. Vor allem Graos Rolle ist sehr gut getroffen. Er vermisst das Leben unter Daa’muren, anders als Ira hat er sich nicht menschlichen Verhaltensweisen angepasst. Daher ist er überglücklich wieder unter Daa’muren zu leben. Dennoch hat er so etwas wie verliebte Gefühle für Ira entwickelt. Deswegen versucht er vieles, um auch Ira die Integration in die Gemeinschaft der Daa’muren zu ermöglichen. Das scheitert jedoch nicht nur an Iras Widerstand. Am Ende gipfelt dieser Erzählstrang in einem Cliffhanger, der für Ira möglicherweise die von Grao mitverschuldete Auslöschung bedeuten könnte.

Die Episode konzentriert sich außerdem auf die Menschen, die um das Dorf der Daa’muren leben. Hier geschehen merkwürdige Dinge und es scheint als würden die Daa’muren bei der Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft äußerst skrupellos vorgehen. Leider bleibt dieser Handlungsstrang trotz der teilweise sehr gut beschriebenen Wut einzelner Protagonisten etwas blass. Hier hätte es etwas mehr Platz gebraucht, um die Dynamik in der menschlichen Gemeinschaft um das Daa’muren Dorf besser zu entwickeln. Dafür hätte man zum Beispiel auf eine weitere Nebenhandlung, in der Matt die Evakuierung der Menschheit vorbereitet und Hordelap einen kurzen Ausflug in das System der Friedenswahrer macht, kürzen bzw. eventuell ganz auslassen können.

„Die Kinder des Wandlers“ bietet viel Potenzial für weitere Handlungsstränge. Der latente Konflikt zwischen Ira und Grao ist zudem sehr überzeugend, während die anderen Aspekte rund um das Dorf der Daa’muren (noch) nicht richtig überzeugen können.

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