The Butcher’s Knife Cares Not for the Lamb’s Cry (Star Trek: Discovery)

Der Krieg mit den Klingonen spitzt sich zu, die Sternenflotte ist an allen Fronten gebunden. Den Klingonen gelingt es jedoch, an einer entscheidenden Stelle durchzubrechen. Corvan II, ein Industriezentrum, aus dem die Föderation den Großteil ihrer Dilithiumvorräte schöpft, droht in die Hände der Klingonen zu fallen. Die einzige Rettung für das System ist die U.S.S. Discovery und ihr neuartiger Sporenantrieb. Allerdings ist der Antrieb noch nicht ausgereift, die Sprünge sind nicht präzise. Captain Lorca ist gewillt, alles zu opfern, um die Kolonie, ihre Bewohner und vor allem das Dilithium zu retten. Er befiehlt Michal Burnham, das in der vorherigen Episode gefangene Monster zu untersuchen, um herauszufinden, ob es entweder als Waffe gegen die Klingonen oder aber für den Antrieb dienlich ist.

Die Handlung der Episode erscheint auf den ersten Blick wie typisches „Star Trek“. Das Monster, das in der vorherigen Folge noch einen Großteil der U.S.S. Glenn getötet hat, die Klingonen wie Butter unter einem Küchenmesser behandelt hat und zudem für Verluste unter der Discovery-Besatzung gesorgt hat, stellt sich hier als relativ harmlos heraus. Wird es nicht gereizt, verhält sich diese Weiterentwicklung eines pflanzenfressenden Teilchens äußerst friedfertig. Es interagiert sogar mit den Sporen des Antriebs, was Burnham dazu veranlasst, es an den neuartigen Sporenanrieb anzuschließen. Tatsächlich gelingt es mit der Hilfe dieser Kreatur, die Discovery dorthin zu steuern, wo sie hin muss. Die Kolonie Corvan II kann gerettet werden, der Krieg ist noch nicht verloren und die Wissenschaft hat wieder über die dumpf-brutale Stärke gewonnen.

Mit „Discovey“ ist die Sachlage aber nicht mehr so eindeutig. Denn natürlich gibt es auch hier an Bord Offiziere, die sich auf Stärke fokussieren, in dem Monster ausschließlich einen Feind sehen, vor dem man sich selbst schützen muss und den man am Besten auf die Klingonen los lässt. Hätte es hier früher einen Lernprozess gegeben, an dessen Ende alle klüger sind, wird diese Arroganz in „Discovery“ kurzerhand mit dem Leben bezahlt. In dieser Folge wird klar, warum Sicherheitschefin Landry in der vergangenen Folge so blass blieb: Sie wird hier sofort wieder aus der Serie geschrieben. Für Captain Lorca ist das kein all zu großes Problem, um den Krieg zu gewinnen, geht er alle Risiken ein und hinterfragt alle Moralvorsätze. Dabei scheut er nicht davor zurück, seine Crew zu beleidigen bzw. emotional unter Druck zu setzen. So führt man ein Schiff vermutlich nicht besonders lange erfolgreich an. Angst regiert für kurze Zeit, Angst und Härte mögen den Krieg gewinnen, aber den Frieden gewinnen vermutlich eher Offiziere wie die in der Pilotepisode verschiedene Captain Georgiou. Zuletzt scheint es außer Burnham niemand zu stören, dass die Kreatur, die den Antrieb bedient, höllische Qualen leidet. In diesem Krieg und auf diesem Raumschiff scheinen die Ideale der Sternenflotte die ersten Gefallenen zu sein.

Das Führung eine volatile Sache ist, erlebt in dieser Episode auch T’Kuvmas Stellvertreter und Erbe Voq. Er versucht die Prinzipen T’Kuvmas aufrecht zu erhalten und dennoch das beschädigte Schiff wieder flugfähig zu machen. Das ist so langsam, dass er von Rivalen ausgebotet wird. Diese Klingonenszenen sind deutlich besser geraten als in der Pilotepisode, Zielkonflikte gibt es also nicht nur unter den Menschen, sondern auch unter den Klingonen.

Unterm Strich weiß „The Butcher’s Knife Cares Not for the Lamb’s Cry“ zu unterhalten. Die Erzählung ist spannend, die Rettung der Kolonie dramatisch. Ist diese Episode denn auch die erste Kapitulation der Autoren vor den Anforderungen moderner Seriennarration und damit das Aufgeben alter „Star Trek“-Werte? Vermutlich nicht! Denn Burnham, die letztlich die Hauptprotagonistin ist, bleibt die Verkörperung klassischer Sternenflottenvorschriften. Ihr geht das Schicksal der gepeinigten Kreatur sehr nahe und ihr ist das Unbehagen über Captain Lorcas Führungsstil deutlich anzumerken. Noch ist sie als einstige Meuterin in einer sehr schwachen Position. „The Butcher’s Knife Cares Not for the Lamb’s Cry“ legt aber die weiter Grundlage, dass „Star Trek: Discovery“ nicht nur spannende Geschichten erzählt, sondern auch zwei äußerst interessante Fragen beantwortet: Wie wurde das klingonische Imperium, das in „Star Trek: Enterprise“ teilweise eher wie ein Relikt wirkte und nicht übermäßig mächtig im Vergleich zum Beispiel zu den Romulanern erschien zu dem starken Gegenspieler, dass es in der Originalserie war? Und wie wurden die Werte der Föderation, die in „Enterprise“ hart errungen wurden und doch in Extremsituationen (wie z.B. der Xindi-Krise in der dritten Staffel) so tief in den organisatorischen Kern der Sternenflotte geschrieben, dass sie im Anschluss auch in Extremsituationen und Kriegen wie z.B. dem Dominion-Krieg hochgehalten wurden? In der Doppelauseinandersetzung zwischen verschiedenen klingonischen Fraktionen und zwischen Sternenflottenmitgliedern auf der Discovery besteht die Möglichkeit, dass die erste Staffel der Serie genau diese Fragen beantwortet und damit einen wertvollen Beitrag zum „Star Trek“ Universum leistet: Wie wurden die beiden bedeutendsten Blöcke der Serie das, was sie sind. „Discovery“ hätte damit den Erzählkern, der „Enterprise“ immer gefehlt hat.

„The Butcher’s Knife Cares Not for the Lamb’s Cry“ sieht wie die vorherigen Episoden beeindrucken aus und ist nicht nur eine spannende, dynamische und in vielen Forschungsmomenten ‚typische‘ „Star Trek“-Folge. Die vierte Episode der Serie steigert auch das Interesse an der Gesamthandlung der Serie, die sich hier in eine sehr interessante Richtung entfaltet.

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