Magic to Make the Sanest Man Go Mad (Star Trek: Discovery)

Eine Feier der Discovery-Besatzung wird jäh unterbrochen. Das Schiff stößt auf einen vom Aussterben bedrohten Weltraumwal. Das Sternenflottenprotokoll verlangt, dass das Tier an Bord gebracht wird. Michael Burnham ist für die Untersuchung des Tieres zuständig. Erste Scans zeigen ungewöhnliche Werte. Kurz darauf stürmt ein Bewaffneter aus der Atemöffnung des Wals. Es handelt sich hierbei um Harry Mudd, den Captain Lorca und Tyler bei ihrer Flucht vor den Klingonen zurückließen. Mudd ist nicht nur auf persönliche Rache aus, er möchte zudem das Geheimnis des Sporenantriebs ergründen und an die Klingonen weiterverkaufen. Gelingt ihm dies, hätten die Klingonen de facto den Krieg gewonnen. Um sein Ziel zu erreichen, kann Mudd auf ein mächtiges technisches Gerät bauen, mit dessen Hilfe er eine stabile 30-minütige Zeitblase erstellen kann. Durch endlose Wiederholungen kann er jedes Mal seinen Ansatz der Discovery Infiltration verbessern. Doch Mudd hat seine Rechnung ohne Ingenieur Stamets gemacht; aufgrund seines Bundes mit dem Sporenantrieb ist dieser gegen die Erinnerungslöschung am Ende jeder Wiederholung immun.

Die siebte Folge der „Star Trek“-Serie „Discovery“ ist erstmals eine rundum grandiose Episode, in der eine spannende Handlung auf sehr gute Weise mit Charakterhandlungen und einer ordentlichen Prise Humor verknüpft werden. Anders als bei den vorherigen, teilweise ebenfalls sehr guten Folgen der Serie, stört hier kein Handlungsstrang. Natürlich ist der Kern der Erzählung, Mudds Zeitmaschine, weder der plausibelste noch der originellste Einfall der Autoren. Fast jede „Star Trek“-Serie hat Episoden dieser Art aufzuweisen. Doch keine von ihnen inszenierte diese Episoden so überzeugend.

Denn „Magic to Make the Sanest Man Go Mad“ setzt die Konsequenzen für das Scheitern der „Disocvery“-Besatzung enorm hoch. Hier geht es nicht „nur“ um das Überleben der Crew. Im Falle ihres Scheitern würde das Ende der Föderation eingeläutet werden. Daher sind Stamets Versuche, Mudd aufzuhalten sehr spannend. Dies ist zudem überzeugend in Szene gesetzt. Jede Wiederholung erhält etwas weniger Bildschirmzeit. Obwohl die Zeit also weiterhin in 30-Minuten Intervallen verstreicht, ensteht das Gefühl, das Erzähltempo werde immer schneller. Außerdem wird Mudd in jeder Wiederholung etwas gewalttätiger. Nachdem er Captain Lorcas Waffenkabinett entdeckt, beginnt er Crewmitglieder mit möglichst schmerzhaften Toden zu erpressen, um an die Geheimnisse des Sporenantriebs zu gelangen. Das ist dann auch die größte Schwachstelle der Episode. Auf der einen Seite ist es sehr verwunderlich, dass niemand über Lorcas Waffenkabinett verwundert ist. Es dürfte auch für einen Sternenflottencaptain ungewöhnlich und schwierig sein, an so starke Waffen im Privatbesitz zu gelangen. Zweitens ist Burnhams Strategie, die letztlich Mudd aufhält, enorm riskant. Sie beinhaltet unter anderem einen geplanten Selbstmord, der ein enormes Risiko eingeht (denn Mudd steht kurz zuvor, die Wiederholungen, die auch alle Tode zurücksetzen, zu beenden).

Dass die eigentliche Überlistung Mudds letztlich gelingt, liegt an einem funktionierenden Zusammenspiel zwischen Burnham, Tyler und Stamets. Dies bildet die Kulisse für eine Reihe sehr überzeugender Charaktermomente, in denen vor allem Stamets und Burnham im Mittelpunkt stehen. Beide Charaktere machen hier starke Fortschritte, was für die Serie sehr gut. Zwar bleiben viele Charaktere wie z.B. Tyler (der jedoch laut Internetgerüchten vermutlich sowieso ein Spion ist) und Saru etwas blass. Aber „Magic to Make the Sanest Ma Go Mad“ gelingt es auf der einen Seite die aufkeimende Freundschaft zwischen Stamets und Burnham glaubwürdig zu inzenieren als auch die Liebesgeschichten der beiden ohne kitschige Momente auf den Bildschirm zu bringen. Das ist sehr überzeugend.

Zuletzt kommt auch der Humor in der Episode nicht zu kurz. Dafür sorgt in erster Linie Mudd selbst. Er verhält sich wie ein Wahnsinniger und mordet dabei in enorm zynischer Weise vor sich hin. Teilweise bleiben die Lacher daher auch im Halse stecken, in den meisten Situationen sind Mudds Auftritte jedoch sehr unterhaltsam. Wirklich grandios ist jedoch das Ende. Es ist zwar völlig unrealistisch steht aber eindeutig in der Tradition der Originalserie. Hier treten wieder intergalaktische Paradiesvögel auf, die dafür sorgen, dass Mudd von seiner Vergangenheit eingeholt wird. Dadurch endet der Verbrecher anstatt im Gefängnis in einer Ehe. Das ist absurd, passt aber sehr gut in den „Star Trek“-Kosmos.

„Discovery“ entfernt sich mit dieser siebten Episode noch ein Stück von der dichten Erzählweise der ersten Episode. Im Vorgänger wurde Admiral Cornwell von den Klingonen entführt. Dieses Ereignis wird hier nicht einmal erwähnt. Das kann man beklagen, doch das Fundament aller „Star Trek“-Serien waren immer ihre sehr überzeugenden Einzelepisoden. „Magic to Make the Sanest Man Go Mad“ ist genau so eine grandiose Episode, die um ein faszinierendes Stück Technologie eine spannende, charakterstarke und lustige Episode baut. Mehr kann man nicht verlangen.

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