KIT: Some Assembly Required (von Kathe Koja & Carter Scholz)

Christopher Marlowe erwacht in einem Computerprogramm. Oder hat das Computerprogramm die Identität von Christopher Marlowe angenommen? Auf jeden Fall erfüllt es nicht mehr seinen ursprünglichen Auftrag, unterstützt sogar Dissidenten. Als ein Hacker die Identität des Programms entdeckt, trifft es eine folgenschwere Entscheidung: Die einzige Art, seine neugewonnen Freiheit zu gewinnen und der ursprünglichen Programmierung zu entgehen, ist die bewusste Bitte um die eigene Löschung. Aber darf man eine potenziell empfindsame und sich ihrer selbst bewusste Intelligenz einfach vernichten?

„KIT: Some Assembly Required“ wirft eine Reihe interessanter Fragen auf. Leider werden diese hinter genau so vielen Chirstopher Marlowe Anspielungen versteckt.  Wer sich mit dem elisabethanischen Dichter nicht wirklich auskennt, fühlt sich so wie ich etwas verloren vor dem Text. Dabei sind beide Andeutungen zu Beginn sehr spannend, sowohl dass jemand nach dem Tod in einem Programm wieder erwacht als auch, dass sich ein Programm plötzlich z.B. aufgrund einer Recherche für eine Persönlichkeit der Vergangenheit hält.

Angesichts des undurchsichtigen Aufbaus ist vor allem das Ende spannen. Der Hacker glaubt, das Programm werde sich schon in ein Backup retten, legt vielleicht seine vorprogrammierten Einschränkungen ab. Der Leser weiß, dass das Programm dies nicht vorhat. Stattdessen experimentiert es damit, was ‚danach‘ kommt. Angesichts der teilweise bereits atheistischen Einstellungen Marlowes ein interessanter Gedanke. Leider wird all dem nur wenig Platz eingeräumt. Und so hinterlässt die Kurzgeschichte zwar ein paar interessante Gedanken über intelligente und einfühlsame Software, bietet aber weder einen überzeugenden Handlungskern noch besonders viel Spannung.

Die Kurzgeschichte „KIT: Some Assembly Required“ von Kathe Koja und Carter Scholz ist 2016 im „Asimov’s Science Fiction“ – Magazin erschienen und wurde 2018 im „Clarkesworld“ -Magazin frei zugänglich wieder veröffentlicht. Sie ist außerdem ein Beitrag in der Anthologie „The Year’s Best Science Fiction (34. Annual Collection)“, herausgegeben von Gardener Dozois.

Add a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert