Durch das Inferno (von Wolf Binder / Maddrax Band 461)
|Die beiden Daa’muren Grao und Ira sind auf dem Weg nach Indien. Hier hoffen sie, ein Dorf mit Artgenossen zu entdecken. Falls auch diese Daa’muren sich mit der Menschheit arrangiert haben, planen sie sie mit Peilsendern für die Evakuierung nach Novis auszustatten. Doch auf dem Weg stoßen sie eine Stadt, die alle Mutanten grausam verfolgt. Ira befürchtet, dass hier auch Daa’muren festgehalten werden. Tatsächlich stellt sich der Anführer als äußerst gefährlich heraus – und er trägt einen der letzten noch aktiven Daa’murenkristalle in seinem Auge.
„Durch das Inferno“ gelingt es, von Beginn an eine düstere und zugleich faszinierende Stimmung aufzubauen. In einem Wald treffen Grao und Ira auf Menschen, die sich rasch als Dämonenjäger herausstellen. Dämonen sind für sie alle Mutationen, die in der Region vorkommen – und das sind ungewöhnlich viele. In der nächsten Stadt Kudas, zahlt der Herrscher Candemir eine beachtliche Summer für jeden gefangenen „Dämon“. Da die Gegend von einer Dürre heimgesucht ist, Wasser geradezu unbezahlbar ist, treiben sich viele Dämonenjäger in den Wäldern herum. Sie sind also gewissenlos, da sie die Mutanten einem grausamen Schicksal zufügen. Gleichzeitig sind sie aber auch durch Not angetrieben.
Candemir, das wird schnell nach Grao und Iras Ankunft in Kudas deutlich, ist ein starker aber auch ein grausamer Herrscher. Die Fremdartigkeit Graos reicht aus, um ihn als Dämon zu verfolgen – auch auf Kosten von Menschenleben in Kudas. Ira erkundet derweil die Dämonengefängnisse und stößt auf grausamste Foltertaten. Die Menschen in Kudas nehmen dies nicht nur hin, sondern arbeiten aktiv am Regime ihres Herrschers mit. Für die Stabilität, die Candemir den Bürgern Kudas bietet (und das regelmäßige Fleisch, das er ihnen bietet und von dem das Volk nicht weiß, das es die gefangenen Dämonen verspeist), sind diese bereit, ihrer Grausamkeit freie Fahrt zu lassen. Dies gibt dem Roman – vor allem in Verbindung mit dem am Ende enthüllten Schicksal einiger Daa’muren – eine nachdenkliche und gelegentlich bedrückende Note.
Folgerichtig dreht sich ein Großteil der Handlung um Candemirs zweifelnden Stellvertreter. Dieser ist einer von Candemir ältesten Freunden, doch angesichts des ausufernden Dämonenblutkonsums Candemir und den steigenden Opferzahlen unter der Bevölkerung in Kudas, beginnt er an den Taten seines Freundes zu zweifeln. Im actionreichen Finale steht Candemir dadurch überraschenderweise nicht nur Grao und Ira gegenüber. Dieser Gesinnungswandel ist sehr gut dargestellt und gipfelt in der stärksten Szene des Romans, eines geplanten und dann doch nicht ausgeführten Königsmordes.
Die Grausamkeit der Handlung wird an den richtigen Stellen immer aufgelockert, sodass „Durch das Inferno“ nicht nur ein spannender und nachdenklicher Roman ist, sondern immer auch unterhält. Das macht den ersten Teil der Such Graos und Iras nach ihren Artgenossen zu einer sehr gelungen Erzählung.