Unantastbar (Radiotatort)

Ein Neonazi wird erschossen aufgefunden, mit der Tatwaffe wurde einige Jahre zuvor eine Polizistin erschossen. Damals geriet der Gatte der Polizistin in den Fokus der Ermittlungen. Gleichzeitig gab es jedoch bereits bei diesem Mordfall Vermutungen, dass Neonazis – möglicherweise vom Verfassungsschutz gedeckt – für den Mord verantwortlich waren. Die Kommissare Polanski und Lehmann werden auf den Zusammenhang mit dem Verfassungsschutz von Kommissarin Schenk hingewiesen, die damals in die Ermittlungen involviert war. Sie verschweigt dabei jedoch, dass der Verfassungsschützer, den verdächtigt, ihr Ex-Mann ist.

„Unantastbar“ lässt die Berliner Kommissare in einem Sumpf ermitteln. Kurz nach dem Fund der Leiche werden die Kommissare bereits in eine Auseinandersetzung zwischen dem Staats- und dem Verfassungsschutz verstrickt, die auch durch persönliche Animositäten geprägt ist. Durch den Zusammenhang mit einem Polizistenmord wird die gesamte Situation noch verschärft. Es ist sehr gelungen, wie alle Akteure hier unter ihren Rollen leiden. Jeder macht einander Vorwürfe und doch verzweifelt jeder Teilnehmre daran, dass andere nicht kooperieren. In diesem Tatort erfährt man das in erster Linie durch den Frust der Polizei, dass ihre „eigenen“ Kollegen in anderen Institutionen ihnen nicht helfend zur Seite stellen, um ihre (V-Männer) Interessen zu schützen.

Daher ist es sehr gelungen, dass der Fall einer Polizistin im Ruhestand, die ebenfalls an den Widersprüchlichkeiten verzweifelt ist und noch verzweifelt, eine prominente Rolle zugesteht. Das sorgt nicht nur für eine überzeugende und tragische Auflösung am Ende des Krimis, sondern bringt überzeugend die Verzweiflung zum Ausdruck, die die Arbeit im rechtsextremen Milieu mit sich bringen kann. Leider werden dem als Kontrast die Zweifel Oberkommissars Polanskis an seiner Arbeit gegenübergestellt. Das ist nicht mehr wirklich gelungen. Da für sie kein Grund außer eines generellen Unbehagens angeführt wird, wirken diese Zweifel künstlich konstruiert. Hier hätte man sich ganz auf den Kern der Geschichte konzentrieren sollen, ohne auch noch dem ermittelnden Kommissar Zweifel anzudichten.

Die meisten Zwielichtigkeiten und Interessen bleiben auch nach der Aufklärung des Falls zurück. Das ist gelungen: Der konkrete Fall ist geklärt, das Milieu bleibt undurchdringlich. Der Fall ist spannend und stellt – mit Ausnahme des erwähnten Oberkommissars – sehr überzeugend die Graubereiche und institutionellen Konflikte bei Ermittlungen im rechten Milieu dar.

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