Barbarische Zeiten (von Wolf Binder / Maddrax Band 454)

Die Initiatoren bereiten auf dem Mond Novis weiterhin alles für die Ankunft der Menschen vor, die sich vor der drohenden Apokalypse hier in Sicherheit bringen sollen. Ihre Motive sind alles andere als selbstlos: Wie auf Messis haben die Initiatoren vor, die Gehirne der Menschen auszuschalten. Aruula und Xaana, die den Initiatoren beim Terraforming helfen, wissen davon jedoch nichts. Sie haben andere Sorgen: Aruula stört die sterile Umgebung zum Beispiel gewaltig. Als durch einen Zufall ein genetisch verändertes Krokodil entkommt, macht sie sich auf die Jagd, um wieder etwas „frische Luft“ zu erhalten – angesichts der Stärke des Krokodils eine gefährliche Mission.

Zunächst scheint dem Roman ein klarer Faden zu fehlen: Wird man tatsächlich 70 Seiten lang erleben, wie Aruula einem übergroßen Krokodil den Garaus macht? Das ist ein sehr gelungener Kunstgriff, der die Erwartungen bewusst nach unten setzt. Denn „Barbarische Zeiten“ trumpft ab der Hälfte der Handlung mit weiteren nennenswerten Fortschritten der zweiten Zyklushälfte auf.

In Rückblenden wird zudem die Geschichte der Kontras enthüllt. Erstmalig erhält man direkte Einblicke in die Handlungsabläufe dieser Gruppe. Diese Erzählungen sind sehr gut in die Gegenwartshandlung eingebunden. Außerdem wird hier ein sehr überzeugender Gewissenskonflikt thematisiert: Während der Gründer dieser Widerstandsorganisation absolut pazifistisch handeln möchte, geraten seine Gefolgsleute immer wieder in Situationen, in denen sie Gewalt anwenden müssen. Daher stehen die Kontras bald vor dem Dilemma, ob sie einige Todesfälle in Kauf nehmen können, um dafür ein ganzes Volk zu retten.

Auf Novis geht derweil viel schief. Durch einen weiteren Unfall wird Aruula das Opfer einer Strahlung, die ihr für einen Moment die Erinnerung an alles seit ihrem ersten Zusammentreffen mit Matt nimmt. Sie ist nun wieder die Barbarin aus dem ersten Teil der Serie. Kurz darauf trifft sie mit einer Gruppe des Widerstandes zusammen. Nur mit Mühe und Not gelingt die Verständigung. Doch bevor die Kontras Aruula vor dem drohenden Massenmord an den Menschen) warnen können, werden sie von den Linientreuen Initiatoren (tragischerweise durch Xaana angeleitet) überrascht, überwältigt und getötet. Aruulas Erinnerung wird wieder hergestellt, wodurch sie wieder ihren Lauschsinn zurückgewinnt, der zuvor von den Initiatoren blockiert wurde.

Nachdem die wichtigsten Initiatoren der Linientreuen und der Kontras nun auf der Erde und auf Aquus hinter Gittern sitzen und Aruula mit ihrem Lauschsinn der grausamen Verschwörung auf die Spur kommen könnte, nimmt die Handlung der zweiten Zyklushälfte langsam Fahrt auf. Angesichts der ständigen Möglichkeit des Ans-Licht-Kommen der wahren Motive hinter Novis ist „Barbarische Zeiten“ ein sehr spannender Heftroman. Durch sein Ende bietet er nun die Möglichkeit, dass die menschlichen Charaktere nicht mehr nur Spielbälle, sondern langsam auch wieder Protagonisten der Handlung werden. Die Episode ist dadurch nicht nur spannend und unterhaltsam, sondern trägt auch einen wichtigen Teil zum Handlungsfortschritt bei.

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