Toter Acker (ARD-Radiotatort)

Im bayerischen Bruck am Inn wird ein Vorarbeiter erschossen, sein Chef überlebt den Angriff. Zunächst sieht alles nach einem Raubüberfall aus. Doch dann entdeckt die Polizei einen alten Anwohnerstreit: Ein benachbarter Bauer wirft Unternehmenschef Hörbacher vor, beim Bau gepfuscht und gefährliche Chemikalien auf seinem Grundstück verteilt zu haben. Dieser wehrte sich immer gegen die Unterstellungen, der Bauer verlor einen Rechtsstreit. Handelt es sich bei der Tat also um einen Rachemord?

Der Brucker-Tatort lebt davon, dass die Streifenpolizisten in der Regel dem Täter deutlich näher auf den Fersen sind als die Kriminalpolizei und dafür doch nie Anerkennung erfahren. Nachdem sie sich in der letzten Folge einmal mehr nach erfolgreicher Arbeit einen schweren Rüffel ihres Chefs eingeholt haben, intervenieren sie diesmal nicht in die Arbeit der Kripo. Die ist derweil hauptsächlich damit beschäftigt, neue technische Geräte (ein Aufnahmegerät, das Memos automatisch in Textdateien umwandelt) auszuprobieren. Dabei übersehen die Beamten entscheidende Entwicklungen in dem Fall, die der Streifenpolizei geradezu nebenbei ins Netz gehen.

Doch der Krimi konzentriert sich selbst gar nicht wirklich auf die Ermittlungen. Stattdessen steht das persönliche Drama des Bauern im Mittelpunkt. Er wurde von Hörbacher zunächst betrogen, anschließend fiel seine Tochter den Chemikalien zum Opfer und zuletzt ruinierte ihn ein Rechtsstreit. Als wäre das nicht genug schiebt im Hörbacher – Achtung Spoiler – auch noch den Mord in die Schuhe, um sich selbst im letzten Moment angesichts von Betrugsermittlungen ins Ausland abzusetzen. Abgerundet wird dieses Drama mit einem mehr als merkwürdigen Verhältnisses Hörbachers mit seiner Gattin, die ebenfalls ein tragisches Ende nimmt.

Dieser Erzählfokus führt zu vielen Monologen, die überraschend spannend sind, den Zuhörer aber keine wirkliche Erzählung bieten. „Toter Acker“ bleibt bis zum Schluss ein Panorama an Ungerechtigkeiten, dem die Polizei – teilweise aus Ignoranz – ohnmächtig gegenüber steht. Das bietet dunkle Stimmung und ein spannendes Rätselraten über die Hintergründe des Falls, jedoch keine überzeugenden Krimiereignisse.

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