Die Drehung des Rades (von Philip K. Dick)

Die Menschheit stand durch einen Krieg knapp vor der Auslöschung. Nun wird die Zivilisation langsam wieder aufgebaut. Dieser Prozess wird jedoch durch eine religiöse Herrschaft kontrolliert. Eine Gruppe von Barden sorgt dafür, dass die Welt Elron verehrt und seine Regeln einhält. Diese strenge Regiment verhindert zudem jeden technischen Fortschritt. Langsam tauchen jedoch wieder Vertreter der weißen menschlichen Spezies auf. Sie bilden eine Sekte, die so genannten Tinkeristen, die die Verwendung und Entwicklung von Technik befürworten. Der Barde Sung-Wu, der fürchtet angesichts seiner Krankheit nicht mehr rechtzeitig vor seinem Tod für seine Sünden sühnen zu können, wird in ein Gebiet geschickt, in dem die Tinkeristen stark vertreten sind. Dort entdeckt er, dass die Bedrohung durch die Tinkeristen deutlich stärker ist als seine Vorgesetzten befürchtet haben.

Auf der einen Seite erlebt man hier aus der Sicht eines ihrer Vertreter eine rücksichtslose Theokratie. Die religiöse Herrschaft der Barden nimmt es in Kauf, dass viele Menschen im Namen Elrons in Not und Leid leben, nur damit ihre religiösen Dogmen eingehalten werden. Gleichzeitig gibt es strenge Regeln und selbst die Vertreter des Regimes leben in ständiger Furcht, den Normen der Gemeinschaft nicht gerecht zu werden. Diese Gesellschaft erstickt jeden Fortschritt und bietet kaum individuelle Freiheiten.

Auf der anderen Seite ist die Zerstörung und beinahe Vernichtung der Menschheit ja durch die Technik ermöglicht worden, die die Anhänger Elrons hier verbieten. Letztlich zeigt sich die Menschheit als unfähig, Technik verantwortungsvoll, im Einklang mit sich selbst und der Umwelt zu nutzen. Tatsächlich zeigen die Vertreter der weißen Tinkeristen bereits leichte Ansätze agressiven Verhaltens – etwas vor dem die Anhänger Elrons immerhin zurückschrecken. Letztlich tauscht man also die Kontrolle gegen mehr Freiheiten, weniger Krankheiten und mehr Wohlstand – allerdings auch mehr Konflikte – ein.

Sung-Wu lässt sich genau von diesem Versprechen verführen, nichts über die Stärke der Tinkeristen in seinen Reporten zu erwähnen. Er erhält Penicillin, das ihm ermöglicht lange genug zu überleben, um sich von seinen Sünden zu befreien. Durch die Ahnungslosigkeit des Regimes weiß der Leser, dass es sich kaum halten wird. Dem Aufstieg (weißer) Technikanwendung steht kaum etwas im Weg. Für Dick bedeutet das Freiheit und Wohlstand und die immer währende Bedrohung, dass sich die Menschheit doch nicht als reif genug für die geschaffenen Fähigkeiten erweist. Die Kurzgeschichte spielt daher mit den Kehrseiten von Sicherheit und Freiheit und regt zum Nachdenken darüber an, wie diese beiden Werte wohl so balanciert werden könnten, dass sie zumindest das Ende der Menschheit ausschließen.

„Die Drehung des Rades (orig. „The Turning Wheel“)  geschrieben 1953, veröffentlicht 1954 im „Science Fiction Stories“-Magazin ist auf Deutsch unter anderem im Band „Das Vater-Ding“ der Dick-Sammlung „Sämtliche 118 SF-Geschichten in fünf Bänden“ des Haffmans Verlag bei Zweitausendeins erschienen.

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