The Apartment Dweller’s Bestiary (von Kij Johnson)

„The Apartment Dweller’s Bestiary“ ist eine Episodenkurzgeschichte. Sie besteht aus 20 Fantasy Beschreibungen von Tieren, die in menschlichen Appartements auftauchen oder als Haustiere gehalten werden. in jeder der sehr knapp geschilderten Situation wird ein Mensch mit einem fiktiven Tier konfrontiert. Im Mittelpunkt steht dabei der Vergleich, den die Menschen zwischen ihrem (Ex-)Partner und dem neuen (teilweise ungewollten) Haustier anstellen. In jedem Fall beeinflusst das Tier sowohl das Befinden des (immer namenlosen) Menschen als auch das Verhältnis zu seinen Mitmenschen.

Besonders beeindruckend ist wie Johnson mit wenigen Wörtern ein fiktives Tier skizzieren kann. Einige Motive und Verhaltensweise wiederholen sich zwar in den 20 Geschichten. Doch das Bild, das dem Leser vermittelt wird, ist immer ein klein wenig anders. Dadurch gelingt es der Autoren, tatsächlich zwanzig verschiedene Eindrücke zu erzeugen, die alle einen etwas anderen Einfluss auf ihre menschlichen Gegenüber hinterlassen.

Die Verbindung zwischen den häufig unerwarteten Haustieren und der Beziehung zum jeweiligen Partner bzw. der jeweiligen Partnerin ist eine ebenfalls sehr überzeugende Idee. Mal trösten die Tiere „nur“ über eine zurückliegende Trennung hinweg, mal geben sie den Impuls eine Beziehung zu beenden und die Suche nach dem oder der „Richtigen“ wieder ernst zu nehmen. Der Impetus dahinter ist wie die Tiere immer etwas verschieden. Mal sorgen die Tiere für einen neuen Verantwortungssinn, der sich nicht in der Beziehung widerspiegelt und somit zur Trennung führt. In anderen Situationen sorgt die (scheinbar) anspruchslose Art der Tiere für die Kraft, eine belastende Beziehung tatsächlich zu beenden. Die subtile Schilderung dieser Situationen ist sehr beeindruckend.

Und trotz dieser überzeugenden Episoden sind 20 Momente dieser Art auf wenigen Seiten doch etwas zu viel, eine stärkere Schwerpunktsetzung auf bestimmte Motive hätte der Geschichte vermutlich gut getan. Dennoch ist die Kernbotschaft, dass zwischenmenschliche Fragen, die über die Existenz von Liebesbeziehungen entscheiden können, meist nicht in diesen Beziehungen thematisiert werden. Ausgemacht werden sie anstatt mit dem Partner in abgeschirmten Gedankengänge, die durch die zufälligsten Ereignisse ausgelöst werden können – wie zum Beispiel die unerwartete Ankunft eines Tieres.

Die Kurzgeschichte „The Apartment Dweller’s Bestiary“ ist 2015 in der Online- und Print-Zeitschrift „Clarkesworld Magazine“ erschienen. Sie ist außerdem ein Beitrag in der Anthologie „The Best American Science Fiction and Fantasy 2016“, herausgegeben von Karen Joy Fowler und John Joseph Adam.

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