Advanced Introduction to Public Management and Administration (von Christopher Pollitt)

Die „Advanced Introductions“ des Edward Elgar Verlages haben ein anspruchsvolles Ziel: Sie wollen kein substanzieller Einführungstext sein, sondern einen Überblick über ein Feld verschaffen. Auf gerade einmal 150-Seiten soll eine Meta-Analyse einer (Sub-)Disziplin geboten werden, der den Leser darüber informiert, welche Theorien in einem Feld in Gebrauch sind, welche Methoden angewendet werden, wer in dem Feld forscht und was die großen Trends sind. Unter dem Titel „Public Management and Administration“ zeigt Christopher Pollitt auf überzeugende Art, wie solch ein Unternehmen für die Verwaltungswissenschaft gelingen kann.

Wer eine Einführung in substanzielle Informationen über Verwaltungen, Organisationsmanagement und Bürokratien sucht, sollte sich lieber auf andere Einführungswerke konzentrieren. In dieser „fortgeschrittenen“ Einführung präsentiert Pollitt keine Details über verschiedene Management- bzw. Verwaltungsformen. Stattdessen richtet sich das Werk an Leser, die erfahren möchten, wie dies erforscht wird. Nach einer kurzen Einführung, in der der Untersuchungsgegenstand (öffentliche Verwaltung bzw. Management) definiert wird, besteht der Großteil des Buches aus zwei Kapiteln über die Rolle von Theorien in der Disziplin sowie den Methoden mit denen theoretische Fragestellungen beantwortet werden. Pollitt skizziert zunächst auf engem Raum die Bedeutung von Theorien für die wissenschaftliche Praxis. Dabei bemüht er drei Beispiele „großer“ Theorien sowie eine Reihe kleinerer Theorie, um die vielfältigen theoretischen Herangehensweisen im Fach zu illustrieren. Wie in dem anschließenden längsten Kapitel über gängige Methoden, erfährt der Leser nicht, wie Theorien und Methoden angewendet werden. Stattdessen konzentrieren sich beide Kapitel darauf, einen Überblick über die gängigsten Theorien und Methoden zu verschaffen sowie Tipps zur Aneignung beider Werkzeuge zu präsentieren. Beides gelingt sehr gut.

Abgeschlossen wird die Einführung mit einem sehr interessanten Überblick über die verwaltungswissenschaftliche Community, einer kurzen Reflexion über das Verhältnis zur Verwaltungspraxis sowie einem Überblick über mögliche Zukunftstrends im Fach. Diese drei Kapitel machen Pollitts Einführung klar von anderen Werken unterscheidbar. Denn hier bietet der erfahrene Autor Einblicke in das Umfeld, in dem geforscht wird. Die Einführung löst sich dabei von den sonst in Lehrbüchern präsentierten Methoden und Theorien und bietet interessierten Studieneinsteigern die Möglichkeit, sich im Vorfeld darauf vorzubereiten, auf welche Kollegen, Arbeitspartner in der Praxis und Themen sie sich einlassen werden. Gleichzeitig nutzt Pollitt mit einem sehr gefälligen Schreibstil jede Möglichkeit, über den Stand des Faches, Standards sowohl in dem Erstellen von Forschungsdesigns als auch im Verhältnis zur Praxis sowie Problemen in der Disziplin zu reflektieren. Diese immer wieder, häufig in Verbindung mit Anekdoten, eingestreuten Meta-Betrachtungen sind nicht nur interessant, sondern bereiten interessierte Studenten auf die konkrete Wissenschaftspraxis vor.

Pollitt gelingt es mit diesem Aufbau und dem von ihm gewählten, kritischen Blick auf das Feld, in seinem Fazit den Leser darauf vorzubereiten, dass Verwaltungswissenschaft wie das Untersuchungsobjekt selbst vor tiefgreifenden Veränderungen steht. Von dem Aussterben bis zur weitgehenden Expansion ist alles möglich. Der Autor verhehlt jedoch nicht, dass er die gewinnbringendste Zukunftsentwicklung in einer geöffneten Wissenschaftspraxis sieht, die sich nicht nur für konkrete, empirische und vor allem problemorientierte Fragestellungen interessiert, sondern sich vor allem selbstbewusst dem Einfluss anderer Disziplinen öffnet. In dieser pragmatischen Sicht spiegelt sich die im Theorieteil sehr offen dargestellten Skepsis gegenüber post-modernen und kritischeren Ansätzen wider. In dieser „Advanced Introduction to Public Management and Administration“ erhält der Leser den notwendigen Abriss über den Stand der Wissenschaftspraxis in der Disziplin, um daran zu arbeiten, sich selbst in dieser zu positionieren. Und das ist wohl die beste Grundlage für den erwünschten selbstbewussten Umgang mit interdisziplinären Fragestellungen der Zukunft.

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