Die Wellen ersticken den Wind (von Arkadi und Boris Strugatzki)

die-wellen-ersticken-den-windMaxim Kammerer, einst als junger Mann auf der Inselwelt in geheimer Mission unterwegs und als Agent der KomKon2 damit beschäftigt eine Verschwörung außerirdischer auf der Erde aufzudecken, ist nun ein einflussreicher Beamter in der KomKon2. Einer seiner Mitarbeiter vermutet eine Verschwörung der Wanderer auf der Erde. Die Wanderer sind unglaublich weit entwickelte Wesen, die sich Zivilisationen annehmen, die vor einem Entwicklungsschritt stehen. Da die Menschheit technologisch nicht in eine Stagnation gefallen ist – was anderen Zivilisationen passiert ist – steht sie kurz vor einem weiteren Schritt. Doch nicht alle Menschen sind dafür bereit und die KomKon2 hat Hinweise darauf, dass die Wanderer aktiv die Menschen aussortieren, die bereit sind sich weiterzuentwickeln. Die Folgen könnten verheerend sein, schließlich stünden sich dann wieder zwei unterschiedliche Gemeinschaften der Menschheit gegenüber.

Der dritte Roman aus der Sicht Maxim Kammerers ist in der Form einer dokumentarischen Autobiografie gehalten. Kammerer schildert das Auftreten der Wanderer aus seiner Sicht unter zuhilfename einiger Dokumente aus dem Archiv der KomKon2. Tatsächlich sitzt Kammerer als gealteter Beamter vor allem hinter seinem Schreibtisch während sein junger und ambitionierter Mitarbeiter Toivo Glumow die Feldarbeit übernimmt. Er geht einer Fährte nach der anderen nach, diskutiert mit seriösen und weniger seriösen Wissenschaftlern, lässt sich von Kammerer herumkommandieren und von seinen Kameraden verspotten. Dies alles wird aus Dokumenten und Maxims Erinnerungen rekonstruiert. Diese Ansammlung verschiedener Stilformen ist nett, wirkt aber reichlich umständlich.

Die Strugatzki-Brüder kommen damit ihrem Ziel nahe, den Leser über alle Entwicklungen im Unklaren zu lassen. Es sind in fast jeder Situation mehrere Interpretationen der Handlung möglich und die beteiligten Sicherheitskräfte diskutieren diese bereitwillig und engagiert. Der Leser kann sich dadurch im Laufe des Romans eine eigene Version der Vorgänger zusammenbasteln.

Cover der Gesamtausgabe (die für diese Rezension herangezogen wurde)
Cover der Gesamtausgabe (die für diese Rezension herangezogen wurde)

Dabei ist die Grenze zwischen Skandal und Wahn hauchdünn. Die Erde scheint von einer durchaus gerechten Regierung geführt zu werden, die allen Bewohnern Wohlstand garantiert. Im Hintergrund dieses ideal-kommunistischen Regimes arbeitet die KomKon2 und reagiert äußerst sensibel auf jede mögliche Bedrohung. Daher ist es nie klar, ob die Wanderer tatsächlich existieren oder nur der Paranoia des Geheimdienstes entwachsen sind. Das liegt auch daran, dass viele Argumentationsmuster hanebüchen wirken, als Panorama jedoch durchaus eine gewisse Plausibilität entwickeln.

Zudem ist nicht geklärt, ob das Auftauchen der Wanderer für die Menschheit tatsächlich eine Katastrophe wäre. Schließlich wird Entwicklung auch von kommunistischen Regimen nicht notwendigerweise als schlecht verurteilt. Der Leser navigiert daher durch eine Ansammlung bürokratischer Verschwörungstheorien, die je nach Lesart die Menschheit vor einem einschneidenden Wandel bewahren sollen oder aber einen jungen ambitionierten Staatsdiener ins Verderben stürzen. Das ist nicht besonders kurzweilig und unterhaltsam, sondern stimmt in der Ansammlung eher nachdenklich über Bürokratie und Geheimdienste angesichts sich verändernde Beschäftigungsfelder in der Zukunft.

Add a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert