Der Ruf nach Freiheit (von Andreas Suchanek / Heliosphere Band 41)

Die Allianz hat die Schlacht um das Alzir-System überlebt, die Ash’Gul’Kon haben sich für den Moment zurückgezogen. In der Verschnaufpause entscheidet die Admiralität, die Hyperion unter Jayden Cross in eines der System zu entsenden, die Imperator Sjöberg während der Ash’Gul’Kon-Invasion aufgegeben hat. Im Indira-System treffen Cross und seine Besatzung auf all die Gräuel, die die Verbrannte Erde Politik Sjöbergs hinterlässt.

Der Beginn der Episode erscheint reichlich langatmig: Zunächst machen sich Jayden und Kirby auf den Weg, um auf Hope Yuna Ishida zu treffen. Das Ganze scheint eine mühsame Anreise zu sein, das Gespräch bricht jedoch an der entscheidenden Stelle aufgrund eines Treffen mit der Präsidentin und der Admiralität ab. Wenn man schon solch einen Aufwand betreibt, hätte man wenigstens noch fünf Minuten dran hängen können. Und überhaupt: Seit wann muss sich eine Präsidentin sowie die Spitze der Admiralität überhaupt mit einem einfachen Flottenkommandanten besprechen? Aufgrund seines Heldenstatus hat Jayden natürlich eine Extrawurst verdient. Doch dann könnte man ihn schlicht direkt zum Admiral befördern. So wirkt das erste Viertel der Folge als wolle man den Leser unbedingt (aus unerfindlichen Gründen) noch einmal auf den Neuesten Stand bringen, indem man den sowieso schon langen Zusammenfassungen vor der eigentlichen Handlung eine weitere Zusammenfassung in der Handlung zur Seite stellt.

Die Befreiung des Indira-System ist etwas überzeugender. Hier werden zwei Crewmitglieder der Hyperion mit Sjöbergs Grausamkeit konfrontiert. Zwei Mal treffen sie auf Rebellen, denen sie versprechen können, sie endlich von dem tödlichen Killchip in ihrem Kopf zu befreien. Zwei Mal gelingt es ihnen dennoch nicht das Leben dieser Verbündeten zu retten. Diese Szenen sind sehr gelungen.

Der Rest der Handlung ist hingegen enttäuschend. Überaus konstruiert wirkt, dass die Hyperion feindliche Raumschiffe just dann entdeckt als sie von ihnen umzingelt ist. Der Sensortrick, mit denen sie Sjöbergs Flotte im Anschluss täuschen kann, erscheint genauso eigenwillig.

Obwohl der Roman mit der Boden- und Raumhandlung im Indira-Systemeigentlich schon genug Handlungselemente hat, fügt Suchanek ihm noch eine Rückblende in Giulia Lorencias Ausbildungszeit und Noriko Ishidas Bemühungen das Leben ihrer Freundin (die vom Geist der Ash’Gul’Kon lebensgefährlich verletzt wurde) durch die Kybernetiker zu retten. Die Rückblenden sind gänzlich überflüssig. Norikos Bemühungen entsprechen ganz Suchaneks Lieblingsstil: Wieder einmal wird ein jahrelanger Plan enthüllt, der am Ende dann doch wieder nicht ganz erfüllt werden kann. Dieser Plan mag zwar etwas Bewegung in die Handlung bringen, er degradiert die Charaktere der Serie jedoch wieder einmal zu reinen Spielbällen des Schicksals (bzw. in diesem Fall der einstigen Kybernetiker-Anführerin). Da „Heliosphere 2265“ durchaus auf starke Protagonisten zurückgreifen könnte, sind diese Kunstgriffe schwer zu verstehen.

„Der Ruf nach Freiheit“ ist eine Ansammlung dicht gedrängter Handlungselemente, die alle keine Chance erhalten, sich zu entfalten. So bleiben Norikos Abentuer, die Unterhaltungen im Alzir-System und zuletzt auch die Befreiung des Indira-Systems oberflächlich, distanziert und letztlich langweilig.

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